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Übung macht den Gitarrenmeister

Wer den ,,stairway to [guitar] heaven" erreichen möchte, muss üben - da kommt niemand dran vorbei. Eine richtige Gitarre ist um einiges komplexer als eine Plastikgitarre mit fünf Buttons und einem Anschlagschalter. Die Akkorde wollen erst einmal richtig gegriffen und die entsprechenden Saiten genau getroffen werden. Um spielend sich verschiedener Techniken anzueignen (z.B. schnell die Fingerposition wechseln, die verschiedenen Akkorde spielen, Slides, Bendings usw. üben) bietet Rocksmith Spiele, die man ,,Guitarcade" nennt. Hier spielt ihr in verschiedenen Arcade-Games verschiedene Techniken und übt so nebenbei (z.B. Entenschießen im Space-Invaders-Stil, Blöcke ähnlich wie Tetris auflösen oder Zombies abhalten).

Doch die richtige Übung kommt eigentlich nur durch das langsame und stetige Wiederholen der Songs - die ihr ja schließlich auch spielen wollt. Das ist eine mühsame, aber durchaus befriedigende und spaßige Angelegenheit. Wer das Solo in ,,Sweet Home Alabama" korrekt spielen möchte, braucht einfach Zeit und Geduld. Aber Rocksmith bietet ja die Möglichkeit sich, Stück für Stück, langsam an die schwierigen Riffs ran zu arbeiten.

Und dennoch: Perfekt ist das Spiel zum Üben nicht. Manchmal ist der Schwierigkeitszuwachs zu hoch. Man weiß einfach nicht, wie zur Hölle man diesen Akkord greifen soll (die Finger machen am Anfang einfach nicht mit) oder wie zum Teufel man so viele Noten hintereinander auf der gleichen Saite immer wieder korrekt treffen soll. Wer kein Rhythmusgefühl hat, soll es besser gleich lassen! Das klingt hart, hilft aber vor Frustrationsmomenten. Gitarre spielen kann eben doch nicht JEDER.

Ein Hin und Her: Obwohl das Songspielen unglaublich Spaß macht, ist es harte Arbeit und man sollte sich mindestens ein-zwei Stunden am Tag hinsetzen, um korrekt zu üben. Und dann spürt man Tag für Tag, wie die Finger besser über die Saiten gleiten, den richtigen Akkord automatisch finden und das Plektrum irgendwie aus dem Gefühl die richtige Saite trifft. Das größte Glück werdet ihr erleben, wenn ihr einen unbekannten Song plötzlich fast fehlerfrei spielen könnt.

Vorrangig Gitarrenlernspiel, zweitrangig Spaßspiel

Schnell merkt man: Rocksmith ist allein zum Üben gedacht. Und zum wirklichen Gitarrenlernen. Denn es fehlt Vieles, was z.B. die Konkurrenz Rock Band bietet: Ihr könnt euren ,,Charakter" nicht anpassen (ihr spielt immer wie aus der First-Person-Perspektive), das Menü ist basal (wenn auch ansprechend) und die ,,Auftritte" der eigentlich nicht vorhandenen ,,Karriere" (ihr bekommt zwar immer Punkte und steigt Level auf, doch mehr als ein paar andere Locations, Gitarrenmodelle und Verzerrer/Verstärker gibt es nicht freizuschalten) sind eher langweilig. Es fehlen ein wenig das Selbstbestimmte und das spaßige ,,Videospielmoment".

Aber das will Rocksmith eben nicht. Es ist kein Partyspiel - überhaupt nicht. Dafür ist Gitarrespielen zu schwer und wenn man sich erst mal alleine zehn Stunden mit dem Spiel und der Gitarre auseinandersetzen muss, um wirklich mal spontan einsteigen zu können, wird die Party ziemlich öde.

Ihr könnt zwar zu zweit eure Gitarre anschließen (dazu benötigt ihr dann aber auch ein zweites USB-Kabel), allerdings werden das wohl nur die wenigsten machen. Wenn überhaupt, dann die Gitarrenexperten, die bereits wissen, wie der Hase läuft. Aber gerade diejenigen unter uns, die schon ziemlich gut Gitarre spielen, werden vielleicht ein wenig enttäuscht sein; insbesondere von der Songauswahl. Die ist zwar relativ divers gestaltet, doch der Indie- und Poprock, der hauptsächlich zur Verfügung steht, bildet eine relativ einfache Setliste. Abgefahrener Southern Rock (der über ,,Sweet Home Alabama" hinausgeht), Metal oder Hard Rock der anspruchsvolleren Art, findet ihr vorerst nicht. ,,Through the Fire and Flames" spielen ist also schon mal nicht drin. Gitarrenexperten erfreuen sich dennoch am intergrierten Verstärker-Modus, der eure Boxen zu einem umfangreichen Verstärker mit vielen Gitarreneffekten, Verzerrern und Pedalen ausstattet!

Aber wie bereits erwähnt: Die Gitarrenspezialisten sind ja auch eigentlich nicht das Zielpublikum. Rocksmith ist interessant für Gitarrenneulinge, die ein wenig Ahnung von Musik und Rhythmus haben, oder für Gitarrenamateure, die etwas über ihr Können hinauswachsen wollen und mehr als nur die Standard-Akkorde und Melodien lernen wollen. Und dafür ist Rocksmith auch perfekt geeignet und stellt mit seiner Technik, das Musikinstrument so akkurat zu erfassen und auf der Konsole umzusetzen, sicherlich eine Revolution in dem Bereich der Musikspiele dar. Die Technik begeistert einfach nur... und macht auch noch Spaß!

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Fazit

Man kann Rocksmith für Vieles loben: Den unglaublich einfachen Einstieg, den man als Gitarrenneuling bekommt, die exzellente Lernkurve die erreicht wird, den Spaß, bekannte Songs zu spielen, die Erfolgsmomente beim Üben und die wunderbare Technik, welche euch jede Gitarre an die Xbox anschließen lässt. Doch auch Rocksmith ist nicht perfekt und ist wahrscheinlich nur der Grundstein, der in diesem Bereich der Musikspiele mal gelegt werden musste.

Der dynamische Schwierigkeitsgrad mit den Vorschlägen von bestimmten Riff-Übungen ist an sich sehr gut, hat aber ab und an seine Macken. Insbesondere, wenn man plötzlich mit komplexen Akkorden, Bendings, Hammer-Ons, Pull-Offs, oder Slides überfordert wird. Das entspannte Spielen ist dann doch nur im ,,Probe-Modus" möglich, in welchem aber die langen Ladezeiten zwischen den verschiedenen Riffs und das ständige Stimmen der Gitarre etwas nerven.

Und eines muss euch bewusst sein: Rocksmith ist zum Üben! Zum Lernen! Es ist sicherlich kein Partyknaller und ist erster Linie einfach ein Singleplayer-Spiel für die langen Abendstunden. Ihr könnt definitiv damit Gitarre lernen, müsst aber genügend Ausdauer und Motivation mitbringen. Wenn ihr es über die ersten Stunden an harter Übung und Schweißperlen hinausschafft, ist die Lernkurve aber schnell steigend und ihr werdet enormen Spaß haben!

Wir vergeben den XBoxUser Special Award aufgrund des Meilensteins, der hier in Sachen Musikspiele gelegt wurde. Seine eigene Gitarre an die Xbox 360 anschließen und in die Saiten hauen - unglaublich beeindruckend und akkurat!


Bewertung

Pro

  • Integrierter Verstärker-Modus mit vielen Spezialeffekten und Pedalauswahl (zum "freien" Spielen)
  • Nette Songauswahl, motivierende Minispiele ("Guitarcade")
  • Spaßige Lernmethoden mit dynamischen Schwierigkeitsgrad
  • Zum ersten Mal lernt man richtig Gitarre spielen
  • Jede Gitarre ist an eure Xbox 360 anschließbar - coole, funktionierende Technik!

Contra

  • Üben, üben, üben... und das am besten konzentriert, alleine und geduldig
  • Schwierigkeitsgrad manchmal schwankend, für Neulinge manchmal überfordernd
  • Für Gitarrenexperten eventuell uninteressant da zu einfache Setliste
  • Recht wenig "drum herum" (langweilige "Story", wenig Anpassungsmöglichkeiten)

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 10 von 10
10/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

2 Kommentare

XBU Philippe Do, 04.10.2012, 16:17 Uhr

Naja, Gitarren Lernstand: Niemals eine Gitarre davor in der Hand gehabt. Allerdings bin ich Musik affin und spiele Klavier und Schlagzeug. Und Guitar Hero, bzw. Rock Band auf Experte. D.h. ich habe einen Verstand von Rhythmus und von Noten.

Aber Gitarre habe ich zuvor nie gespielt.

Naja, Handhaltung wird zwar vermittelt, aber es ist halt kein Lehrer der daneben sitzt und dich darauf hinweist, dass du wieder mal falsch greifst. Man kann sich mit Rocksmith ggf. (das müsste man allerdings über ein paar Jahre beobachten) falsche, bzw. suboptimale Spielweisen antrainieren, die ma nie wieder richtig loswird.

Allerdings ist das alles nicht so dramatisch, wenn man an die vielen Auto-Didakten denkt, die es, besonders im Bereich der Gitarre, so gibt.

GFF TYLER 46 Do, 04.10.2012, 16:09 Uhr

Ich bin hin und her gerissen. Es gibt Tests, da wird das Spiel gelobt und wiederum andere, die das Spiel aus unausgereift bezeichnen.

Desweiteren habe ich schon gelesen, dass das Gitarren- Bundle keine gute Empfehlung ist.

Ich würde gern wissen, wie der Gitarren "Lernstand" vor dem Spiel war? Niemals eine Gitarre in der Hand gehabt oder schon ein paar mal "geklampft"?

Die ewigen Ladezeiten und das man nicht Grundsätzliches (wie z.B. Handhaltung) verittelt bekommt, stoßen mir da doch sehr auf.