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Mittlerweile müsste so ziemlich jedes Wohnzimmer mit Kinect-Anbindung in einen Tanzsaal verwandelt sein. Tanzspiele für die Xbox 360, die als Eingabegeräte nichts weiter als einen Kinect Sensor und eure ganz persönlichen Gliedmaßen fordern, gibt es mittlerweile zu Hauf. Leider kann aber nicht jedes Spiel überzeugen und kaum ein Spiel nimmt Rücksicht auf den kleineren Xbox 360 Zockernachwuchs. Anders sieht es da bei Ubisoft aus. Mit Just Dance Kids konzentriert man sich ganz bewusst auf die ganz jungen Tänzer. Grundsätzlich eine gute Idee, sofern das Konzept aufgeht. Ob sich aber Theorie und Praxis spinnefeind sind, oder ob wir die heimische Tanzsession nur noch durch hartes Abschalten der Stromzufuhr unserer Konsole beenden konnten, wird unser Review aufdecken.

Die Herausforderung

Wie sollte es auch anders für ein Tanzspiel sein...ihr müsst das Tanzbein schwingen. Um so professioneller euer Auftritt auf dem heimischen Parkett aussieht, desto besser für euer Gamescore Punktekonto. Jetzt richtet sich Ubisoft mit dem aktuellen Tanzspiel Just Dance Kids aber bewusst an die ganz jungen Gamer im Alter von vier bis acht Jahren. Die größte Herausforderung für ein ausgewachsenen Review-Schreiber dürfte es somit wohl sein, die Füße in Tanzschläppchen Größe 26-32 bekommen. Andererseits dürften sich erwachsene Spieler mit einem solchen Spiel wohl schnell unterfordert vorkommen, oder etwa nicht?

Da einerseits kein passendes Schuhwerk vorhanden war und man sich als gestandener Mann ebenfalls nicht im rosa Tütü und Titeln wie 'Bruder Jabob' oder 'Ich bin dein Gummibär' zum Volldeppen machen wollte, musste eine Lösung her. Ich erinnerte mich daran, dass unsere Wohnung ein Kinderzimmer hatte. Also schnell mal einen Blick hineingeworfen und nachgeschaut, ob das dazugehörige Kind auch griffbereit war. Volltreffer!

Kunterbuntes Wirrwarr

Also Couchtisch beiseite räumen, Xbox einschalten, Spiel einlegen, Papa auf der Couch parken und Kind machen lassen. Nach einem kurzen Intro landet man dann im Hauptmenü des Spiels. Große Bunte Buttons mit einprägsamen Symbolen lassen die noch verborgenen Funktionalitäten schnell erahnen. Die gerade sechsjährige aber durchaus schon erfahrene Nachwuchs-Spieletesterin und Kinect-Liebhaberin hatte aber schon sichtbare Mühe, den gewünschten Menüpunkt zu selektieren. Die Kinect-Steuerung scheint recht sensibel zu sein. Erste Zweifel an einer guten Sensorunterstützung kamen beim noch immer auf dem Sofa liegenden Hausherren auf.

Geschafft! Nach ein wenig Gewöhnung klappte dann auch die Selektion im Menü ohne Probleme. Puhh, Schwein gehabt! Die Testkandidatin entschloss sich dazu, direkt zu Tanzen. Im Tanzmodus gilt es einen Song auszuwählen und loszuzappeln. Leichter gesagt als getan. Überall auf dem Bildschirm befinden sich bunte Buttons, hinter denen sich die insgesamt 40 verschiedenen Songs befinden. Die jeweiligen Sprachen der einzelnen Lieder werden euch mittels Landesfahnen, die wiederum an die ohnehin schon bunten Buttons getackert sind, angezeigt. Am rechten und linken Bildschirmrand dann noch Pfeile, die offensichtlich angeben sollen, dass man hier zur nächsten oder vorherigen Auswahlseite blättern kann, oben links dann noch ein grauer Zurück-Button, oben rechts ein Fragezeichen für weitere Hilfe...ja genau Hiiillffeeeee!. Kinder lieben es bunt aber ein derart unübersichtliches Menü ist mir selten untergekommen.

Papa, traumatisiert von dem Gesehenen, musste einen sichtlich geschockten Gesichtsausdruck hinterlassen haben, als der kleine Familiennachwuchs zum X-ten mal fragte, was hier denn nun zu machen sei. Als dann dann die Selektion in dem unübersichtlichen Menü ebenfalls nicht gelingen wollte, konnte ich es mir nicht mehr verkneifen...lass' Papa mal ran!

Nichts für Bewegungslegasteniker

In der Tat konnte ich die Frustration der Kleinen schon nach kurzer Zeit verstehen. Um sich für einen Song zu entscheiden, kann man diesen vorab durch kurzes 'Anklicken' der Song-Buttons anhören. Die Betonung liegt hier auf kurz. Kurz anklicken und schnell wieder den Arm runtergerissen. Wenn man die Selektion mit der Ruhe eines Kindes angeht ;-) und die Hand ein wenig zu lange über der gewünschten Auswahl hält, geht´s auch schon einen Schritt weiter in Richtung Tanzbühne.

Der Schwierigkeitsgrad des Spiels wird aber nicht nur durch die Menüführung bestimmt, sondern kann auch bewusst gesteuert werden, indem man beispielsweise leichte oder schwere Titel, Titel für jüngere oder ältere Spieler vorauswählt. Leider sind derartige Menüpunkte nur in Form von grauen Buttons mit textlicher Aufschrift vorhanden. Ich habe noch kein vierjähriges Kind gesehen, dass fließend lesen kann. Wäre es nicht sinnvoller gewesen zum Beispiel einen Stein für schwer, eine Feder für leicht und ein Kind oder einen alten Mann für die alterstypische Selektion zu verwenden? Noch haben wir die Tanzfläche nicht erreicht und ich muss unsere Testkandidatin schon zum Durchhalten motivieren.

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Fazit

Mit Just Dance Kids verfolgt Ubisoft ein gutes Ziel. Ein Spiel, welches für vier bis achtjährige Nachwuchstänzer optimiert sein soll. Leider geht die Rechnung in keiner Weise auf. Abgesehen von einer kunterbunten Optik, einer guten, wenn auch internationalen Auswahl an Kinderliedern, ansprechenden und kindgerecht gestalteten Tanzbühnen, lässt leider nichts darauf schließen, dass die Entwickler wirklich einmal Kinder der angestrebten Altersgruppe zu Testzwecken vor die Konsole gesetzt haben.

Die Menüführung ist eine absolute Herausforderung und alles andere als kinderleicht zu bedienen. Abgesehen von der Schwierigkeit sich mittels Kinectsteuerung gezielt durch die Menüs zu navigieren, müssen Kinder für einige Punkte in der Lage sein zu lesen...was im Alter der Zielgruppe nicht immer möglich sein dürfte. Ggfs. können die vorhandenen weiteren Spielmodi, der Koop-Multiplayer oder auch die Videoaufzeichnung den ein oder anderen Zögling zu tänzerischen Höchstleistungen motivieren.

Just Dance Kids für Kinect...eine gute Idee, die leider nicht zu Ende gedacht wurde.


Bewertung

Pro

  • 2-Spieler Koop-Multiplayer
  • Videoaufzeichnung für eigene Tänze
  • Kindgerechte Tanzbühnen
  • Umfangreiche Songauswahl

Contra

  • Überladene, verwirrende und sensible Menüführung
  • Schriftliche Menüauswahl ist nicht der Zielgruppe entsprechend
  • Kein Trainingsmodus

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 5 von 10
5/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Multiplayer 6 von 10
6/10
7

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