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Mit dem ambitionierten MMO-Racer The Crew liefert das französische Entwicklerstudio Ivory Tower ihr ersten Titel ab. Dabei setzt sich das Studio aus ehemaligen Eden Games-Mitarbeitern zusammen, die vor einiger Zeit an Test Drive Unltimited arbeiteten. Studio-Mitgründer Ahmed Boukhefila sagte schon oft, dass man Test Drive Unlimited praktisch als Prototypen für The Crew werten könnte. Wir haben The Crew die letzten Tage auf der Xbox One ausgiebig getestet und sagen euch, inwiefern sich das Genre verändernde Test Drive Unlimited auf The Crew auswirkte.

Rachefeldzug im Namen der Vereinigten Staaten von Amerika

Eigentlich wurde The Crew als Massively Multiplayer Online-Racer angekündigt. Doch das Spiel bietet neben den Online Rennen noch eine relativ ausgeprägte Story. Dort nehmen wir die Rolle von Alex Taylor ein, der zusehen musste, wie sein Bruder namens Dayton hinterhältig von einem Mitglied der Autogang 510 erschossen wurde. Doch Alex wird daraufhin unschuldig in den Knast gesteckt. Grund dafür ist der korrupte Cop Coburn, der mit dem Mörder von Dayton namens Shiv unter einer Decke steckt. Fünf ganze Jahre verbrachte Alex im Gefängnis. Es ergibt sich aber ein kleiner Lichtblick, denn das FBI ist an einer Zusammenarbeit interessiert. In den letzten fünf Jahren ist nämlich Shiv zum 510-Boss aufgestiegen und aus der Autogang wurde eine landesweit operierende Schieberbande. Coburn kümmert sich um die Polizei und die Raser-Bande kann sich ohne gesetzliche Hindernisse im ganzen Land austoben. Wir müssen uns also in die Autogang einschleusen und mit der attraktiven FBI-Agentin Zoe zusammenarbeiten, damit wir den korrupten Cop Coburn ans Messer liefern und die Verbrecherorganisation sprengen können. Als Belohnung dürfen wir nicht nur das Gefängnis frühzeitig verlassen, sondern bekommen Shiv auf dem Silbertablett.

Doch insgesamt kann die Story zwar unterhalten, aber nicht ganz überzeugen. Vieles ist klischeebehaftet und einfach banal. Die Charaktere sind viel zu eindimensional und auch die Dialoge sind äußerst flach und größtenteils völlig idiotisch. Trotz hochkarätigem Synchronsprecherteam ist die deutsche Synchro verbesserungswürdig. Oft hören sich die Sprecher einfach lustlos und unmotiviert an und auch der Slang klingt einfach nicht nach einer kriminellen "Autogang". Das könnte vielleicht auch der deutschen Sprache liegen und damit ein bekanntes Thema in Filmen und Spielen. Die Aufgaben der jeweiligen Missionen wiederholen sich ständig. Mal ist es ein Rennen, mal müssen wir einfach schnell und ohne viel Schaden eine Strecke absolvieren, mal kommt es zu einer Verfolgungsjagd und mal müssen wir selbst vor der Polizei oder Gangstern abhauen. Dieser Pool an Missionstypen wiederholt sich im ständigen Rhythmus. Doch was stellen wir auch für Anforderungen? Wir spielen hier ja kein Flatout.

Ein bisschen Rollenspiel geht immer

Nach jeder abgeschlossenen Mission oder Herausforderung winken Erfahrungspunkte oder Bauteile. Welchen Wert die neuen Bauteile haben entscheidet, wie gut man die jeweilige Aufgabe absolviert. Somit bekommen wir ein bronzenes, silbernes oder goldenes Bauteil für unser Auto, das wiederum unsere Fahrzeugstufe erhöht. Mit den Bauteilen können wir das Getriebe, Auspuffanlage Reifen oder Übersetzung unseres fahrbaren Untersatzes weiter aufleveln. Das Auto wird nicht nur immer besser sondern wir pflegen nach einier Zeit eine kleine Bindung zu unserem Flitzer. Denn eigentlich reicht uns unser Startauto in Form des aus der Beta bekannten Camaros in der streng limitierten LuNatik-Edition. Doch auch optisch lässt sich unser Gefährt weiter aufmöbeln. So lassen sich optische Anpassungen in Form von Lackierungen, Aufklebern und Karosserie-Veränderungen vornehmen und Tuning-Herzen höher schlagen.

Fragwürdige Fahrphysik und frustgeladenes KI-Verhalten

Das Fahrverhalten der Fahrzeuge ist in The Crew sehr speziell. Die Fahrzeuge fühlen sich sehr schwammig an und haben oft das Problem, dass die Fahrzeuge entweder ausbrechen oder den Lenkbefehl nicht direkt auf die Straße bringen. Anfangs hatten wir damit große Probleme, später gewöhnt man sich aber an das Auto. Wie oben angesprochen levelt man durch Bauteile sein Fahrzeug auf, das spürt man von Stufe zu Stufe. Das Fahrzeug liegt immer besser auf der Straße und Herausforderungen werden leichter. Doch warum entschieden sich die Entwickler zu so einem Gameplaydesign? Grund hierfür sind wohl die vielen verschiedenen Fahrzeugtypen wie Performance oder Rallye. Das Fahrverhalten unterscheidet sich sehr stark. Doch fragwürdig ist diese Entscheidung und die finale Umsetzung allemale und Simulation-Fans werden hier auch Probleme kriegen.

Für frustgeladene Stunden sorgen aber die computergesteuerten Gegner auf den Straßen. Neben dem leichten Gummiband-Effekt in Rennen sind wirklich alle Verfolgungs-Rennen einfach nervig. Egal ob wir ein gegnerisches Fahrzeug verfolgen und zerstören müssen, oder wir wild von Gegnern gejagt werden. Wir sind immer kurz davor, den Controller in die Ecke zu schmeißen und die Konsole gleich mit. Einige Missionen müssen wir teils acht oder neun Mal wiederholen, damit wir die genaue Fahrlinie des Gegners auswendig kennen oder halt mal Glück beim Abhauen hatten. Denn in den Missionen, wo wir den Gegner jagen, ist er nicht nur recht schnell unterwegs. Nein, er biegt auch immer links oder rechts ab, wenn wir ihn gerade rammen wollen. In den Missionen, wo aber wir gejagt werden, toppt die KI wirklich alle Grenzen. Da hätten wir einmal die typische Need for Speed-Krankheiten, wo richtige Klapperkisten mal eben einen voll getunten Ford GT ohne Probleme einholen können. Dann benutzen diese Klapperkisten noch sehr mysteriöse Nitro-Gemische, die eine sofortige Beschleunigung auf locker 400km/h ermöglichen. Schade, das wir solch ein Gemisch im Spiel nicht zu Gesicht bekommen. Neben diesen zwei Punkten fällt eine relativ schlechte Kollisionsabfrage negativ ins Gewicht. Vor allem in Koop-Runden sind diese stark vertreten.

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Fazit

Leider waren die Versprechungen von Ubisoft dann doch größer. Alles kann The Crew nicht erfüllen und der Online-Racer kann nur bedingt überzeugen. Die ca. 20-stündige banale Story kann zwar unterhalten, bietet aber keine nötige Tiefe.

Doch auch nach der Story dreht sich das Rad weiter. Die gigantische Map setzt wirklich neue Maßstäbe im Open-World Rennspielgenre. Sie mit vielen Details bestückt und wirkt extrem lebendig und treibt den Entdeckerdrang in die Höhe. Mit der motivierenden Levelmechanik, Nebenaufgaben und den PVP-Lobbys entsteht ein richtiger Suchtstrudel und verlangt es, immer mehr Kilometer auf dem Tacho zu sammeln. Alle Fahrzeuge lassen sich problemlos optisch verändern. Negativ ist jedoch, dass es nur 40 Fahrzeuge gibt und das diese teilweise ein Vermögen kosten.

Weniger positiv ist die dagegen das schwammige und indirekte Fahrverhalten der Fahrzeuge. Für ein Arcade-Racer ein wenig enttäuschend. Die nervigen Verfolgungsmissionen, worin sich die völlig schwache und unrealistische KI zeigt, runden das Gameplay negativ ab.

Ernüchternd ist auch der Online-Modus in The Crew. Es kommt leider kein MMO-Feeling rüber und die Map ist fast wie leer gefegt. Es können sich pro Instanz nur maximal acht Spieler gleichzeitig auf der Map befinden und die Anzahl erreichten wir in unserem Test nie. Auch das namensgebende Crew-Feature funktioniert zwar gut, aber wirkt sehr aufgesetzt.

Nächster Kritikpunkt ist dieser unnötige Onlinezwang. Alle Missionen und Herausforderungen lassen sich ganz problemlos alleine absolvieren. Trennt man aber die Verbindung, fliegt man auch von den Servern. Das finden ich ein wenig lächerlich und unnötig!

Dennoch, für diese detaillierte und gigantische Spielwelt vergeben wir unseren XBoxUser Special Award!


Bewertung

Pro

  • Fahrzeugverbesserungen wirken sich positiv aufs Fahrverhalten aus
  • Sehr kurze Ladezeiten
  • Guter Mix aus Asphalt- und Offroad-Strecken
  • Gigantische und lebendige Spielwelt
  • Umfangreiche Story ...

Contra

  • ... die recht banal ist
  • Technisch ernüchternd
  • Schwammiges und unrealistische Fahrverhalten
  • Crew-Feature wirkt wie drangeklebt
  • Nur 40 Fahrzeuge
  • Keine Wettereffekte
  • Unrealistische KI
  • Unnötiger Onlinezwang

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award

1 Kommentar

c0rtez Di, 16.12.2014, 19:03 Uhr

Danke für den Test. Spiegelt auch das wieder was mir die Beta so gesagt hat.

Spiel findet nicht den Weg zu mir nach Hause ;)