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Pathfinder erhält mit Wrath of the Righteous den Nachfolger zu dem bekannten RPG Pathfinder Kingmaker. Der Rollenspieltitel wurde ursprünglich für PC entwickelt und dann für die Konsolen portiert. Kann daher das Spiel ebenfalls auf der Xbox überzeugen? Wir schauen uns das Spiel und die Controllersteuerung an und schreiben euch, ob sich der Kauf lohnt.

Dämonische Belagerung

Das Spiel beginnt direkt mit einen Knall. Das bedeutet das die Welt in der Pathfinder angesiedelt ist direkt mal von einer Horde von üblen Dämonen heimgesucht wird. Die Herrscherin der Stadt, die uns gerade noch gerettet hat, wird zerfleischt und wir stürzen in die Tiefe. In der wir uns natürlich erst mal orientieren müssen.

Doch bevor das alles so seine Wege nimmt, müssen wir natürlich einen eigenen Charakter erstellen.

Schwache Optik, massiver Tiefgang

Um es mal direkt zu sagen, das Spiel Pathfinder Wrath of the Righteous ist keine optische Perle. Das ist wirklich schade, denn der Vorgänger machte zumindest auf dem PC eine akzeptable Figur. Hier fehlt mir der Vergleich, um sagen zu können welche Version besser ist. Was ich aber definitiv sagen kann, ist, dass der Titel auf der Xbox Series X schwach ausschaut. Verwaschene matschige Texturen und detailarme Charaktermodelle sind leider Teil des Spiels. Ich vermute, dass man gerne auf der Xbox One / Switch eine ebenso flüssige Erfahrung bieten wollte, wie auf der Current Gen.

Okay, genug über die Optik genörgelt. Wo hier gespart wurde, wurde dafür bei der Vertonung zugelegt. Die Musik ist richtig richtig gut und kann sich ohne Weiteres mit Schwergewichten wie Dragon Age Inquisition oder The Witcher messen. Hinzu kommt, dass man sehr viel (leider nicht alles) vertont hat und die Sprecher machen eine sehr gute Arbeit. Das trägt trotz der schwachen Optik viel zur Atmosphäre bei.

Das ist aber natürlich noch nicht die Stärke und noch nicht der Kaufgrund des Spiels. Der wahre Glanz zeigt sich im Rollenspiel selbst. Wer besonders mutig ist, erstellt mal einen Custom Charakter. Wir sehen uns dann in 1-2 Stunden wieder... Das ist kein Quatsch. Ich spiele seit vielen Jahren Rollenspiele auf dem PC / an der Konsole aber eine derartige Komplexität ist mir bei der Charaktererstellung noch nicht untergekommen. Die Entwickler meinen es tatsächlich ernst.

Man kann seine Rasse, seine Ausrichtung (gut, chaotisch, neutral, neutral-chaotisch, böse etc), seine Religion, seine Klasse, seine Spezialisierung und seine Subspezialisierung wählen. Und mit Sicherheit habe ich hier jetzt nicht alles aufgelistet. Man kann sogar aus gefühlt 50 verschiedenen Waffenklassen eine besondere Spezialisierung auf diese Waffe wählen und somit dort Bonuspunkte erhalten.

Das alles wirkt sich auf das Spielgeschehen aus. Man erhält beispielsweise nicht nur Optionen in Dialogen durch seine Redegewandtheit. Nein, diese unterscheidet sich dann auch noch in der Art und Weise zu argumentieren. Chaotisch, neutral, böse sind alles Spielweisen, die sich einem dann in der Antwortauswahl anbieten. Und das hat natürlich eine direkte Auswirkung darauf wie man in der Welt wahrgenommen wird. Der Erschaffungsprozess kann auch extrem beschleunigt werden, indem man einen vorgefertigten Charakter nimmt.

Der Charakter ist erstellt- nun mehr zum Spiel selbst.

Der dunkle Dungeon sei mit dir

Dadurch, dass wir gerade durch die Straßendecke gekracht sind, befinden wir uns einer Art unterirdischen Labyrinth. Schnell treffen wir auf neue Gefährten und führen erste Kämpfe. Hier macht sich bemerkbar, dass das Spiel seine Basis aus dem gleichnamigen Tabletop-Spiel erhalten hat. Wie wirkt sich das aus?

Nicht nur die Charaktererstellung hat einen hohen Grad an Spieltiefe, sondern auch die Kämpfe haben es in sich. Jedes einzelne Party-Mitglied hat beispielsweise eine bestimmte Reichweite beim Gehen. Ist die aufgebraucht, kann der Charakter nichts mehr tun, da seine Aktionspunkte verbraucht sind. Im übelsten Fall bedeutet das man latscht zum Gegner und schaut dann doof aus der Wäsche weil man keinen Angriff mehr ausrichten kann. Diese Dinge gilt es also zu beachten. Sowohl im Realtime-Modus, als auch im rundenbasierten Modus.

Hohe Komplexität hat natürlich auch ihren Preis. Wer jetzt erwartet sich in Diablo-Manier mal eben durchzuschnetzeln, wird hier enttäuscht. Hier spielt vielmehr der strategische Aspekt eine große Rolle. Wann greife ich mit wem an, wer ist als Nächstes dran und wann ist der Skill XYZ wieder verfügbar, welche Resistenzen haben die Gegner, welche Schwächen und umgekehrt.

Wer sich da einarbeitet, erlebt spannende und strategische Kämpfe. Es wird aber auch viele Neulinge abschrecken, da nicht jeder Lust hat sich einer hohen Lernkurve zu stellen. Meiner Meinung nach hätte eine Vereinfachung des Kampfsystems dem Spiel gut getan. Aber das ist natürlich auch eine Geschmacksfrage.

Was schon cool ist, ist allerdings die hohe Flexibilität, die sich dadurch in der Spielweise ergibt. Lust auf einen Axt-schwingenden Kampfmagier, der gleichzeitig mit Pfeil und Bogen schießen kann? Kein Problem. Man kann sich das alles zurechtskillen. Nur wie immer ist einer der alles irgendwie etwas kann, nirgends extrem gut. Es gilt also abzuwägen welchen Weg man gehen möchte.

Das Spiel steuert sich trotz seiner vielseitigen Details mit dem Controller erstaunlich flüssig. Alle Party-Mitglieder schnell auswählen geht beispielsweise über LT + Y. Ein klick auf LS offenbart alle Umgebungsgegenstände und auch das Inventar funktioniert recht fluffig auf der Console. Einzig die Textsuche nach einem Gegenstand ist natürlich etwas träge, da man hier die Buchstaben über den Controller eingibt.

Vorbildliche Schwierigkeitsgradgestaltung

Das Spiel warnt einen jedes Mal wenn man einen besonders gefährlichen Gegner findet. Das ist dann eine extra Challenge bei der die Truppe aber auch mal schnell draufgehen kann. Das ist wirklich klasse gehandhabt. Darüber hinaus kann man ständig (außer im Kampf) abspeichern.

Darüber hinaus kann man in den Optionen die Schwierigkeit sehr fein einstellen. Sollen die Gegner mehr Schaden machen? Wie wäre es mit Permadeath der Charaktere? Sollen die Charaktere neu geskillt werden können oder nicht? Wieviele Companions sollen einen gleichzeitig begleiten können? Das und mehr Optionen lassen sich je nach Spielweise und Zeit konfigurieren.

Somit findet der knallharte Hardcore-Zocker genauso sein Spiel wie der Elternteil, der nur 1-2h Zeit am Abend hat und auch gerne mal ein Spiel durchbekommen möchte. So eine komfortable Einstellungsmöglichkeit findet man extrem selten in solchen Spielen.

Fazit

Man könnte noch seitenweise über das Spiel schreiben, aber das ist gar nicht nötig. Pathfinder Wrath of the Righteous ist ein waschechtes Rollenspiel, das zwar eine simple Optik hat, aber dafür mit einer massiven Spieltiefe glänzt, die es durchaus mit Titeln der Divinity-Reihe aufnehmen kann.

Wer mag, kann Stunden damit verbringen, seinen eigenen Charakter in verschiedensten Ausprägungen zu bauen. Muss man aber auf der anderen Seite auch nicht. Das Spiel bietet einem die Freiheit seinen Charakter so zu gestalten, wie man es gerne möchte.

Das Kampfsystem wird allerdings für Neulinge einiges an Einarbeitung erfordern, da die Berücksichtigung der Distanzen, die verschiedenen Skills, die Resistenzen, die Schwächen und Stärken alle eine wesentliche Rolle spielen, um zu bestehen.

Neben dem Kampfsystem gibt es eine umfangreiche Welt, die mit sehr viel Liebe vertont wurde. Die dort stattfindende Story kann sich sehen lassen und bietet in Abhängigkeit von den Entscheidungen, die man als Spieler trifft, spannende Wendungen. Eine hohe Wiederspielbarkeit ist dadurch gegeben.

Pathfinder Wrath of the Righteous bietet Fans von ausgeprägten Rollenspielen einen ausgesprochenen Leckerbissen, den man sich nicht entgehen lassen sollte.


Bewertung

Pro

  • Spannende Story
  • Umfangreiche Charaktererstellung
  • Entscheidungen haben Auswirkungen auf den Plot
  • Coole Charaktere
  • Vorbildliche Schwierigkeitsgradanpassung
  • Hohe Wiederspielbarkeit

Contra

  • Optisch schwache Darstellung
  • Hohe Lernkurve für Neulinge

Gafik 5 von 10
5/10
Sound 9 von 10
9/10
Story / Kampagne 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Spielumfang 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
8

1 Kommentar

XBU Philippe Fr, 18.11.2022, 09:10 Uhr

Klingt nach einer komplexen Geschichte, aber spannend für Leute, die viel in ein einziges Game investieren wollen. Ich finde es gut, dass immer noch so komplexe Brocken erscheinen. Ist mir persönlich zwar etwas zu intensiv, aber ich kann nachvollziehen, wie man sich da hineinversetzen kann. Der Charaker-Editor klingt echt spannend :)