Page

Das Entwicklerstudio Spiders hat gemeinsam mit Focus Home Interactive mit Greedfall ein brandneues Rollenspiel auf den Markt gebracht, welches den Spieler mit spannenden Wendungen, großer Entscheidungsfreiheit und einer packenden Geschichte überraschen soll. Wir haben uns das neue RPG für euch mal genauer angeschaut und schreiben, für wen sich der Kauf lohnt.

Ein dramatischer Anfang

Zeitlich wurde das Spiel in einer Fantasywelt im Barock angesetzt. Macheten und Schusswaffen sowie schicke königliche Kleidung sind bei den Adligen am Start. Man übernimmt die Rolle von de Sarde dem Handelslegaten. Übrigens nicht zu verwechseln mit Marquis de Sade. Wie sadistisch man ist, entscheidet man in dem Spiel selbst.

Die Welt wurde von einer seltsamen tödlichen Krankheit befallen und es gibt eine Insel, die davon noch nicht betroffen ist. Als Entsandter der hochadligen Familie stehen einem nun Tür und Tor offen, zu erkunden, warum die Insel noch nicht befallen wurde und zu lernen wie man das Unheil bekämpfen kann. Das Erfrischende daran ist, dass es im Gegensatz zu 99% der anderen Rollenspiele nicht einen eindeutigen Bösewicht gibt, sondern hier das Erforschen der Ursache und die Suche nach dem Heilmittel der Antreiber ist.

Wir nutzen am Anfang den Charakter-Editor, um unser Aussehen rudimentär zu bestimmen. Man kann zwischen Mann und Frau wählen sowie die Geschichtszüge, Haut und Haarfarbe bestimmen. Man darf auch schon sogenannte Attributpunkte und Talente verteilen. Das Ganze übrigens ohne großartige Erklärung. Wer sich schon immer mit dem Thema Rollenspiel auseinander gesetzt hat, wird sich gut zurechtfinden. Alle anderen Spieler stehen allerdings auf dem Schlauch. Was doof ist, da man nach dem Setzen der Punkte nicht mal eben umbauen kann. Es gibt nur sehr seltene Objekte im Spiel, die einem erlauben, einmal alles zu re-skillen. Das ist also alles andere als anfängerfreundlich.

Darüber hinaus muss man zu Beginn eine wesentliche Entscheidung treffen: Welchen Archetypen man gerne spielen will. Es stehen der klassiche Nahkämpfer, der Techniker und der Magier zur Verfügung. Alle haben recht unterschiedliche Ausrichtungen. Wir entscheiden uns mal für den Magier, da sich der in der Regel etwas untypischer spielt als ein klassicher Nahkämpfer.

Nach dem ersten Setup geht es dann los und wir lernen gleich in der nächsten Trainingseinheit mit der Waffe umzugehen. Der Kampf geht recht fluffig von der Hand mit der Option, das Geschehen per Knopfdruck kurz anzuhalten und unserem Hauptcharakter die nächste Option mitzugeben. Das Ganze ist allerdings optional. Hält man die Zeit nicht kurz an, finden die Kämpfe in Echtzeit statt. Man kann allerdings nur seinem eigenen Charakter und nicht etwa seinem Gefährten einen Befehl mitgeben. Ebenso bleibt die Kamera an die Fersen des Charakters geheftet. Man kann also nicht frei rotieren und das Kampfgeschehen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Das ist beides schade, da man hier eine gute Gelegenheit verpasst hat, den Kämpfen mehr taktische Elemente zu verleihen.

Auf in die weite Welt

Man erhält gleich zu Beginn seinen ersten Gefährten an die Seite gestellt. Dieser läuft immer mit und ist auch in den Kämpfen an vorderster Front. Das ist recht praktisch, da man als Magier jemanden braucht, der den Tank spielt und die Gegner beschäftigt. Der neue Gefährte namens Kurt kommentiert auch alles fleißig mit und ist auch Teil der Gespräche, die wir führen müssen.

Gleich zu Beginn landen wir in einer Stadt, die es zu erkunden gilt. Ohne Vorwarnung werden wir angegriffen. Warum weiß man eigentlich nicht so genau. Man fühlt sich hier an alte Bards Tale Zeiten zurück erinnert. "Du begegnest einer Gruppe von Banditen". Immerhin wusste man da was eigentlich los war. Hier muss man sich das zusammenreimen.

Die City selber wirkt sehr generisch und dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die Städte einander extrem stark ähneln. Die Paläste sind immer gleich aufgebaut, die Händler sehen sehr ähnlich aus und sogar die Kneipen sind nicht nur optisch, sondern strukturell identisch. Das bedeutet, die Treppe in den Keller ist immer an der gleichen Stelle und die Vorratsräume sind ebenfalls an der gleichen Stelle. Unschön. Wir haben in jeder Stadt auch eine Residenz, die auch gleich ausschaut. Naja, immerhin befinden sich alle wichtigen Vorrichtungen an der gleichen Position. Wobei man sich dann schon fragt, warum man sich auf kleinstem Raum mit seiner Truppe und all den Gegenständen zusammenpferchen muss...

Die Welt an sich ist durch offene Areale verbunden und ist definitiv kein Open World. Man fühlt sich durch die veraltete Technik erneut an die alten Spiele von vor zehn Jahren erinnert, die noch kein Streaming der Welt erlaubt haben. Wenn man zwischen den Abchnitten reisen will, gelangt man immer an die gleiche Zwischenzone im Wald. Das ist eingeführt worden, um die Ladezeiten zwischen den Bereichen kürzer erscheinen zu lassen. Das ist aber dennoch sehr oldschool und nicht mehr zeitgemäß.

Die Abschnitte selber sehen leider auch häufig sehr gleich aus. Man unterscheidet dabei eigentlich nur zwischen Wald und Sumpfgebieten, die allerdings beide in einen herbstlichen Rot-Braunton getunkt sind. Die Areale sind von sehr ähnlichen Monstergruppen besiedelt und reißen einen nicht vom Hocker. Im Gegenteil, diese Areale sind eine der größeren Schwächen des Spiels. Man rennt allzu häufig nur von A nach B und langweilt sich zwischendurch dabei. Die Abschnitte haben wenig an Erkundung zu bieten und bis auf den gelegentlichen Schrein und 1-2 brauchbare Ressourcen auf dem Boden, gibt es nicht viel zu sehen.

Seite

 

Fazit

Nach den Spielen wie Mars: War Logs, Bound by Flame und The Technomancer bringt Spiders nun endlich mal ein Spiel, dass sich den Titel Rollenspiel verdient hat. Die Qualität der Story ist ungleich höher und man kann bei dem Titel eine tiefgreifende Charakterentwicklung erwarten.

Allerdings hat Greedfall auch viele Schwächen. Da wäre beispielsweise die Technik wie die schwache KI, lange Ladezeiten zwischen den Kämpfen und gelegentliche Probleme bei der Grafik. Wer hier empfindlich ist, sollte das Weite suchen.

Darüber hinaus gibt es auch konzeptionell einige Mängel. Die häufig zu besuchenden Außenareale lassen einen größtenteils durch leere Gebiete stapfen und die Gebäude innerhalb der Städte und Dörfer sehen ähnlich bis gleich aus.

Wer diese Schwierigkeiten verschmerzen kann und auf der Suche nach einem Spiel ist, dass tiefgehendes Rollenspiel ermöglicht, sollte sich den Titel genauer anschauen. Anfänger werden allerdings eine hohe Lernkurve haben. Es ist mit Abstand Spiders bestes Spiel, aber es gibt zu den großen Platzhirschen wie Dragon Age oder The Witcher noch (sehr) viel Luft nach oben.


Bewertung

Pro

  • Spannende Story
  • Schöne Nebenquests
  • Tolle Charakterentwicklung
  • Vielseite Dialoge

Contra

  • Schwache Technik
  • Leere Areale
  • Lange Ladezeiten zwischen den Gebieten
  • Nichts für Anfänger
  • Schwache KI

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 6 von 10
6/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Gameplay 6 von 10
6/10
7

0 Kommentare