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Über sieben Brücken musst du gehen

In Prey gibt es nicht einfach eine gerade Linie, welche zum Ziel führt. In Prey ist tatsächlich der Weg das Ziel. Ich weiß als Spieler was meine Aufgabe ist, wie ich diese Löse bleibt mir dabei offen. Muss ich zum Beispiel in ein Büro kommen, so kann ich über den Computer nach dem Inhaber des Büros suchen und hoffen dieser hat die Schlüsselkarte. Ich kann aber auch die Tür hacken, sofern ich die Skills dafür habe oder ich versuche durch ein Fenster oder ähnliches in das Büro zu kommen.

Es gibt einige Skills, die ich mit gefundenen Neuromods verbessern kann. So entscheide ich, ob ich Hacker bin, mit viel Kraft Gegenstände hebe oder ob ich defekte Geräte reparieren kann. Der Skilltree bietet nichts, was man nicht kennt, unterstützt dabei aber verschiedene Lösungswege. Später kann Morgan dann auch Alien Fähigkeiten erlernen, dabei gibt es dann doch einige exotische Skills, so kann ich mich in einen Gegenstand wie eine Kaffeetasse verwandeln, um somit durch kleine Öffnungen zu kugeln.

Die Waffen sind leider sehr unkreativ. Schrotflinte, Rohrzange und Handfeuerwaffe haben wir schon oft genug in Spielen gesehen. Dann gibt es aber die Gloo Kanone. Diese Waffe verschießt einen schnellen, sehr stabilen Schaum. Hiermit kann ich Gegner verlangsamen, undichte Rohre verschließen oder mir Treppen bauen, um in höhere Areale zu gelangen. Die Spielwelt kann komplett ausgenutzt werden und sicher kommt man so auch mal auf Wegen in Gebiete, die so gar nicht erdacht waren.

Dabei geht es immer darum Items zum Überleben zu finden, überall liegt etwas herum. Aus Müll können wir an Stationen Rohstoffe machen und aus Rohstoffen dann Munition und Healthpacks. Es ist also dringend nötig, jede Ecke zu durchsuchen. Healthpacks und Munition braucht der Spieler in Prey auch, denn die Kämpfe sind nicht immer fair.

Tränen lügen nicht

Nicht alles in Prey ist nur zu meiner Freude, an einigen Stellen hatte ich Tränen der Wut in den Augen. Die Kämpfe im Titel sind leider die Schwachstelle des Games. Wenn man einen Titel sucht, der PC-Gamern zeigt, dass sie überlegen sind, dann wäre Prey gut dafür. Die Steuerung der Figur ist leider sehr behäbig, dafür sind die Gegner stellenweise aber sehr agil. Zusätzlich machen die Gegner einfach unglaublich viel Schaden. Es empfiehlt sich das Spiel auf einfach zu spielen, wenn man keine Frustmomente möchte. Für den Test habe ich auf normal gespielt und bin an einigen Stellen verzweifelt.

Hinzu kommt, dass es oft keinen Sinn macht, Gegner zu besiegen, es gibt kaum gutes Loot und auch keine Erfahrungspunkte. Spätestens ab der zweiten Hälfte des Titels rennt man als Spieler eher an den Gegner vorbei. Das liegt auch daran, dass es viel Backtracking mit neu gespawnten Gegnern gibt. Prey spielt sich insgesamt nicht wie ein Shooter, das macht auch die Shooter-Passagen zu dem Schwachpunkt des Titels, hier ist das Spiel einfach zu steif. In allen anderen Aspekten fand ich das langsame, komplexere Spiel wirklich treffend umgesetzt, die frustrierende Kampfmechanik im Verhältnis zur hohen Gegneranzahl passt einfach nicht.

Leider sind die meisten Nebenmissionen auch nicht sehr aufregend. Im letzten Raum einer solchen Quest gibt es meistens nützliche Items, jedoch erzählen viele dieser Aufgaben weniger interessante Geschichten. Hinzu kommt, dass die Markierungen auf der Karte und dem HUD oft irreführend sind. Der Spieler soll selber rausfinden, wo ein Item ist, dann wäre es sinnvoller keine Markierungen zu liefern, stattdessen sind viele Markierungen in Prey einfach fehlerhaft. So kann es sein, dass eine Tür markiert ist, geht ihr durch diese und seid im neuen Abschnitte, ist die Tür zurück in das vorherige Gebiet markiert. Dies nervt besonders, da die Ladezeiten zwischen den einzelnen Gebieten einfach zu lang sind. Hier wird das Verlaufen erst richtig anstrengend. Bis ich die fehlerhaften Markierungen verstanden habe, habe ich sicherlich zwei Stunden Spielzeit verschwendet.

Man sieht also, nicht alle Gameplay Elemente funktionieren gleich gut, dafür überwiegen aber die besser funktionierenden Teile, was verhindert, dass Prey zur Qual wird.

Du hast den Farbfilm vergessen

Der Soundtrack des Titels gefällt mir gut. Auch hier ist Zurückhaltung angesagt, oft herrscht Stille. Ich höre defekte Computer und das Keuchen von Gegnern. Wenn Musik spielt, dann sind es klassische elektronische Töne, wie man sie aus Science-Fiction Klassikern kennt.

Auch die deutsche Synchronisation ist gut gelungen. Die meiste Zeit im Spiel hört man die eigene Figur. Da freut es mich sehr, dass man auf einen erfahrenen deutschen Sprecher zurückgegriffen hat. Mit Dennis Schmidt-Foß konnte man einen Mann verpflichten, welcher bereits über tausend Sprechrollen hatte und aktuell bekannt durch seine Synchronisierung des Kevin aus Shameless ist. Dieser macht die Aufgabe sehr gut und überrascht mit der Vielschichtigkeit seiner Stimme.

Grafisch war ich direkt in der Eröffnungssequenz doch etwas enttäuscht. Die Hochhäuser und die Stadt, welche zu Beginn zu sehen sind, wirken sehr steril und künstlich. Gut, dass dieses Setting nichts mit dem Hauptspiel zu tun hat, denn der sterile Look passt sehr gut zum Ambiente des Titels. Alles sieht sehr künstlich aus, genau so soll es auch sein.

Über die ganze Dauer des Spieles hätte es dann aber doch etwas mehr optische Abwechslung sein dürfen. Gebiete wie das Gewächshaus sind eine herrliche Abwechslung, leider gibt es diese bei den Gegnern nicht. Schon früh im Spiel wiederholen sich Gegnertypen oder ähneln sich sehr. Auch sind die Gesichter der Figuren nicht immer wirklich lebensecht. Grafisch wäre deutlich mehr drin gewesen, besonders bei den langen Ladezeiten ärgert es mich, dass zum Beispiel Spiegel an den Wänden keine Grafiken zeigen, sondern einfach nur milchig sind, ohne jede Reflektion. Ein höherer Detailgrad hätte Prey gutgestanden, Stil und Sound passen aber zu dem, was der Titel sein möchte.

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Fazit

Prey ist ein Titel, der für die aktuelle Zeit mit schnelllebigem Action-Spektakel untypisch ist. Das Spiel braucht seine Zeit, der Einstieg ist etwas komplexer, dann zündet aber die Atmosphäre.

In den letzten Jahren gab es wenig Spiele, in denen eine leere Location so viel Atmosphäre versprüht hat. Das Suchen der Gegenstände und vor allem die sehr freien Lösungswege machen wirklich viel Spaß.

Der gute Soundtrack, besonders die deutschen Sprecher, trösten über die nicht komplett gelungene Grafik hinweg. Die Shooter-Einlagen sind nicht wirklich rund, dafür bilden sie auch nur einen geringeren Anteil und lassen sich oft umgehen.

Prey macht Spaß, weil es den Spieler relativ ruhige 12-15 Stunden verbringen lässt. Das Pacing des Titels ist fast schon Oldschool und deswegen heute wieder etwas Frisches. Wer Spiele wie System Shock mochte, sollte hier unbedingt zugreifen.


Bewertung

Pro

  • Tolle Atmosphäre
  • Gute Synchronisation
  • Oft gibt es mehrere Lösungswege

Contra

  • Kämpfe sind etwas behäbig
  • Ladezeiten für technische Leistung zu lang

Story / Atmosphäre 8 von 10
8/10
Grafik 7 von 10
7/10
Sound 9 von 10
9/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

6 Kommentare

katze007 Mo, 19.06.2017, 13:58 Uhr

das erste war besser

K3M0H Mo, 22.05.2017, 23:40 Uhr

aGar schrieb:
Irgendwie hat mir das erste Prey trotzdem besser gefallen.

kenne ich gar nicht

aGar Mo, 22.05.2017, 19:48 Uhr

Irgendwie hat mir das erste Prey trotzdem besser gefallen.

K3M0H Mo, 15.05.2017, 10:36 Uhr

XBU Zwobby schrieb:
Kannst du echt gut machen. Mir gefällt es echt gut, die Raumstation zu erforschen.

auf jeden Fall... ist mal was neues ! Außerdem Bethesda ist einfach super !

XBU Zwobby Sa, 13.05.2017, 18:10 Uhr

Kannst du echt gut machen. Mir gefällt es echt gut, die Raumstation zu erforschen.

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