
Zombiefiziertes Gameplay
Kommt man endlich bei den Credits an, kann man auf sechs Stunden monotones Gameplay zurückblicken. Und es kommt dem Spieler nicht vor, als hätte er sechs Stunden gespielt, eher fühlt es sich nach zwanzig Stunden an. Kreativität wurde in Survial Instinct anders definiert. Alles sieht bekannt aus, wenn wir uns das HUD anschauen. Call of Duty Spieler sind im Gameplay auch schnell drin, soweit gibt es nichts zu bemägeln, jedenfalls was die Belegung der Buttons betrifft. Will man die Waffe wechseln, fängt es mit dem Frust an. Beim drücken von "Y" öffnet sich ein Quick-Inventar der Waffen. Hat man einen Moment Ruhe, ist das nur nervig, aber wenn man von Zombies umgeben ist, kann ein Waffenwechsel zum Tod führen. Und das kann nicht sein!
Wird man von einem Zombie gepackt, kommt man direkt in ein Quick-Time-Event. Der Zombie schüttelt uns hin und hier, dabei muss man versuchen, den Kopf des Untoten mit dem Messer zu treffen. Besonders unlogisch wird es, wenn man von 25 Zombies gepackt wird. Nein, man wird nicht von der Masse gefressen, denn die Zombies stellen sich brav in eine Reihe und man darf mit einem nach dem anderen tanzen. Das Gefühl in Gefahr zu sein, kommt also nie auf. Bereits an diesem Punkt hat Survival Instinct schon verloren. Ein Zombie Spiel, in dem keine bedrückende Atmosphäre aufkommt, muss man nicht spielen.
Wenn sich trotzdem jemand traut, dieses Spiel zu testen, sollte er sich die Zahl "4" merken. Denn jeder Zombie verträgt genau vier Stiche mit dem Messer. Es ist also egal, ob man dem Zombie vier mal in den Zeh sticht, oder vier mal in den Kopf. Einen Finisher-Move gibt es natürlich auch, der funktioniert aber nur von hinten. Im Kampf muss man sich um den Zombie schlängeln und das Spiel erkennt dieses geistreiche Manöver als eine Stealth Attacke. Es ist ja klar, dass Zombies doof sind, aber das ist wieder nur unlogisch und technisch mangelhaft.
Wenn man versucht, die Engine zu durchschauen, fühlt man sich oft an Silent Hill erinnert. Dort musste man sich aufgrund der niedrigen Ressourcen um die Gegner schleichen. Das klappt auch super, bis die Engine dem Spieler einen Strich durch die Rechnung macht. Manchmal kann man sich durch eine Horde von Zombies schleichen, manchmal wird man von einem Zombie aus 50 Metern Entfernung gehört. Das ganze Level ist so gut wie verloren, sobald man von einem Zombie gehört wird. Da es keinen (funktionierenden) Autosave innerhalb des Levels gibt, kann ein Schrittfehler eine halbe Stunde Suchen und Schleichen zerstören. Will man alle Aufgaben erledigen, kann ein Level zeitaufwändig sein, aber die Gefahr ist einfach zu groß, seine Zeit im Level zu verschwenden.
Keine Kreativität
Wären die Level wenigstens schön, könnte man über die Mängel im Gameplay vielleicht hinwegsehen. Aber auch die optische Präsentation enttäuscht maßlos. Die älteren Gamer werden sich an Call of Duty 3 erinnern. So, oder so ähnlich, schaut Survival Instinct aus. Besonders traurig ist diese Tatsache, wenn man die Größe der Level wahrnimmt. Diese sind nämlich nicht viel größer als eine Call of Duty Multiplayer Karte. Die Texturen sind schwammig und nicht hochauflösend. Schaut man sich die Texturen an, die nicht im direkten Blickfeld sind, wächst die Enttäuschung weiter. Baumkronen sind als solche nicht zu erkennen und sehen nicht zeitgemäß aus. Survival Instinct macht in der Präsentation keinen guten Eindruck und eine weitere Befürchtung durch den Launch Trailer wird wahr.
Ein kleiner, durchaus positiver Punkt ist in der Präsentation trotzdem zu finden. Der Soundtrack ist wirklich gut, gerade weil viele Melodien aus der Serie bekannt sind. Aber auch die Soundkulisse ist gelungen. Das Öffnen von Türen, das Schleichen durch dunkle Gänge und das Verstecken von Zombies wird durch die Effekte der Umwelt sehr spannend gestaltet. Die Sprachausgabe der Charakter ist durch die originalen Schauspieler der Serie aufgenommen, was ein gewisses "Zuhause-Feeling" bringt.
Leider ist das Design der Zombies nicht außergewöhnlich und wirkt an einigen Stellen nicht überlegt. Menschen mit den verschiedensten Berufen können doch überall durch die Welt laufen, also warum sind die Zombies in Survival Instinct so geordnet? Farmer-Zombies finden wir nur auf Farmen oder ein Kleinstädten, Polizisten nur in der Nähe eines Departments. Da Zombies gerne durch die Welt wandeln, wirkt diese Ordnung in einer ungeordneten, apokalyptischen Welt einfach falsch.
Lizenzausschlachtung - die alte Laier
Nach jedem Kinofilm oder Erfolg eines neuen Franchises erleben wir es wieder: Die Lizenzausschlachtung! Robert Kirkmans Universum bekommt durch Survival Instinct einen ganz dicken Kratzer ab, denn das Spiel ist den Titel "The Walking Dead" keinesfalls wert. Vor zehn Jahren hätte das Spiel vielleicht funktioniert, aber heute kann man bei diesem Titel nur mit dem Kopf schütteln. Die Fans diskutierten bereits nach der Ankündigung über das Spiel, aber positive Gedanken sind niemanden entsprungen. Ich persönlich, als großer Walking Dead Fan, kann nur von einem Kauf abraten. Terminal Reality hat mit Survival Instinct keinen Titel auf dem Markt gebracht, den man spielen muss, denn dieses Produkt bietet einfach viel zu wenig.
Fazit
Ich liebe die Serie und mindestens genauso sehr liebe ich Telltale Games Adventure. Aber The Walking Dead: Survival Instinct hat nichts mit dem Original zu tun.
Zu keinem Zeitpunkt, ausgenommen der originalen Musik und Sprecher, kommt das Gefühl auf, sich im Walking Dead-Universum zu befinden. Die hässliche Spielwelt, so sollte sie in diesem Universum zwar sein, kann nie überzeugen und ist eher durch die schwache Präsentation hässlich.
The Walking Dead: Survival Instinct ist eine Beleidigung für das Franchise und dessen Fans. Niemandem kann zu dem Kauf geraten werden, nichtmal den größten Fans der Serie. Die technischen Mängel sind einfach zu groß und eine solch schlechte Lizenzumsetzung sollte nicht noch unterstützt werden.
Bewertung
Pro
- Original Stimmen & Soundtrack
Contra
- Technisch grauenhaft
- Schlechte Geschichte
- Lizenzausschlachtung