
Kinect heißt: Bewegung! Und wie könnte man sich sinnvoller vor dem Fernseher bewegen, wenn man neben Erfolgen freischalten auch etwas lernen kann? Ubisoft versucht uns deswegen eine Lektion in Sachen Selbstverteidigung zu geben und uns mit Techniken und Übungen eine Hilfe für die ach so hinterlistige Welt der Straftäter zu bieten. Wir haben uns dem Selbsterziehungscamp getestet und berichten euch in unserem Review, was ihr wirklich lernt!
Verteidigungsübungen mit Kinect?
Die Idee ist ja nicht schlecht - wobei... Macht es wirklich Sinn, sich Selbstverteidigung ohne Partner und nur mit Feedback eines Videospiels beizubringen? Gehen wir einfach vorurteilsfrei an die Sache ran. Spiel eingelegt und gleich mit der Selbstverteidigung gestartet!
Die Menüführung ist gut. Die Idee der Steuerung mit Kinect klappt sehr gut, wobei das Spiel manchmal Probleme hat, zu erkennen, ob ich nun mit meiner rechten oder linken Faust geschlagen habe (rechte: bestätigen, linke: abbrechen). Doch wer sich dann kampfeslustig im Menü herumschlägt, der wird schnell ernüchternd feststellen: Alles muss erst freigeschaltet werden. Aufwärmübungen, Yoga, Reaktionsspiele und auch Selbstverteidigungstechniken werden erst nach und nach freigeschaltet... Wieso? Vor allen Dingen: Sollte man sich nicht vorher aufwärmen können? Nein, das muss man ja erst ,,freischalten"...
Weiter geht die Enttäuschung: Der Einstieg ins (aktive) Spiel ist so plötzlich, dass man sich fragt, warum man das Ganze überhaupt macht. Man startet sofort mit einer Selbstverteidigungsübung, in welcher man sich aus dem Griff eines Angreifers befreien muss. Wieso? Warum? Was ist überhaupt der Sinn und Zweck von Selbstverteidigung? Wird nicht gesagt, geht niemanden was an. Ihr könnt alle Techniken erlernen, ohne wirklich die Philosophie hinter der Selbstverteidigung verstanden zu haben. Und das ist meiner Meinung nach auch schon der größte Schwachpunkt des Spiels. Es fokussiert sich überhaupt nicht darauf, warum ihr was machen sollt. Eine Einführung wäre gut gewesen. So in der Richtung: ,,Als erste Regel in der Selbstverteidigung gilt: Wegrennen! Flüchten ist immer die beste, schnellste und konfliktärmste Reaktion. Wenn es nicht anders geht, muss man sich aber wehren können. Und hier dürft ihr alle fiesen Tricks auspacken, die ihr zur Verfügung habt (Tritt in die Genitalien, Augen stechen, Trommelfellschläge usw.), denn: Ihr seid in der Verteidigung!" Und so weiter und so fort... Aber nichts da. Es geht immer nur um die einzelnen Techniken.
Puppenspiel
Realistische Bewegungsabläufe? Nein, ,,Mein Selbstverteidigungs-Coach" ist durch und durch hölzern. Die Bewegungen der Charaktere auf dem Bildschirm (abgesehen von ihrem sowie nicht realistischem Aussehen) bewegen sich sehr seltsam. Die komischen Puppenbewegungen sehen alles andere als richtig aus und vermitteln auch teilweise einen falschen Eindruck einer Selbstverteidigungs-Technik. Manchmal erkennt man auch, dank schlechter Kameraführung, gar nicht, was genau man jetzt mit dem rechten Arm machen muss.
Sowieso wirkt es sehr seltsam, da alle Techniken so ,,reibungslos" ablaufen. Der Angreifer packt mir an die Arme: Einmal kurz die Arme nach außendrehen, und schon ist man befreit. Es fehlt der Grafik hier auch deutlich an ,,Action". Es wirkt, wie bereits gesagt, wie ein Puppenspiel. Kein Ausdruck im Gesicht der Charaktere, keine Emotionen. Sowieso nicht, denn: Es ist ja nur ein Sparringpartner auf einer Trainingsmatte. Eine bedrohliche Atmosphäre kann da nicht aufkommen.
Was die Vertonung angeht, so kann man allerdings nicht groß meckern. Die deutsche Synchronisation ist sogar ziemlich gut und hilft beim Verständnis. Die Musik könnte teils etwas actionreicher und packender sein, aber das ist ja allgemein das Problem des Spiels: Dahindümpeln ohne Action.
Fazit
Ihr wollt lernen, euch selbst gegen Angreifer zu verteidigen? Dann geht in eine Selbstverteidigungsschule und schmeißt dieses Spiel in den Müll. Denn das kann es euch sicher nicht beibringen!
Es fehlt an Hintergrundinformationen, Kinect akzeptiert viel zu großzügig Fehler eurerseits und ihr werdet durch die mauen Aufwärm- und Reflexübungen auch nicht körperlich fitter.
Die Puppengrafik, die hölzernen Animationen und der etwas dürftige Umfang geben die Frage nach dem Sinn dieses Spiels auf. Selbstverteidigung? Nein. Fitness? Nein. Spaß? Etwas. Zumindest können einige Übungen ein paar Minuten lang ganz cool sein und euch theoretisches Wissen über bestimmte Selbstverteidigungsbewegungen vermitteln.
Aber im echten Leben einem Angreifer ausgesetzt zu sein ist nochmal eine komplett andere Sache, als vor dem Fernseher rum zu hampeln und Punkte dafür zu kassieren...
Bewertung
Pro
- Gute deutsche Synchro und passende Atmosphäre
- Sportlich interessant
- Viele Techniken, verschiedene Spielmodi
Contra
- Eignet sich AUF KEINEN FALL zum Erlernen von Selbstverteidigung!
- Keine Hintergrundgeschichte, keine Erklärung, nur Moves (!)
- Lächerliche Animationen
- Fehlerhafte Bewegungen werden zu stark verziehen
- Ist nicht anstrengend (nicht mal das Aufwärmtraining...)
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