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Sollte es eine Statistik über die meist benutzen Wörter in Videogames 2015 geben, bin ich mir sicher, dass auf Platz eins und zwei "Remastered" und "Zombies" stehen würden. Wie passend, dass die State of Decay Year One Edition diese beiden Worte vereint und eine Neuauflage des Zombie Games auf die Xbox One bringt. Einige Nächte haben wir uns gegen die Zombies durchsetzen können und überliefern euch passend zum heutigen Release den XBoxUser Erfahrungsbericht.

Zombiefilm Regel Nr. 1: Die Quelle der Seuche ist nicht bekannt

Wie es in (den guten alten) Zombie-Filmen so üblich ist, startet die Story mehr oder weniger direkt im Geschehen. Hollywood hat uns gelehrt, dass die unbekannte Herkunft des Erregers einen Reiz ausmacht. Auch heute ist dieses Rätsel Bestandteil der meisten Zombie-Filme und -Spiele und wird nur durch Ausnahmen wie das bald erscheinende Walking Dead Spinoff geklärt.

?In State of Decay hält man sich zumindest an das klassische Rezept und der Spieler startet direkt in der Wildnis und sieht, wie nette Menschen von weniger netten ehemaligen Menschen (Untote) gefressen werden. Mit einem Stock bewaffnet wird diesen Leuten natürlich schnell geholfen, denn wir spielen einen guten Menschen, der möglichst viel Positives in diese doch eher negativ gestimmte Zombie-Apokalypse bringen möchte.

Nach der Rettung beginnt der Spieler sich mit den Überlebenden des Angriffs anzufreunden und versucht ein Lager aufzubauen, bereits nach kurzer Spielzeit wird dieses jedoch verlassen und man zieht um, so erweitert sich die Gruppe und damit auch die Probleme. Durch Events wird die Truppe um den Spieler immer mal wieder von einem Ort zum anderen getrieben, doch auch nach mehreren Stunden Spielzeit fehlt mir ein richtig roter Faden der Story.

Hier und da trifft man auf andere Überlebende, wie eine Gruppe, die versucht, eine neue Gesellschaft mit Gesetzen und Ordnung aufzubauen, oder auch Militär-Truppen, die scheinbar nichts Gutes planen. Doch richtige Verbindungen knüpft man nie zu Freund oder Feind und so bleibt es dem Spieler meist egal, was mit den anderen Personen passiert. Alles was die Fraktionen und Figuren sind, sind grüne Kreise auf einer Map, die für uns einen Auftrag bedeuten, insgesamt kommt eher das Gefühl auf, eine Liste Missionen abzuarbeiten, als eine wirkliche Handlung zu verfolgen. Die offene Welt mit kleinen Städten und Dörfern bietet etliche Möglichkeiten, eine emotionale Handlung zu erstellen, doch am Ende kommt nichts davon beim Spieler an, was einen enormen Motivationsverlust bedeutet.

Sims of the Dead

State of Decay nimmt sich aus diversen Spielen, was es braucht und möchte daraus eine eigene Mischung an Open World Survival Zombie Action machen. Zu dem Eintopf, welcher uns serviert wird, gehören nicht nur eine offene Welt mit Fahrzeugen im Sinne von GTA, sondern ebenso leichte Rollenspiel Elemente wie Stufenaufstiege und Skills, aber auch die Emotionen und Bedürfnisse der Figuren in eurem zu Hause müssen wie bei den Sims gepflegt werden.

Wie kommen alle diese Faktoren im Spiel zusammen? Den größten Teil nimmt natürlich die Third Person Action ein, in dem ihr los zieht und Missionen erledigt. Doch parallel müsst ihr euch eure Basis aufbauen bzw. auch neue Lager aufschlagen und somit expandieren. Hierzu gilt es, in den Missionen Rohstoffe zu sammeln und daraus dann z.B. eine Krankenstation zu bauen. Doch dies alleine reicht nicht, um euer Lager zu versorgen. Es gibt eine Moralanzeige und diese darf nicht sinken, daher ist es eure Aufgabe, um jeden Preis alle Leute bei guter Laune zu halten. Dann gibt es immer mal wieder Meldungen wie "Lisa ist wütend" oder "Paul ist traurig". Kommen solche Meldungen, verliert ihr Moral und solltet etwas dagegen tun, die Lösung der Probleme ist meist die selbe: Ihr nehmt die Person welche von irgendwelchen Emotionen geplagt wird, zieht mit dieser los, tötet Zombies und sagt "Hey reiss dich mal zusammen"; Krise abgewandt. Die teilweise lächerlichen Befindlichkeiten der Personen (die ihr meist gar nicht kennt, weil sie nicht anders als in Statistiken in Erscheinung treten) erinnern schon an wenig an die Sims, der Umgang mit deren Probleme dann aber wieder an einen Shooter.

Der Aufbau des Lagers und die Pflege der Zusammengehörigkeit sind Faktoren, die großes Potential bieten, hier wurden diese aber nicht wirklich gut umgesetzt. Schnell ist alles gebaut, was das aktuelle Lager verkraften kann und weitere Updates gibt es nur durch langes Suchen von Ressourcen in der Open World. Durch die emotionslose Bindung zu anderen Figuren findet der Spieler deren Probleme auch eher nervig als bewegend. Kurzum gesagt, schafft der Entwickler es, dass alle diese Features, welche so viel bieten können, eher als Störfaktor empfunden werden, der euch von der Fortsetzung der "Story" abhält.

Das Leben in der Zombie Apokalypse ist eintönig

Viele Leute sagen, sie würden gerne einen Tag in der Zombie-Apokalypse verbringen. Der Grund hierfür dürfte sein, dass genau diese Leute sich einfach mal ungestraft daneben benehmen wollen. Ich spiele für sowas in der Regel Videospiele, doch richtig daneben benehmen kann man sich in State of Decay leider nicht. Wie schon erwähnt fehlt es einfach an Freiheiten, auch mal einen groben oder gar bösen Weg zu gehen. Somit ist die Zombie-Apokalypse hier für Gamer sehr eintönig.

?Um ja allen anderen Überlebenden in der Welt zu gefallen, seit ihr quasi durchgängig der Laufbursche und dieses Wort trifft es bei State of Decay doch sehr genau. Ihr habt eine lange Liste an Aufträgen, oftmals ist gar nicht so ersichtlich, was davon jetzt eigentlich Hauptquest ist, es sind wirklich viele Missionen und die Menüs sind leider auch nicht wirklich übersichtlich gestaltet. Die Missionen richten sich fast ausschließlich nach den Schemen "Gehe zu Punkt A und hole Objekt B" oder "Gehe zu Punkt A und Töte Gegner B". Hierzu könnt ihr durch die Map laufen oder eines der zahlreichen Fahrzeuge benutzen, die in der Welt verstreut sind. Nach bereits kurzer Zeit bevorzugt man jedoch das Fahrzeug, da Wege einen großen Teil des Games ausmachen. Bei den ersten Aufträgen ist es noch spannend zu schleichen und zu versuchen, keine Zombies aufzuschrecken, doch bald merkt man, dass dies für all die Lauferei einfach zu aufwendig ist und steigt in einen Van, mit dem man einfach durch die Horden brettert.

Realistisch aber nervtötend ist es, Ressourcen zu sammeln, denn die großen Pakete sind schwer, wodurch ihr nur wenig Ressourcen auf einmal tragen könnt. Dies heisst für den Spieler nicht nur, dass er sich zwischen Ressourcen entscheiden muss, die er mitnimmt, sondern auch dass zeitnah nach jedem Fund der Weg zurück ins Lager angetreten werden muss. Es gibt für solch niedere Arbeiten auch die Möglichkeit, Verstärkung zu rufen, doch dies ist auch nicht immer möglich.

Der Spielablauf, so viele Schichten, wie er zu bieten scheint, reduziert sich dauerhaft auf die gleichen Mechaniken und macht es so fast unmöglich, State of Decay länger als eine Stunde zu spielen ohne gelangweilt zu sein. Auch ein späterer Wiedereinstig in das Spiel ist wegen der bereits genannten dünnen Story wenig motivierend.

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Fazit

?Bereits auf der Xbox 360 war das Gameplay von State of Decay nicht sonderlich abwechslungsreich. Dies hat sich natürlich nicht geändert und leider können auch die mitgelieferte Addons hier nicht als innovativer Zugewinn gerechnet werden. Die Überarbeitung bringt ausser schärferen Kanten und minimal besserer Menüführung absolut nichts, was einen Neukauf für Besitzer des Originals rechtfertigen würde.

Das Gefühl, eine neue Gesellschaft in einer trostlosen Welt aufbauen zu müssen, wird gut vermittelt, das gebe ich zu, jedoch fehlt es der Story an emotionaler Tiefe und vor allem an einem roten Faden. Zu guter Letzt ist bei einem solch monotonem Titel das Fehlen eines Multiplayer Modus kaum zu verschmerzen.

So erhalten wir auch mit der Year One Edition von State of Decay nur ein durchschnittliches Spiel, was ohne den Zombie Hype möglicherweise gar nicht aufgefallen wäre.


Bewertung

Pro

  • Hauptspiel und Addons haben getrennte Savegames
  • Viel Umfang

Contra

  • Technisch keine gute Neuauflage
  • Eintönige Missionen
  • Kein Multiplayer
  • Story zu emotionslos

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
7

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