
Gigantische und zugleich lebendige Welt ...
Als Spielweise dienen uns in The Crew die Vereinigten Staaten von Amerika als "Miniaturversion". Aber so Mini ist die Map eigentlich nicht. Denn eines muss man Ivory Tower lassen. Die befahrbare Spielwelt ist GIGANTISCH. Zum Vergleich fahren wir von New York (Ostküste) nach Los Angales (Westküste). Das Navi zeigt uns knapp 110km an. Die Fahrtzeit betrug auf der Strecke stolze 45Min. Je nach Auto kann die Zeit natürlich variieren. Die Storyline führt uns quer durch die USA. Von Detroit über Chicago nach Saint Louis und New York, anschließend von Miami über Las Vegas nach Los Angeles. Doch es ist nur ein Teil von dieser umfangreichen Welt. Insgesamt gibt es neben den 12 bekanntesten Städten noch 1000 reale Orte, die mit einem 6000km langen Straßennetz verbunden sind. Die Welt sollte so realistisch wie möglich aussehen und das haben die Entwickler von Ivory Tower auch hinbekommen.
Wer schon mal in Chicago war, wird die Stadt schon auf dem Freeway in Richtung Skyline erkennen. Auch die optischen Unterschiede der realen Städte in Form von Wahrzeichen oder Häuserart wurden perfekt wiedergegeben. Auch die Gebiete außerhalb der Städte wurden optisch sehr nah an die realen Vorgaben gebracht. Der von Landwirtschaft geprägte mittlere Westen oder die Wüste rundum Las Vegas wurden wirklich sehr gut modelliert. Doch diese gigantische Spielwelt ist nicht leer. Auf der Fahrt durch Wälder, Wüsten oder Städte sind wir nicht alleine. Es kann immer passieren, dass mal eben ein Tier über die Straße läuft oder wir an einer Schranke halten müssen, weil ein Zug im Anmarsch ist. Flugzeuge und Vögel beherrschen den Himmel und in der Stadt tummeln sich Passanten auf dem Gehweg. Während der rasanten Rennen passieren rundherum sehr viele Dinge. Zum Beispiel wird gerade im Hafen ein Boot verladen oder ein großer Radlader kreuzt unseren Weg. Dann heißt es gekonnt ausweichen. Dieser Umstand verleit dem Rennen einen einzigartigen Touch. Einsame Klasse! Auch viele Objekte, die am Rand stehen, sind nicht einfach statisch. Egal ob parkende Autos, Laternen, Müllsäcke oder Zäune. Alles, was im Weg ist, wird bis auf wenige Ausnahmen über den Haufen gefahren. Auch die aus Forza Horizon berüchtigte Strommaste lassen sich in The Crew problemlos umfahren. Dazu gibt es eine simple Animation, wie die Stromkabel langsam absinken und fertig. Für uns als Horizon-Vetarane äußerst positiv.
... jedoch ohne den Hauch von MMO
Aber während unserer Fahrten durch die Spieltwelt fehlt uns dann doch etwas. Andere Spieler treffen wir nur sehr selten an. Von den Tausenden Spielern die sich gleichzeitig auf der Map bewegen sollen, sehen wir nur eine Handvoll. Und das wortwörtlich. Es haben sich in den ca 20. Stunden nicht mehr als 5 Spieler gleichzeitig auf der Karte befunden. Denn es handelt sich nicht um ein klassisches MMO. Eher um einen Hybriden, wie es im Zeitalter von Xbox One und Playstation 4 zur Tagesordnung wird. Alle Spieler bewegen sich vielleicht gleichzeitig auf einem Server aber pro Instanz sind nur maximal acht Spieler zugelassen. Kennen wir aus Spielen wie Destiny oder auch Test Drive Unlimited 2. Das führt dazu, dass diese gigantische Spielwelt in The Crew wie leer gefegt ist. Wir finden diesen Umstand äußerst schade.
Unterwegs mit der Crew
Fast alle Storymissionen lassen sich auch im Koop bestreiten. Eine Crew können wir aus drei anderen Spielern bilden. Durch dieses Feature landen gebildete Crews oftmals in der gleichen Lobby und gesetzte Ziele werden für alle auf der Karte angezeigt. Doch auch so funktioniert das Feature meist gut. Doch trotzdem zeigen sich schnell einige Schwächen auf. Zum einen können wir für jede Mission eine sogenannte Schnell-Koop-Anfragen an alle Spieler in der Lobby schicken, doch leider geht diese Anfrage wirklich nur an die sich in der Lobby befindlichen Spieler. Dadurch finden sich sehr selten passende Mitspieler. In 95% aller Fälle werden die Anfragen nämlich überhaupt nicht angenommen. Auch wir nahmen nicht jede Anfrage an, da wir meist die angefragte Mission schon erledigt hatten. Das andere Problem ist, dass pro Instanz immer Spieler mit komplett anderem Fortschritt zusammengesteckt wurden. So ist doch klar, dass sich keine Spieler finden. Dadurch ist es wohl am einfachsten, sich mit seinen Freunden zusammenzutun.
Immer was zu tun
Die ca. 20 Stunden lange Story lässt uns selten mal kurz aufatmen. Ständig klingelt das Handy und versucht uns, zur neuen Mission zu leiten. Doch das ist noch lange nicht genug. Die gigantische Spielwelt bietet viele weitere Aufgaben, die zu bewältigen sind. So fängt öfter das Radar an zu blinken und piepsen. Das wird dann eine der vielen Sendestationen oder verborgenes Auto sein, die sich in der Nähe verstecken. Haben wir eine der Sendestationen gefunden, schalten diese alle Herausforderungen in der Umgebung frei und zeigt diese auf der Karte an - das erinnert ein wenig an Assassin´s Creed. Haben wir alle verborgenen Autos des Gebiets gefunden, schalten sie uns als Belohnung neue Zusatzfahrzeuge frei. Neben diesen Suchaufgaben gibt es überall auf den Straßen kleine Miniherausforderungen. Unter anderem müssen wir bei diesen Herausforderungen Slalom fahren, präzise durch Tore fahren, eine Ideallinie halten, mit einer hohen Geschwindigkeit auf der Straße bleiben und vieles mehr. Durch diese Herausforderungen können wir nicht nur Geld verdienen, sondern auch unseren Fahrerrang erhöhen und unser Fahrzeug durch neue Bauteile aufleveln. Doch neben diesen Aufgaben gibt es noch rund 250 Sehenswürdigkeiten wie den Central Park oder das weiße Haus zu erkunden. Das bringt noch mal ein ein paar Erfahrungspunkte.
Ein würdiger Test Drive Unlimited Nachkomme?
Also machen wir es kurz und schmerzlos - Nein! Test Drive Unlimited teilt sich bis auf das gleiche Genre und dieselben Entwickler nichts weiter. Mal ein kleiner Rückblick: Schon im Jahre 2006 wollte Atari mit Eden Games ein Open-World Rennspiel mit einem MMO kombinieren. Aus diesem Gedanken entstand Test Drive Unlimited und Atari feierten damit einen Genre verändernden Erfolg. TDU war für seine damaligen Verhältnisse ein Meilenstein. Der Umfang sprengte damalige Spiele bei weiten. Insgesamt 91 Fahrzeuge mit Cockpit-Ansicht und einer sehr großen Spielwelt in Form einer "Miniversion" von Hawaii. Schauen wir uns ganze acht Jahre später The Crew an können wir gänzlich nur von einem Rückschritt sprechen. Mit der Schließung von Eden Games starb auch die Marke Test Drive Unlimited. The Crew kann dieses Erbe bei weitem nicht antreten und die Suche geht weiter.
Technisch mit angezogener Handbremse
Im Allgemeinen reißt das Multiplayer-Rennspiel grafisch keine Bäume aus. Zwar war schon im vornherein klar, dass man bei einem MMO-Spiel keine qualitativ hochwertige Grafik erwarten kann. Doch das Endergebnis sieht eher danach aus, dass dem Spiel noch locker 6-12 Monate Optimierungszeit fehlten. The Crew läuft auf der Xbox One in einer Auflösung von 1080p und mit einer Bildwiederholungsfrequenz von 30 Bildern pro Sekunde. Diese 30 Bilder pro Sekunde werden aber nicht immer stabil wiedergegeben. Vor allem in Städten kommt es meist zu starken Framerateeinbrüchen. Insgesamt ist auch der Tearing-Effekt (Bildzerreisen) sehr stark zu erkennen. Ein weiterer Minuspunkt ist das wirklich aggressive Kantenflimmern. Hier zeigt sich, dass wirklich keine Kantenglättung im Einsatz ist. Nichtmal eine Ressourcen sparende Post-AA-Technik wird hier verwendet. Dazu gesellen sich ständig aufploppende Objekte wie Gebäude, Autos, Straßenschilder und Bäume. Außerdem lässt die Texturqualität zu wünschen übrig. Auf dem Weg durch die USA begegnen uns wirklich zahlreiche matschige Texturtapeten. Desweiteren besitzen die Cockpits der Autos zwar Spiegel, welche aber nicht die Spielwelt reflektieren. Alles im Allen ist die technische Darbietung eher ernüchternd. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen.
Fazit
Leider waren die Versprechungen von Ubisoft dann doch größer. Alles kann The Crew nicht erfüllen und der Online-Racer kann nur bedingt überzeugen. Die ca. 20-stündige banale Story kann zwar unterhalten, bietet aber keine nötige Tiefe.
Doch auch nach der Story dreht sich das Rad weiter. Die gigantische Map setzt wirklich neue Maßstäbe im Open-World Rennspielgenre. Sie mit vielen Details bestückt und wirkt extrem lebendig und treibt den Entdeckerdrang in die Höhe. Mit der motivierenden Levelmechanik, Nebenaufgaben und den PVP-Lobbys entsteht ein richtiger Suchtstrudel und verlangt es, immer mehr Kilometer auf dem Tacho zu sammeln. Alle Fahrzeuge lassen sich problemlos optisch verändern. Negativ ist jedoch, dass es nur 40 Fahrzeuge gibt und das diese teilweise ein Vermögen kosten.
Weniger positiv ist die dagegen das schwammige und indirekte Fahrverhalten der Fahrzeuge. Für ein Arcade-Racer ein wenig enttäuschend. Die nervigen Verfolgungsmissionen, worin sich die völlig schwache und unrealistische KI zeigt, runden das Gameplay negativ ab.
Ernüchternd ist auch der Online-Modus in The Crew. Es kommt leider kein MMO-Feeling rüber und die Map ist fast wie leer gefegt. Es können sich pro Instanz nur maximal acht Spieler gleichzeitig auf der Map befinden und die Anzahl erreichten wir in unserem Test nie. Auch das namensgebende Crew-Feature funktioniert zwar gut, aber wirkt sehr aufgesetzt.
Nächster Kritikpunkt ist dieser unnötige Onlinezwang. Alle Missionen und Herausforderungen lassen sich ganz problemlos alleine absolvieren. Trennt man aber die Verbindung, fliegt man auch von den Servern. Das finden ich ein wenig lächerlich und unnötig!
Dennoch, für diese detaillierte und gigantische Spielwelt vergeben wir unseren XBoxUser Special Award!
Bewertung
Pro
- Fahrzeugverbesserungen wirken sich positiv aufs Fahrverhalten aus
- Sehr kurze Ladezeiten
- Guter Mix aus Asphalt- und Offroad-Strecken
- Gigantische und lebendige Spielwelt
- Umfangreiche Story ...
Contra
- ... die recht banal ist
- Technisch ernüchternd
- Schwammiges und unrealistische Fahrverhalten
- Crew-Feature wirkt wie drangeklebt
- Nur 40 Fahrzeuge
- Keine Wettereffekte
- Unrealistische KI
- Unnötiger Onlinezwang


1 Kommentar
c0rtez Di, 16.12.2014, 19:03 Uhr
Danke für den Test. Spiegelt auch das wieder was mir die Beta so gesagt hat.
Spiel findet nicht den Weg zu mir nach Hause ;)