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Rennspiele zählen mit zu den Klassikern der Videospielgeschichte. Neben vielen Simulationen hat die Need for Speed Reihe im Arcade Sektor viele Fans, die letzten Jahre waren allerdings holprig. Ob mit Need for Speed Payback der Weg zur alten Stärke gefunden wird, lest ihr in unserem Testbericht.

Fast and the Furious im Need for Speed Universum

Schon die ersten Trailer und Bilder zeigten, es soll im neuen Teil der Reihe wieder sehr actionlastig zugehen. Es geht um Menschen, die Benzin trinken und Abgase ausatmen, echte Bleifüße, ganz harte Racer eben. Irgendwie springt der Funke aber nicht so ganz über. Die Story dreht sich um Tyler, ein junger Mann der in einer Racing-Gang viele Erfolge in Straßenrennen gesammelt hat. Eines Tages sollen Tyler und seine Crew den Prototypen eines Sportwagens klauen, doch der Auftrag ist eine Falle. Die Crew wird von der Polizei geschnappt und zerschlagen. 

Tyler macht einen Deal mit den Cops und darf zusätzlich an keinen Rennen mehr teilnehmen. Sechs Monate später setzt die Hauptstory ein. Ganz zum Leidwesen unseres Ansprechpartners bei der Polizei verwickelt Tyler sich wieder in Rennen. Als er herausfindet, wer hinter dem getürkten Auftrag steht, hat er nur eines im Sinn; Payback. 

Hierbei muss der Protagonist die alte Crew wieder zusammentrommeln und kämpft fortan nicht nur gegen die Gesetzeshüter, sondern auch gegen fiese Kriminelle. Das alles soll einen Coolness-Faktor a la The Fast and the Furious erreichen, leider wirkt es nur sehr bemüht und stellenweise auch extrem peinlich, das unterstützt die deutsche Lokalisation zusätzlich. Die Fahrer sind alle extrem hippe, jugendliche Typen und heiße Frauen, deren Fachjargon aus abgedroschenen Floskeln besteht, die kein Racer benutzen würde. Wenn Sprüche wie „Friss meinen Staub“ kommen, dann muss man als Spieler schon lange überlegen, wann sowas eigentlich cool war.

Unglaublich ironisch ist die Stelle der Geschichte, in welcher einer unserer Fahrer mit einem Blogger und Influencer zusammenarbeiten muss und dieser als Parodie der aktuellen Generation und Abziehbild dienen soll, dies wird auch von den Protagonisten so kommentiert. Was den Entwickler wohl entgangen ist, ist die Tatsache, dass alle Figuren im Spiel ebenso peinliche Abziehbilder sind. Der Seitenhieb in Richtung aktuelle Jugendbewegung geht daher voll nach hinten los.

Need for Speed Payback beweist eindrucksvoll, warum Rennspiele keine Story brauchen.

Nur anfängliches Arcade Feeling

Die ersten Missionen im Prolog lassen Hoffnung aufkommen, dass es sich hier um einen klassischen Arcade Racer handelt. Es wird Mission and Mission geknüpft und der Spieler macht nichts anderes als Rennen Fahren und vor der Polizei zu flüchten. Diese können in Hindernisse gelenkt oder direkt umgefahren werden. In Slow Motion fliegen die Autos der Gegner dabei über den Screen. Es kommt direkt schönes „Hirn aus, Gaspedal runter“ Feeling auf, das vergeht aber so schnell wieder, wie die Slow Motion Einstellungen anfangen nervig zu werden, wer es nicht versteh: Sehr schnell.

Direkt nach dem Prolog geht es los, zwischen den Missionen muss von Punkt A nach Punkt B gefahren werden, um die Story voranzutreiben. Durch Telefonate während des Fahrens wird die Geschichte erzählt, das ist der einzige Sinn, den eine solche Fahrt macht, neben dem Diebstahl der kostbaren Zeit des Gamers. Ziemlich schnell hat man alle Tutorial Missionen durch und findet sich in einer offenen Welt wieder, draußen in der Wüste. Für alle, die auf Most Wanted und die urbanen Strecken stehen, ist das enttäuschend, doch es geht später auch wieder in die Stadt. Abwechslung ist also gegeben. 

Jetzt kommt der Punkt, an dem schnell klar wird, dass es hier kein gradliniges Arcade-Spiel ist, sondern ein typischer Titel in Zeiten des Openworld-Zwangs. Die Karte wird von Symbolen überhäuft und es gibt sogar verschiedene Quest Linien, warum auch immer ein Rennspiel das braucht. Neben der Hauptstory gibt es nun Collectibles, Shops, Sprung-Herausforderungen, Geschwindigkeit-Herausforderungen und allerhand Kram, welcher euch Erfahrung bringt. Mit mehr Erfahrung gibt es neue Ausrüstung, welche ihr mit Geld kaufen könnt, welche ihr im Spiel verdient. Das Ausrüstgen neuer Bremsen oder Motorteile ist wie in einem Rollenspiel mit werten versehen, ihr braucht bestimmte Werte, um bestimmte Rennen zu gewinnen, ebenso wie in einem Rollenspiel heißt es jetzt grinden.

Was dem Rennspielfan bei der Liste an Aufgaben direkt auffällt, diese ist nahezu eins zu eins von Forza Horizon 3 übernommen. Leider stellt sich Need for Speed Payback als Kopie des Microsoft Racers heraus, anstatt auf eigene Ideen zu setzen. Das Gameplay ist arcadiger, die Open World und die Aufgaben, ja sogar das sonnige Wüsten-Setting sind mehr als nur inspiriert durch die Konkurrenz.

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Fazit

Need for Speed Payback war die Hoffnung vieler Spieler, zurück zum Arcade-Feeling zu gelangen. Zurück zu den großen Zeiten, in denen es Cops gegen Racer hieß. Rennen mit der Polizei gibt es auch wieder, die sind aber streng geskriptet und sind mehr ein Auswendiglernen als reine Fahrkunst. Die Steuerung ist Arcade geprägt, doch man bewegt sich spielerisch weiter von der Serie weg als zuvor. 

Der Zwang zur Open World mit hunderten von Nebenaufgaben macht auch hier nicht halt. Das EXP System passt nicht ganz in das Spiel und zieht dadurch sogar den Multiplayer runter. Während der Soundtrack Geschmacksache ist, kann die Optik aber nicht mit der Konkurrenz mithalten. 

Die peinliche Story, uninspirierte Aufgaben in der freien Welt und zu wenig eigene Ideen machen Need for Speed Payback nur zu einem weiteren Racing Game, aber eben zu nichts Besonderem.


Bewertung

Pro

  • Online Rennen laufen flüssig
  • Kampagne geht weit über zehn Stunden

Contra

  • Peinliche Story
  • Noch viel peinlichere Figuren
  • Mittelmäßige Präsentation
  • Quests-und Erfahrungssystem unpassend für ein Rennspiel
  • Wagen aus der Karriere machen Multiplayer unfair

Story 5 von 10
5/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Grafik 6 von 10
6/10
Sound 7 von 10
7/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
6

3 Kommentare

XBU Zwobby Fr, 17.11.2017, 00:38 Uhr

es gibt wesentlich schlimmere Spiele zum testen, das war nicht so hart, gibt auch wesentlich besseren Spiele.

Online Zwang hat das ganze Spiel nicht mehr.

XBU Philippe Do, 16.11.2017, 17:36 Uhr

Krass, dass die so extrem versuchen, Forza Horizon zu kopieren - ist mir bei Trailern und Werbung gar nicht aufgefallen. Hoirzon ist nämlich eins der wenigen Exclusives von Microsoft, die ich wirklich gelungen finde.

Also auf alle Fälle ein NfS, um das ich einen großen Bogen machen werde.

Wie sieht es eigentlich mit Onlinezwang aus? Der Vorgänger hatte ja noch diese nervige ständige Online-Verbindung...

RagnaroekGER Do, 16.11.2017, 14:15 Uhr

Du beschreibst so ziemlich alles was ich geahnt und befürchtet habe. NfS wird wohl nie wieder an Zeiten wie NfS Underground herankommen. Ich hatte mir für einen Hardware-Test mal NfS Rivals geliehen, der Müll war keine 5 Minuten im Laufwerk.

Schön finde ich auch immer wieder, wie Publisher einem Schei*e als Gold verkaufen wollen. Ich weiß noch wie in irgendeinem Interview auf die Frage, ob es eine Cockpit-Ansicht geben würde, gesagt wurde: "Nein, wir möchten den Spielern die tolle Erfahrung der Zwischensequenzen nicht nehmen".

Zwischensequenzen im Rennen- gaaaanz wichtig. Das würde mich so abnerven, ich frag mich wer sich sowas ausdenkt...

Aber, danke [MENTION=2091]XBU Zwobby[/MENTION], dass du so etwas für den Test für uns über dich ergehen lassen hast und Respekt vor deinem Durchhaltevermögen. Mir würde dazu die masochistische Ader fehlen.