
Dialoge und Entscheidungsfreiheit
Das Dialogsystem bietet genügend Auswahl, um das Gefühl zu haben, Kontrolle über James und seine Handlungen zu haben. Seine Kernpersönlichkeit bleibt gleich, aber man kann entscheiden, ob er Sara ehrlich über gestohlene Beweise informiert, trinkt und fährt, der Polizei gehorcht oder jemanden erschießt. Die Auswirkungen der Entscheidungen variieren und es gibt mehrere Enden, obwohl die Geschichte immer zu einer spannenden Konfrontation führt. Nobody Wants to Die versteht, dass es um die Reise geht. Das endgültige Ende ist auch zufriedenstellend düster, lässt euch über eure Entscheidungen nachdenken – manchmal bis zur völligen Verzweiflung.
Speicherprobleme
Wenn ihr alle verschiedenen Enden sehen wollt, könnt ihr auf einem neuen Speicherstand von vorne anfangen, aber Critical Hit Games hat es nicht einfach gemacht, ein zweites Mal durchzuspielen. Manuelles Speichern ist nicht möglich, was euch zwingt, über die Konsequenzen jeder Wahl nachzudenken, es aber auch schwierig macht, alles zu sehen. Es gibt kein New Game Plus oder Kapitelwahl nach dem ersten Durchspielen. Wollt ihr lange Gespräche überspringen, müsst ihr jede Dialogzeile manuell überspringen, und Zwischensequenzen sind gar nicht überspringbar.
Nobody Wants to Die dauert nur fünf bis sechs Stunden, und je nach Ende gibt es genug Motivation, noch einmal zu spielen. Allerdings hat diese bei mir nicht ausgereicht, um alle Szenen nochmal zu bearbeiten. Durch die umfangreiche Detektiv-Rekonistruktionsarbeit wird es sonst schnell mühselig alles nochmal durchzuackern. Das werden wohl die wenigsten tatsächlich umsetzen. Besser wäre hier gewesen, einen durchgehend anderen Handlungsverlauf darzustellen. Sofern man sich dementsprechend entscheidet.
Fazit
Nobody Wants to Die's relativ kurze Geschichte ist kein völlig neues Konzept, aber es hat eine coole Mischung aus Inspirationen und einzigartigen Weltbautouches, die gut zusammenarbeiten, um etwas Neues und Fesselndes zu schaffen. Es gibt ein bisschen zu viel Anleitung für ein Spiel über die Kunst der Ermittlung, aber das Dialogsystem gleicht das aus mit Humor, unerwarteten Ergebnissen und einer überraschend tiefen Geschichte über die Auswirkungen der Vergangenheit auf die Gegenwart – selbst wenn man Unsterblichkeit gegenübersteht.
Das Ende kommt dann relativ überraschend schnell. Das ist auf der einen Seite gut, da das Game sich recht kurzweilig anfühlt. Auf der anderen Seite hätte die Kampagne des Spiels noch so einige Facetten mehr haben können, die einen erneuten Durchlauf gerechtfertigt hätten. Dafür ist der Aufbau der zu untersuchenden Crime-Scenes dann doch zu gleich. Dennoch: Es ist ein gelungenes Film-Noir-Game, das erfrischenderweise mal ohne Ballern auskommt.
Bewertung
Pro
- Faszinierende Cyberpunk-Atmosphäre
- Einzigartige Weltbautouches und Anachronismen
- Humorvolle und tiefe Dialogoptionen
- Mehrere Enden und verzweigte Story
- Stilvolle visuelle Darstellung
- Günstiger Preis
Contra
- Zu viel Anleitung während der Ermittlungen
- Fehlende Speicher- und Wiederspieloptionen
- Einige technische Unstimmigkeiten und blockierende Elemente in Rekonstruktionen
1 Kommentar
LaVolpe Mi, 28.08.2024, 12:19 Uhr
Das Spiel kannte ich bisher gar nicht und sehe ich mir mal genauer an. Danke euch.