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Was gut funktioniert

Allem Story-Manko zu trotz macht Star Wars Outlaws Laune. Die vielen verschiedenen Orte, auch wenn einiges sich optisch ein wenig wiederholt, die Freiheit, die Mission zu starten, die man möchte und die Abwechslung in den Hauptmissionen unterhalten. Wer generell Krieg-der-Sterne-Fan ist, der wird auch einige Easter Eggs entdecken, von denen wir an dieser Stelle keine verraten wollen. Nur so als Hinweis: Die Geschichte von Outlaws spielt zwischen Episode V (Das Imperium schlägt zurück) und Episode VI (Die Rückkehr der Jedi-Ritter) der Hauptfilme.

Doch auch einige Originalideen aus Outlaws sind gut. Der freche kleine Kompagnon Nix und das mit ihm im Zusammenhang stehende Schleich-Gameplay bietet nicht nur Abwechslung, sondern auch neue Spielmöglichkeiten. Das neue Raumschiff, die Trailblazer, sieht toll aus und kann auch von innen erkundet werden. Auch der Anfangsplanet, Toshara, der ein wenig an ostafrikanische Savannen erinnert, ist neu und bietet eine abwechslungsreiche Flora und Fauna sowie ein sehr gut designtes

Sehr gelungen ist auch die Soundkulisse. Wenn beim Start des Raumschiffs die Star-Wars-Melodien spielen und dann noch die Blaster-Geräusche um einen herumertönen, weil man von überall beschossen wird – dann fühlt man sich direkt in die Star-Wars-Welt hineinversetzt. Auch die Synchro ist gut und die Soundkulisse ist das, was einen am meisten in die Ära der ersten Filmtrilogie versetzt (für mich war der größte Nostalgie-Flash als ich auf Tatooine zum ersten Mal die Jawa-Händler habe in ihrer Sprache reden hören – Hammer!).

Nichts zuletzt muss man den Umfang des Spiels erwähnen, der mit seinen vielen Missionen enorm ist (wir haben nach 30 Stunden noch nicht mal die Hälfte der Missionen gespielt) – und den Umfang erweitern tun auch die zahlreichen kleinen Minispiele (z.B. Arcade-Automaten oder Fathier-Rennen auf die man setzen kann), allen voran Kessel Sabbac. Das Kartenspiel der Galaxie schlechthin ist sehr ausgereift implementiert worden und durch spielverändernde Karten, die man im Laufe des Games sammeln kann, sowie Schummel-Optionen, bekommt Sabbac, das ein wenig an Poker erinnert, eine große taktische Note. Das Spiel macht süchtig, wenn man immer wieder versucht, noch mehr Geld zu verdienen.

Was eher nicht so gut funktioniert

Das Spiel bleibt in allem mittelmäßig, und das frustriert ein wenig. Angefangen bei der schwachen Hauptprotagonistin, die neben ein paar frechen Sprüchen und ein gaaaaanz klein wenig Hintergrundstory wenig Motivation noch Charaktertiefe hat und somit auch keine Entwicklung durchmacht. Auch ihre Crew, die man nach und nach erspielt – allem voran der Androide ND-5, bekommen nie wirklich die Tiefe, die sie verdient hätten. Vor allem bei ND-5 ist es eine verpasste Gelegenheit, denn er verbleibt i.d.R. im Schiff, während Kay sich alleine durchschlägt. Hier hätte ein wenig kooperatives Gameplay und zusätzliche gemeinsame Szenen und Missionen ihre Beziehung stärker entwickelt und die vermeintliche Freundschaft gegen Ende des Spiels hätte dann nicht so gekünstelt und gehetzt gewirkt.

Danach sind es aber auch Gameplay-Elemente, die einfach altbacken wirken. So ist die Gegner-KI grässlich dumm, hört und sieht nichts, selbst wenn der Kopf in eure Richtung schaut, kommt bei Feuergefechten stets nach vorne zu euch ins offene Feuer gehechtet und auch die Kartelle vergeben euch, selbst wenn ihr ein paar Hunderte ihrer Mitglieder abgeschlachtet habt, sobald ihr einen neuen Auftrag für sie erfüllt. Das wirkt leider sehr lächerlich.

Die Umgebungen bleiben meist trotz reichlicher Fülle recht leblos, denn die Interaktionen sind begrenzt – typisch für ein Open-World-Spiel im 21. Jahrhundert. Vieles bleibt linear – versteckte Objekte lassen sich i.d.R. nur auf eine einzige, spezifische, mittels gelber Objekte oder leuchtenden Interaktionen für Nix, ergattern, und es gibt ein paar Metroidvania-ähnliche Spielelemente, die einen beim Erkunden immer wieder einen Riegel vorschieben. Aber auch insgesamt ist das Spiel, trotz des großen Umfangs, schnell repetitiv, vor allem aufgrund der gefühlt tausend Nebenmissionen, die sich meist exakt gleich abspielen.

Nicht zuletzt fehlt es vor allem an Feinschliff. Auf der Series X, für die das Spiel der Werbung nach „optimiert“ ist, läuft es zwar flüssig, aber es gibt dann doch recht lange Ladezeiten, viele Zwischensequenzen, die man nicht wirklich überspringen kann (wie z.B. wenn man ins Raumschiff steigt, um im Orbit herumzufliegen), sehr, sehr viele Pop-Ups (vor allem Kays Haare scheinen immer erst ein paar Sekunden nach dem Beginn der Sequenz zu laden…) und trotz Erscheinung und offensichtlichem Bewusstsein der Entwickler um die Probleme immer noch viele Glitches. Mehrere Male beobachtet haben wir Licht-Fehler beim Wechsel von Tag und Nacht, so dass plötzlich alles um uns herum grell Neon aufleuchtete. Aber auch Bewegungsglitches (z.B. über eine Oberfläche rutschen, die eigentlich begehbar ist, oder das Hängenbleiben an einer Ecke) oder gar falsch platzierte NPCs haben wir beobachtet (die daraus resultierende Zwischensequenz ist aberwitzig)

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Fazit

Star Wars Outlaws macht Spaß, kann aber die Erwartungen nicht erfüllen, die man vielleicht in ein Open-World-Game im Star-Wars-Universum steckt. Denn so richtig Open-World fühlt es sich oft nicht an, dem Spiel fehlt der letzte technische Feinschliff und die Story ist leider überhaupt nicht überzeugend – es ist schade, dass die Hauptprotagonistin Kay Vess keine Sympathie zieht und ihre Motivation, d.h. damit das gesamte Spielziel, so unklar und uninteressant ist.

Es gibt sicherlich viele coole Spielelemente, die Spaß machen. Die vielen Minispiele, Aufträge, die Nostalgie der alten Filmreihe… Das fesselt dann doch. Auch das Gameplay, so simpel wie es dann schlussendlich doch ist, macht dennoch Spaß. Schleichen, einen Weg finden, das macht vor allem abseits der Story-Missionen enorm Laune, da man hier viele Freiheiten hat, wie man an das Ganze herangeht. Auch die Action und die Tatsache, dass man weder Lichtschwert noch die Macht benutzt, haben etwas Puristisches, das motiviert und einen in der Außenseiter-Position umso mächtiger wirken lassen.

Wer Star-Wars-Fan ist, macht deshalb bestimmt keinen großen Fehler, Star Wars Outlaws zu spielen. Es macht Laune, bietet viele Easter Eggs, hat einen enormen Umfang, der dadurch den saftigen Preis doch irgendwie rechtfertigt, lässt aber natürlich noch viel Luft nach oben. Wir hoffen, dass man an die guten Dinge anknüpft, künftig vielleicht sogar ein Open-World-Game herausbringt, indem man den Charakter völlig frei entwerfen kann, oder im Stile von Mass Effect eine Story bietet, welche die Entscheidungen mehr gewichtet und die Motivation hinter dem*der Hauptprotagonist*in stärker hervorstechen lässt. So lange… begnügen wir uns mit Outlaws – einem netten Versuch, bei dem aber der letzte Funken Begeisterung nicht rüberspringt.


Bewertung

Pro

  • Fantastische Soundkulisse
  • Originelle Ideen, tolles Universum
  • Viele Gameplay-Freiheiten
  • Sehr großer Umfang
  • Spaßige Action

Contra

  • Feinschliff fehlt offensichtlich (z.B. Glitches)
  • Gameplay bietet nichts wirklich "Neues"
  • Story und Hauptprotagonistin sind eher mau
  • "Open World"-Aspekt mäßig und mit vielen Ladezeiten umgesetzt

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 10 von 10
10/10
Story 5 von 10
5/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
7

2 Kommentare

XBU Philippe Sa, 07.09.2024, 12:34 Uhr

diggaloo schrieb:
Ich finde sie sogar ziemlich sympathisch, gerade auch wegen ihrer Interaktion mit Nix. Dazu finde ich es sympathisch, dass sie kein Modeltyp wie viele weibliche Protagonistinnen aus anderen Spielen ist.

Das stimmt, dieses Zusammenspiel ist gut. Aber Nix bietet weniger emotionale Tiefe und Reaktion, als es ein ND-5 hätte geben können, deswegen schade, dass man diese Beziehung nicht auch weiter ausgebaut hat. Aber die Wahl an sich der Protagonistin ist schon ok!

diggaloo schrieb:
Ihrer Motivation ist doch eigentlich klar: Sie wohnt zu Beginn kostenlos in einer kleinen Dachgeschossbude in einer Kneipe. Sie will also Kohle machen, um sich etwas aufzubauen. Und da sie aufgrund ihrer Mutter nun mal das am besten kann, was man im Spiel so macht, möchte sie damit Kohle machen. Ob das jetzt interessant und originell ist, sei mal dahingestellt, aber es ist zumindest klar.

Naja, es ist eben das, was ich kritisiere. Die alten Star-Wars-Teile hatten jetzt auch nicht sofort mega reiche Backgroundstories. Aber von einem modernen Titel erwarte ich das schon. Sie ist höchstens ein besserer Han-Solo-Abklatsch, aber der hat auch keine Tiefe. Es fehlt mir ein ultimatives Ziel (anstatt: Mehr Geld), einen moralischen Kompass (mat kann frei nach Belieben mit den verschiedenen Clans unter einer Decke stecken und sie zugleich hintergehen) und eine Hintergrundstory. Wer ist sie? Wo kam sie her? Was hat sie zu dem gemacht, was sie ist? Was hat sie all die Jahre davor gemacht? Usw., das fehlt mir persönlich zu viel.

diggaloo Fr, 06.09.2024, 21:00 Uhr

„ es ist schade, dass die Hauptprotagonistin Kay Vess keine Sympathie zieht und ihre Motivation, d.h. damit das gesamte Spielziel, so unklar und uninteressant ist“

Ich finde sie sogar ziemlich sympathisch, gerade auch wegen ihrer Interaktion mit Nix. Dazu finde ich es sympathisch, dass sie kein Modeltyp wie viele weibliche Protagonistinnen aus anderen Spielen ist.
Ihrer Motivation ist doch eigentlich klar: Sie wohnt zu Beginn kostenlos in einer kleinen Dachgeschossbude in einer Kneipe. Sie will also Kohle machen, um sich etwas aufzubauen. Und da sie aufgrund ihrer Mutter nun mal das am besten kann, was man im Spiel so macht, möchte sie damit Kohle machen. Ob das jetzt interessant und originell ist, sei mal dahingestellt, aber es ist zumindest klar.