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Plaion hat uns zuletzt den Robocop beschert, der ebenfalls eine dystopische Zukunft darstellte. Nun bringt uns Nobody Wants to Die ein Spiel, das in einer Cyberpunk-Welt angesiedelt ist und mit einem retro-futuristischen Charme begeistern will. Vor allem aber will dieses Spiel durch seine Geschichte und nicht durch die Action überzeugen. Ob dies den Entwicklern erfolgreich gelungen ist, finden wir in unserem Test für euch heraus.

Die Geschichte

Nobody Wants to Die beginnt in einem Autokino, wo unser Protagonist James mit seiner Frau Rachel einen Schwarz-Weiß-Film anschaut. Während man in diesem friedlichen Moment durch Gesprächsoptionen mit ihr herumalbert, wird die Idylle schnell zerstört. Rachel verschwindet und die Szene zoomt heraus, um die düstere Höllenlandschaft des 24. Jahrhunderts zu enthüllen, in der James lebt. Die Welt mag vertraut wirken, aber die Entwickler von Critical Hit Games haben sie mit unterhaltsamen Details und Überraschungen gefüllt. Leider hält dieses starke Anfang nicht über die etwa sechs Stunden Spielzeit hinweg, da es während der Ermittlungen zu viel Anleitung gibt und wichtige Funktionen fehlen, um die verzweigte Story-Struktur leichter zu erkunden. Doch was an Feinschliff fehlt, wird durch Stil wettgemacht.

Erzählweise und Atmosphäre

Nobody Wants to Die erinnert in seiner Erzählweise ein wenig an Blade Runner. Die düstere, retro-futuristische Welt, voll fliegender Autos, riesiger holografischer Anzeigen und hoher Gebäude, zieht einen sofort in ihren Bann. James, ein interessanter Protagonist mit einer tragischen Vergangenheit, ertränkt seinen Schmerz in Alkohol. Als er in einen großen Fall verwickelt wird, werden sein Wille und seine Fähigkeiten als Detektiv auf die Probe gestellt. Die Handlung hält sich manchmal zu sehr an altbekannte Muster.

Gameplay und Ermittlungen

Nobody Wants to Die hebt sich durch seine cyberpunkige Neo-Noir-Ästhetik ab, die von künstlerischen und narrativen Einflüssen geprägt ist. Die Prämisse erinnert stark an Altered Carbon, besonders durch den Körpertausch nach dem Tod. Die beeindruckende Ästhetik erinnert an Blade Runner, jedoch mit einem 1950er-Dark-City-Touch. Auch Cyberpunk 2077 hat hier Spuren hinterlassen. Dazu kommen Elemente des frühen 20. Jahrhunderts, inklusive Femme Fatales, ständigem Regen und viel Alkohol. Es ist wahrhaftiges, nasses Pulp.

Die Ermittlungen sind vielfältig, aber das Spiel führt den Spieler oft zu sehr an der Hand. Meist erhält man Hinweise oder Dialoge, die einem genau sagen, was zu tun ist. Dadurch wird das Gefühl der Eigenverantwortung genommen und es bleibt nur das Zuschauen. Es gibt keine Zeitlimits oder die Angst, einen wichtigen Hinweis zu übersehen. Das kann auch ärgerlich sein, wenn Figuren in den Rekonstruktionen den Blick auf die Werkzeuge versperren.

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Fazit

Nobody Wants to Die's relativ kurze Geschichte ist kein völlig neues Konzept, aber es hat eine coole Mischung aus Inspirationen und einzigartigen Weltbautouches, die gut zusammenarbeiten, um etwas Neues und Fesselndes zu schaffen. Es gibt ein bisschen zu viel Anleitung für ein Spiel über die Kunst der Ermittlung, aber das Dialogsystem gleicht das aus mit Humor, unerwarteten Ergebnissen und einer überraschend tiefen Geschichte über die Auswirkungen der Vergangenheit auf die Gegenwart – selbst wenn man Unsterblichkeit gegenübersteht.

Das Ende kommt dann relativ überraschend schnell. Das ist auf der einen Seite gut, da das Game sich recht kurzweilig anfühlt. Auf der anderen Seite hätte die Kampagne des Spiels noch so einige Facetten mehr haben können, die einen erneuten Durchlauf gerechtfertigt hätten. Dafür ist der Aufbau der zu untersuchenden Crime-Scenes dann doch zu gleich. Dennoch: Es ist ein gelungenes Film-Noir-Game, das erfrischenderweise mal ohne Ballern auskommt.


Bewertung

Pro

  • Faszinierende Cyberpunk-Atmosphäre
  • Einzigartige Weltbautouches und Anachronismen
  • Humorvolle und tiefe Dialogoptionen
  • Mehrere Enden und verzweigte Story
  • Stilvolle visuelle Darstellung
  • Günstiger Preis

Contra

  • Zu viel Anleitung während der Ermittlungen
  • Fehlende Speicher- und Wiederspieloptionen
  • Einige technische Unstimmigkeiten und blockierende Elemente in Rekonstruktionen

Grafik 8 von 10
8/10
Musik / Sound 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Spielumfang 8 von 10
8/10
Kampagne 7 von 10
7/10
7

1 Kommentar

LaVolpe Mi, 28.08.2024, 12:19 Uhr

Das Spiel kannte ich bisher gar nicht und sehe ich mir mal genauer an. Danke euch.