Page

Der Westen ist am Besten

Was mit GTA 4 in Liberty City begonnen hat, wird im Wilden Westen locker fortgeführt, denn die Spielwelt rund um Red Dead Redemption glänzt mit einer riesigen, lebendigen Open World Spielwiese für anspruchsvolle Wild West Freunde. Prärie und waldbedecktes Bergland so weit das Auge reicht. Herrlich lebensecht und prall bestückt mit typischer Flora und Fauna des weiten Landes der Cowboys und Revolverhelden. Cowboy-Städtchen wie aus den besten Hollywood-Westernstreifen, mit lebendigen Saloons, Poker-, Würfel- und Black Jack Spieler, die euch zu immer wieder interessanten Minigames einladen, duellwütigen Schieß-Halunken, pflichtbewussten Sheriffs inklusive trotteligen Hilfspersonal, leichten Damen, verschiedenen Kaufleuten und was sich sonst noch so im Wilden Westen herumtreibt.

Wem der Trubel zu viel wird, schwingt seinen Cowboy-Hintern in den Sattel, setzt sich als Fahrgast in die Postkutsche oder steuert selbst ein ähnliches Gefährt aus der guten, alten aber ziemlich staubig sowie bleihaltigen Zeit und macht sich auf den Weg ins endlos wirkende Umland. Natürlich könnt ihr, wie bereits beim Rockstar-Hit GTA 4, auch eine Schnellreise-Funktion nutzen, um die teils riesigen Distanzen zwischen den einzelnen Aktionspunkten zeitsparend zurückzulegen, auch wenn der "echte" Westernheld lieber seine Hornhaut am Allerwertesten trainiert, bevor er auf fortschrittliche Hilfsmittel aus der GTA-Welt zurückgreift.

Damals musste der "wahre" Mann noch, Colt, Kautabak und Dreitage-Bart sein Eigen nennen, wollte er nicht täglich als Bleischlucker herhalten und dieses Feeling weiß Red Dead Redemption perfekt zu inszenieren. Hier fehlt es an Nichts und alles was der Westernfan benötigt, findet er in diesem Spiel zu genüge vor. Tag- und Nachtwechsel in Echtzeit, wunderschöne Sonnenauf- und Sonnenuntergänge, ständiger Wetterwechsel von Sonnenschein bis Wolkenbruch bei Blitz und Donner, lässt das Cowboyherz permanent höher schlagen. Durch die grandiose Weitsicht bieten sich unzählige Panoramablicke gen Horizont, so dass ihr schon allein deshalb, täglich ins Schwärmen geraten könnt. Von der herrlichen Wildwest-Welt werdet ihr euch nur schwer satt sehen können. Und selbst die Animationen und Bewegungsabläufe können auf ganzer Linie überzeugen. Nie zuvor haben wir in einem Videogame so geschmeidige Reiter-Pferd Bewegungen bestaunen können.

Gekonnt untermalt wird das -mit den Augen eingefangene- Bilderbuch, mit beeindruckendem Westernsoundtrack, der erst auf die Dauer etwas wenig Abwechslung verspüren lässt. Richtig nervig ist er aber dennoch nicht, da er in spannungsgeladenen Szenen passend aufdringlich wirkt, aber euch ansonsten zurückhaltend und dennoch gut in Szene gesetzt, begleitet. Westernherz was willst du mehr?

Die Kehrseite des harten Dollars

Nebenaufgaben und Missionen gehören zum Open World Game, wie das Salz in der Suppe und ein so riesiges Spiel wie es Red Dead Redemption eines ist, hat es nicht leicht, jeden Spielertypen unaufhörlich, hochspannend und unterhaltsam zu beschäftigen. Hier kann man durchaus geteilter Meinung sein, entweder man mag es oder man mag es nicht. Das war bereits bei GTA 4 nicht anders und so machen nicht wenige Gamer immer noch die Straßen von Liberty City unsicher, ohne auch nur eine Spur von Langeweile zu vernehmen. Andere GTA 4 Spieler haben nach ausgiebigen und durchaus spaßigen Spritztouren durch die Straßenschluchten von GTA 4, dem Game schon nach gut 20 Spielstunden und eine handvoll Missionen den Rücken zugekehrt. Das wird mit Red Dead Redemption nicht anders sein. Wer ein Spiel wie GTA 4 zu den besten Titeln zählt, wird auch im Wilden Westen ein langes Cowboyleben genießen können.

Was aber auf keinen Fall unter den Teppich gekehrt werden darf, sind die vielen -wenn auch kleinen- technischen Fehler, die zu Hauf in Red Dead Redemption vorzufinden sind.

Pumpt ihr einen Banditen nicht voll Blei, sondern verletzt ihn nur, läuft der gerade noch boshafte Halunke ziemlich orientierungslos umher und schafft es nicht, auch nur fünf Schritte geradeaus zu laufen. Da hilft noch nicht mal der berühmte Schlag auf den Hinterkopf, denn verpasst ihr dem notleidenden Bösewicht einen kräftigen Fausthieb, rennt er kurze Zeit später wieder seine eben unterbrochene Runde im Umkreis von circa 10 Quadratmetern. Das sieht nicht nur unsagbar ulkig aus, sondern drückt immer wieder kräftig auf die Spaßbremse.

Ausgesprochen grandios ist auch die Tatsache, dass ein humpelnder Ausbrecher Hügel hinab und hinauf stiefelt, wo euer Held noch nicht mal mit seinem durchtrainierten Pferd hinterher kommt. Da hilf nur ein schneller Ritt, um den ganzen Hügel herum, um den Flüchtigen auf den Fersen zu bleiben. Doch zu allem Überfluss gelingt es dem humpelnden Flüchtling ohne Vorwarnung zu entkommen, da die Verfolgerzeit nun verstrichen ist, obwohl ihr -trotz nicht nachvollziehbarer Umleitung- bis auf drei Meter herangekommen seid.

Nicht jeder Cowboy ist der geborene Rettungsschwimmer, aber warum ertrinkt euer Protagonist ohne Warnhinweis, obwohl das Wasser gerade mal Brusthöhe erreicht hat. Hier kann man sich nur einen Angsttod vorstellen, denn ein Ertrinken im Gartenteich ist auch heutzutage noch eher als Ausnahmeereignis einzustufen. Mit genügend Fantasie ist vieles denkbar, aber warum in aller Welt springt das eigene Pferd freiwillig, ohne Fremdeinwirkung ins Wasser und wählt auf diesem Wege den plötzlichen Freitod? Dies sind alles Fragen, auf die wir keine Antworten gefunden haben. Da sind vereinzelt schwebende Fässer und Kisten schon eher als normal anzusehen, haben doch viele von euch gerade das Abenteuer von Alan Wake erlebt. Auch verschwindende Knie, Ellenbogen oder Füße hat der Wilde Westen nicht verdient, hier hätte man deutlich mehr technische Liebe zum Detail vorweisen müssen.

Was zudem noch unangenehm auffällt, sind die rasend schnellen Untertitel-Einblendungen. Diese viel zu kurzen Einblendungen lassen euch kaum Zeit, sich während einer Kutschfahrt an der schönen Landschaft zu erfreuen, zumal eine solch schlechte Entzifferung zu HD-Zeiten, das Lesen teilweise zur echten Strapaze werden lassen. Wer des flüssigen Englisch nicht mächtig ist, wird sich zumindest zeitweise mächtig ärgern.

Die englische Sprachausgabe weiß aber an sich gut zu gefallen, wenngleich eine wählbare deutsche Sprachausgabe durchaus wünschenswert gewesen wäre. So einzigartig gut ist die Originalausgabe dann auch wieder nicht, dass eine deutsche Sprache als störend empfunden werden würde. Freie Sprachwahl wäre hier das Zauberwort gewesen, um jeden Spieler in den vollen Genuss des Games kommen zu lassen.
Seite

 

Fazit

Raus aus dem Ami-Schlitten, rein in den Sattel: Red Dead Redemption ist ein GTA in Westernstiefeln. Keine 1:1 Kopie, aber im Grunde wurde der Asphalt zu Staub verwandelt, eine westerntaugliche Story hineingepackt und jede Menge Wilder Westen reingesteckt. Aber diese Mixtur kann sich durchaus sehen lassen, denn das Endprodukt protzt nur so vor Westernfeeling im Bleimantel. Obwohl viele Sammel- wie Ausrüstungsobjekte überflüssig sind, macht es immer wieder Spaß, sich mit der guten Story, den facettenreichen Charakteren und der vor allem fantastischen Landschaft auseinander zu setzen.

Nach bis zu 50 Stunden Spielzeit -tagelange Spazierausritte nach Lust und Laune nicht mitgerechnet- habt ihr den Singleplayer abgearbeitet und könnt euch gänzlich dem Multiplayer widmen, der für viele Spieler eine ideale Spielwiese sein dürfte.

Richtig nervig und spielspaßtötend sind die vielen technischen Macken, die zwar hoffentlich bald mittels Patch behoben werden, aber dennoch ziemlich unappetitlich aufstoßen. Sollte hier nicht schnellstens alles behoben sein, wird man viele Interessenten bald vergrault haben.

Red Dead Redemption ist ein typischer Rockstar-Titel, der Open-World-Freunde sowie GTA Fans mehrheitlich begeistern und fesseln wird.


Bewertung

Pro

  • Lebendige Spielewelt
  • Solider, interessanter Mehrspielermodus
  • Interessante Charaktere
  • Viele Nebenaufgaben und Herausforderungen
  • Teilweise packende Missionen
  • Fantastische Animationen von Pferd und Reiter
  • Grandiose Landschaften

Contra

  • Große technische Macken
  • Ausgesprochen dümmliche KI
  • Handel und Ausrüstung größtenteils überflüssig
  • Keine deutsche Sprachausgabe
  • Erhöhte Leerlauf-Gefahr
  • Ungenaue, fummelige Steuerung

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9

18 Kommentare

XBU Philippe Sa, 03.09.2011, 13:29 Uhr

Die Nebenmissionen hätten trotzdem mehr sein können :) Da gibt's nie genügend von, finde ich. Dadurch werden die NPCs zu wichtigen Charakteren und es laufen nicht nur Puppen durch die Stadt. Diese "Herausforderungen" (genau wie diese blöden Bandenverstecke - die haben mich für die 100% echt genervt) sind ja im Prinzip immer das Gleiche. Sammelmissionen, die Spaß machen können, aber in sich selbst nicht abwechslungsreich sind und auch keine Geschichte erzählen (fange diesen und jenen Räuber. Punkt. Sammel dieses und jenes Kraut. Punkt. Wiesooooo?? Sagt keiner ;))

Und wie gesagt - das Spiel ist klasse. Ich fand besonders, das langgezogene Ende cool.

Apropos: Ich fand, dass sich in der Mitte des Spiels zu viel auf Schießereien und so aufgebaut hat. Und ich hätte einfach gerne mehr Interaktionen mit Charakteren. Sprich: Du fängst bei Bonnie an, machst harmlose Aufgaben (wie Cowboy) und dann geht's schon weiter in die nächste Stadt zum Räuberfangen. Die hätten diese "friedlichen" Missionen meiner Meinung nach noch etwas ausbauen sollen und die Interaktionsmöglichkeiten mit den auftraggebenden Charakteren (und anderen) erhalten sollen. Ich fands blöd, dass ich nicht wieder hin zu Bonnie gehen konnte und mit ihr interagieren.

Okay - das was ich gerne hätte wäre ein "Sims" gepaart mit "Red Dead Redemption", "GTA" und mehr. Aber ich finde der Sims-Aspekt wird manchmal zu viel vernachlässigt. :) (persönliche Meinung) Genau so wie der "Erkunder-Aspekt". Abgesehen von wilden Tieren, die man jagen kann, reizt es nicht unbedingt, alles zu erkunden. Ich hätte, ich möchte es nochmal betonen, cool gefunden, in jedes Haus gehen zu können, mit jeder Person iregndwas labern zu können. So irgendwie halt. :)

Testave Sa, 03.09.2011, 11:52 Uhr

XBU Philippe schrieb:
. Die Minispiele waren nett, aber mehr begehbare Häuser mit mehr Nebenmissionen wären echt gut gewesen.
die 30 filmreife nebenmissionen (schätzungsweise), pferde zureiten, waffen herausforderungen, schatzsuche, bandenverstecke übernehmen, pflanzen herausforderungen, städte verteidigen, jäger herausforderungen, die vielen casino games und die unglaublich vielseitigen erfolge waren dir zu wenig? ich würde sagen, man kann über viele sachen in diesem game streiten, aber doch bitte nicht um den umfang. ;) obwohl du hast einerseits recht, man hätte auf 1-2 dieser sachen verzichten können und dafür mehr nebenmissionen reinpacken, andererseits würde dem spiel dann aber auch wieder was abgehen.

hoffentlich ist hier keiner sauer, dass ich so alte themen ausgrabe.

XBU Philippe Sa, 03.09.2011, 10:12 Uhr

Naja, es ist schon gut, das stimmt. Aber ich persönlich fand auch einiges nicht "perfekt". Ich habe es enorm schade gefunden, dass man innerhalb der Städte so wenig machen konnte. Die Minispiele waren nett, aber mehr begehbare Häuser mit mehr Nebenmissionen wären echt gut gewesen. Mehr Interaktionen mit anderen Menschen. Besonders Blackwater hätten die mehr ausschlachten müssen.

Und die fehlende deutsche Synchronisation ist sehr wohl ein Contra. Ich selber bin zwar auch ein Englisch affiner, aber nicht alle sind das. Und nicht allen wollen das. Wenn man nur die Hälfte versteht, was der Typ aus der Mundwinkel nuschelt und man immer Untertitel lesen muss, ist das schon nervig - das kann ich nachvollziehen. Dann muss man eben das Geld zusammenkratzen und auch eine deutsche Schauspieler-Crew organisieren. Und für Betterknower (Achtung Wortwitz...) kann man die englische Sprachausgabe immer noch drauflassen und optional verfügbar lassen.

Ich hatte übrigens nach über einem halben Jahr nach Release immer noch ein paar Technik-Bugs. Besondere Probleme hatte ich mit aktivierten-verfehlten Missionen u.Ä.....

Nicht, dass ich auf dem Spiel rumhauen will - es hat mir unglaublich Spaß gemacht. Aber die Kritikpunkte sind gerechtfertigt ^^

Testave Sa, 03.09.2011, 03:40 Uhr

obwohl die wertung (für xboxuser verhältnisse) eigentlich hammer ist, muss ich doch sagen, dass ich sie für stark unterbewertet halte. rdr ist ein absoluter meilenstein der videospielgeschichte und für mich das beste xbox360 game, welches bis dato erschienen ist. ich hab es erst nach ein paar monaten bekommen, da waren die bugs nicht mehr vorhanden, daher kann ich dazu nicht viel sagen.
jedoch die fehlende deutsche sprachausgabe zu kritisieren finde ich schon komisch (speziell in einem rockstargames-game). nebenbei weiß ich nicht, was man soundtechnisch in einem spiel noch besser machen soll (die akteure sind perfekt, die musik ist grandios und auch die effekte wirken echt - warum nicht mal ne 10 raushauen?).
mit der steuerung gibts eigentlich auch keine großen probleme. das würde ich sogar noch eher als +punkt werten.

und noch eine sache: als "typischen" rockstartitel würde ich rdr auch nicht unbedingt bezeichnen, mir hat (leider) der für rockstar games so typische schwarze humor gefehlt - der für mich einzige hacken.

ansonsten ist die review natürlich sehr gut und ich stimme auch bei fast allen punkten zu, aber man meckert halt einfach lieber als probs zu geben. nix für ungut. :D

TubaBastian So, 18.07.2010, 20:30 Uhr

Habe mir das Spiel vorbestellt, natürlich sofort in der Special edition (muhahahaha), war mir eigentlich klar das das ein Burnerspiel wird, aber es toppte alles, was ich mir ausmalte, fette Story (bisschen kurz), fette, fette offene Welt, sehr gutes Zielsystem, das Spiel macht einfach nur Laune und was ich auch noch gut finde ist, das es Avatar-Archievments gibt, das sollte es öffters geben

Alle Kommentare anzeigen