Review zu Ninja Gaiden 3

Die Serie ist bekannt: Ninja Gaiden ist populär geworden durch den hammerharten Schwierigkeitsgrad und dem hohen Maß an Gewalt/Brutalität, mit dem man Gegner ausschalten kann. Nun geht das Spiel auf der Xbox 360 in die dritte Runde und wir verraten euch in unserem Review zu Ninja Gaiden 3, ob man die alten Features beibehalten hat, oder ob man sich an Neues gewagt hat.

Ade Kombos, ade Schwierigkeitsgrad

Ninja Gaiden war bekannt dafür, dass man das Spiel nur gewinnen konnte, wenn man die verschiedenen Angriffskombos auswendig konnte und sie im richtigen Moment eingesetzt hat. Ninja Gaiden 3 ist da (leider) viel einfacher geworden. Das komplette Spiel lässt sich ganz gut mit Button Mashing (dem wilden, unkontrollierten Hauen auf Knöpfe) bewältigen. Einfach oft auf X hauen, das wird schon was! Hinzu kommt, dass man auch noch lange nicht von Anfang an alle Kombos beherrscht. Daraus resultiert, dass auch auf den höheren Schwierigkeitsgraden erst einmal immer die gleichen Kombos herhalten müssen, um Gegner zu töten. Abgesehen davon, dass dadurch das Gameplay langweilig und repetitiv wird, resultiert das Ganze auch in einer Monotonie der Kampfanimationen (immer die gleichen Kombos, ergo immer die gleichen Angriffe).

Und so ist auch der Schwierigkeitsgrad deutlich heruntergeschraubt worden. Bzw., anders, muss man sagen, denn es gibt immer noch sehr viele verschiedene (die sich aber nur Stück für Stück freischalten lassen). Der Schwierigkeitsgrad ,,Normal" und ,,Schwer" sollte sich aber von jedem Durchschnittsspieler bewältigen lassen, der es schafft, dreimal X und anschließend einmal die Y Taste zu drücken. Denn auch die Checkpoints sind ,,fair" gesetzt und sterben werdet ihr so gut wie nie.

Denn abgesehen von Kombos stehen euch auch andere Tools zur Verfügung, die das Kämpfen einfach machen. Bei genügend viele Kombos hintereinander schaltet ihr das Potential eures infizierten Arms (dazu später mehr) frei und könnt dann mehrere Gegner (automatisch) hintereinander umbringen. Beim Kämpfen füllt sich auch eine Spezialleiste auf, die ihr dann aktivieren könnt um mit der immer wieder gleichen (!) Animation einen Drachen zu entfesseln, der erst mal den kompletten Bildschirm (!) an Gegner auslöscht SOWIE eure Gesundheit regeneriert. Na, wenn das nicht nett ist. Demnächst dürfen wir noch zurückspulen wie bei Prince of Persia oder wir sterben überhaupt nicht mehr wie in Prey...

Story: Sinn? Grafik: Unsinn?

Was hat man nur aus der Serie gemacht... Sicherlich, Ninja Gaiden war jetzt nie das Spiel mit einer großen Story und auch grafisch sowie Gameplay-mäßig nie der Brüller; aber Klasse hat das Ganze schon. Da denkt man doch, dass mit einer ,,erfolgreichen" (das Spiel wurde besonders in Japan viel verkauft) Geschichte, man ein sinnvolleres Rahmenkonzept schaffen kann. Aber nein, man geht in eine völlig andere Richtung (man bedenke: einer der Hauptentwickler hatte bereits das Team verlassen, ehe die Entwicklung dessen begann). Die Story ist so fade wie ein nicht-getoastetes englisches Weißbrot. Der Shinobi verteidigt sich nicht, sondern er greift an! Und das mit einer gehörigen Portion Klische, mit Selbstjustiz als Beilage und einer Prise Scheinmoral sowie Fadenscheinigkeit. Fadenscheinig, weil vieles undurchsichtig bleibt und nicht erklärt wird. So z.B. der infizierte Arm vom Protagonisten Hayabusa. Warum ist er so, was macht er mit ihm? Nichts. Keine Antwort. Er sieht nur hässlich aus und sorgt in verschiedenen Momenten dafür, dass ihr nur noch langsam gehen und angreifen könnt. Toll. Und warum? Zu welchem Preis? Macht er uns stärker? Antworten sucht man vergeblich.

Und auch die angebotene Moral ist sehr fragwürdig ... Denn die letzten Worte des Spiels (Achtung ,,Spoiler"...) sind die Bestätigung an den Hauptprotagonisten, dass er kein Mörder sei. Neeeein... wie käme man auch darauf. Nachdem man sich durch Hunderte bis Abertausende Gegner hindurchgemetzelt hat, namenlose Untertanen der bösen Widersacher zerstückelt, gevierteilt, enthauptet und durchbohrt hat, kommt einem die Behauptung um die ethische Korrektheit der Taten dieses skrupellosen Ninjas dann doch etwas fragwürdig vor.

Wobei diese ,,Zerstückelungen" usw. doch recht einfach gehalten sind. Körperteile sind - im Gegensatz zum Vorgänger - nicht mehr abtrennbar. Das liegt nicht an unserer deutschen Version (die ist nämlich tatsächlich und erstaunlicherweise 100 % ungeschnitten), sondern wohl einfach daran, dass man nicht mehr Geld für Animationen und ,,komplexe" grafische Details ausgeben wollte. So spritzt zwar viel bis sehr viel Blut, aber wirklich brutal wird es - entgegen dem ersten Eindruck - dann doch nicht. Auch sonst bleibt die Grafik sehr schwach. Auffällig sind besonders die immer wieder und viel zu häufig recycelten Gegnertypen. Immer die gleichen Feinde, immer die gleichen Helikopter, immer die gleichen Animationen und Kombos... Puh... Aufgrund der witzlosen Synchronisation (englisch) ist man dann froh, dass man wenigstens einen tatsächlich coolen Soundtrack hat. Metallisch, asiatisch angehaucht; die Musik passt sehr gut zur Action. Hier wurde gute Arbeit geleistet.