
Nicht nur springen und klettern
Das Kernstück des Spiels besteht aus zwei verschiedenen Teilen: Das Klettern und das Kämpfen. Blicken wir auf Ersteres. In klassischer Prince of Persia Manier eifert ihr Lara Croft nach und lauft an Wänden entlang, vollführt Wandsprünge, hangelt euch an Stangen und traut euch an waghalsige Sprünge. Die Möglichkeiten, die sich bereits aus dem Standard-Arsenal ergeben, sind groß und machen Spaß. Doch das ist nicht genug, und es wird schnell noch etwas abwechslungsreicher, in dem ihr von eurem treuen Dschinn Razia nach und nach mehr Fähigkeiten bekommt. Die Wichtigste ist erst mal die ,,Kraft der Zeit", mit der ihr die Zeit zurückdrehen könnt, solltet ihr z.B. einen Abgrund hinuntergefallen sein. Einmal RB gedrückt und ihr lasst den aus der Asche aufsteigenden Phönix alt aussehen. Eine andere Kraft, die ihr viel benutzen werdet, ist die Kraft, Wasser gefrieren zu lassen. Hiermit wird aus einem Wasserfall schnell mal eine entlanglaufbare Wand, und ein Wasserspeier dient als Stange, an der man schwingen kann.
Trotz der vielen Abwechslung muss man allerdings schnell einsehen: Das Gameplay wiederholt sich rasch. Wer einmal ein paar Stunden gespielt hat, wird schnell den Bogen raushaben und immer gleiche Muster erkennen, um vom Anfang des Levels zum Ziel zu gelangen. Man muss zwar teilweise ein bisschen mitdenken, doch so ausgetüftelt wie die Rätsel aus Tomb Raider sind die in Prince of Persia noch lange nicht.
Und da wären wir dann noch bei einem weiteren Punkt, den man dem Gameplay des Kletterns vorwerfen kann: Das Spiel ist so linear, wie man es sich nur vorstellen kann. Man geht von einem Level ins andere und hat nicht viel zum Erkunden. Teilweise gibt es noch versteckte Sarkophage, diese sind aber leicht zu erreichen und nicht wirklich ,,Alternativrouten", sondern nur kleine versteckte Wege, die man wieder zurückgehen muss.
Kämpfen was das Zeug hält
Schnell werdet ihr merken, dass ein Prinz auch mal das Schwert schwingen muss, um voranschreiten zu können. Es gibt mehrere Arten von Gegnern, allesamt aber meist untote Sandkrieger. Es gibt einige Kampfestechniken, wie schlagen, treten, ausweichen oder Powerangriffe, sowie ein paar Kombos, aber ihr werdet die meiste Zeit wohl auf X hauen, dem Standardangriff. Das Button-Mashing hat seine Vorteile, wer aber bei den kleinen Bosskämpfen zwischendurch seine Sprungangriffe nicht erfolgreich mit Ausweichmanövern kombiniert, wird schnell seine Gesundheitsanzeige um einiges gekürzt sehen.
Doch wäre der Prinz nicht der Prinz, würde ihm lediglich die reine Manneskraft zur Verfügung stehen. Nach und nach werdet ihr ebenfalls einige Kampffähigkeiten freischalten. Durch besiegte Gegner ergattert ihr Erfahrung, die ihr im Upgrade-Menü gegen coole Naturkräfte eintauschen könnt. So könnt ihr z.B. berührende Gegner verbrennen, sie vereisen, einen Wind beschwören oder aber auch durch eine Steinrüstung unverwundbar werden. Alle Fähigkeiten lassen sich nach und nach noch steigern und verbessern, so dass sie länger halten und stärker werden. Das Aktivieren jener Fähigkeiten (sowie das Aktivieren der Zeitrückspulfunktion) verbraucht allerdings Energie, die ihr z.B. in Krügen, die in Leveln verteilt sind, versteckt sind.
Das Einzige, was man dann an den zwischenzeitlichen Kämpfen bemängeln muss, ist, dass es nicht genügend solcher Kämpfe gibt! Denn genau die machen den späteren Spielverlauf, wenn man langsam anfängt, viele ansehnliche Fähigkeiten zu besitzen, interessant. Doch das Spiel ist vorbei, ehe ihr euch so richtig austoben könnt. Wir hätten uns am liebsten noch mehr Gegner und mehr Energie zur Verfügung gewünscht. Denn so ein Orkan beim Auslösen der Windkräfte ist richtig eindrucksvoll.
Fazit
Wer als Prinz des Orients gerne klettert und kämpft, kann bei Prince of Persia: Die vergessene Zeit nicht viel falsch machen. Das lineare Gameplay ist durch die verschiedenen Fähigkeiten, wie die Möglichkeit, Wasser einfrieren zu lassen, und durch die diversen Kampfmoves äußerst abwechslungsreich und macht stetig Spaß. Auch grafisch und soundtechnisch ist alles im Lot und das Spiel erweist sich auch hier als bodenständig.
Kritisch wird es dann nur, wenn man sich den Umfang anschaut. Denn kaum hat man spielerisch den Höhepunkt erreicht und die Voraussetzungen für komplexe Rätsel, für die man alle seine Fähigkeiten einsetzen muss, kennengelernt, ist das Spiel auch schon vorbei und der letzte Boss besiegt. Prince of Persia: Die vergessene Zeit lässt einen im Regen stehen und beendet das Spiel ausgerechnet dann, wenn man gerade vollends begeistert ist.
Durch einen fehlenden Multiplayer und ohne herunterladbare Inhalte wird man auch über Xbox Live keinen Wiederspielwert finden. Das Spiel ist gut - aber leider seinen Vollpreis, aufgrund der kurzen Spieldauer, nicht wert.
Bewertung
Pro
- Spaßige Kämpfe mit Naturkräften
- Abwechslungsreiche Kletterei
- Grafisch schön in Szene gesetzt
Contra
- Zu einfache Rätsel
- Schnell repetitive Kletterpassagen
- Äußerst linear
- Viel zu kurz

1 Kommentar
XBU Mastermind Mi, 30.06.2010, 09:19 Uhr
Nach der Preview Version war ich nicht so angetan. Nun "fiel" mir vor drei Tagen das Spiel mal als finale Fassung in die Hände.
Was soll ich sagen - Ich habe es förmlich vernichtet. Zack in drei Tagen durchgespielt. Tolles Spiel. Hier und da wirkt es zwar mal in die Länge gezogen aber immer eine schöne Abwechslung zwischen Knobel und Klettereinlagen und Hack&Slay Elemeneten. :smt023