
Altertümliche Steuerung
Ihr könnt die beiden Hauptcharaktere mit dem Analogstick durch die verschiedenen Szenarien steuern, jedoch gelingt das Anwählen von Gegenständen und Personen nur durch die Verwendung des mit der Schultertaste zu öffnenden Ringmenüs, anstatt sie mit einfachem Tastendruck zu aktivieren. Habt ihr das Ringmenü geöffnet, werden euch die in der Nähe befindlichen Objekte angezeigt. Wollt ihr mit einem bestimmten Hotspot interagieren, müsst ihr das Ringmenü öffnen und dieses umständlich durchblättern, da die Positionierung der Menü-Objekte nicht dem jeweiligen Standort eures Charakters angepasst ist. Steht ihr vor einem Schrank und wollt ihn untersuchen, müsst ihr des Öfteren über etliche Ringmenü-Objekte schalten, bis ihr den Schank letztendlich anwählen könnt. Die Anordnung sorgt zu keiner Zeit für benutzerfreundliche Übersicht.
Die hölzern wirkenden Bewegungsabläufe der Charaktere erschweren das Steuern zusätzlich und sorgen so für gesteigerten Frust bei Verwendung der Interaktionsmöglichkeiten. Leichte Abhilfe schafft nur die sofortige Verwendung des Ringmenüs beim Betreten eines Areals, so dass der Protagonist nach und nach zu den verschiedenen Objekten geschickt wird, um mit diesen zu interagieren.
Malerisches, geheimnisvolles Oxford
Gray Matter setzt auf eine Grafik, die 3D-animierte Charaktere in 2D-Hintergründen wirken lässt. Zum größten Teil präsentieren sich die Hintergründe liebevoll gestaltet und bieten bekannte Sehenswürdigkeiten in naturgetreuen, hübsch gezeichneten Bildern. Gray Matter spielt in der englischen Stadt Oxford, die vor allem für ihre mittelalterliche Altstadt und die Colleges der alten und berühmten Oxford Universität bekannt ist. Das Point & Click-Adventure fängt die einzigartige Atmosphäre Oxfords gekonnt ein und bindet wichtige Sehenswürdigkeiten der Stadt in die Story ein.
Leider zeigen sich viele Animationen und Cutszenen in veralteter Form, in dem Standbilder durch Zooms und kurzen Kamerafahrten aufgepeppt werden. Auch die Laufwege der Charaktere zu angewählten Objekten und deren Bewegungsabläufe zeigen sich nicht auf der Höhe der Zeit. Dies wurde uns bei anderen Titeln schon häufig besser präsentiert, zumal das störende Kantenflimmern beim Betrachten der Charaktere heutzutage nicht zu den Standard-Mängeln gezählt werden kann.
Der Sound und die deutsche Sprachausgabe können da schon eher punkten, wenngleich sich die Hintergrundmusik zu oft wiederholt und auch die Dialoge ein bisschen zu wenig Abwechslung bieten. Die Musik ist dennoch stimmig und trägt zur gewünschten, mystischen Atmosphäre bei, während die Sprachpassagen durchweg passende Emotionen vermitteln. Die Präsentation setzt zwar keine neuen Genre-Maßstäbe, kann aber trotz der genannten Macken, im Großen und Ganzen noch gefallen.
Fazit
Gray Matter ist ein schönes Point & Click-Adventure, welches eine stimmungsvolle Geschichte präsentiert. Die Schauplätze wurden sehr schön eingefangen und zeigen die Universitätsstadt Oxford von der schönsten Seite. Der Soundtrack untermalt dies gekonnt, wenngleich ein wenig mehr Abwechslung sicher gut getan hätte.
Die Rätsel sind zu einem großen Teil eher anspruchslos, richtig kniffelig wird es nur auf Grund der Tatsache, dass durch nicht angewählte Objekte bzw. durch falsche Reihenfolge, vereinzelte Hänger mit hohem Frustfaktor ans Tageslicht geraten.
Dennoch kann das Adventure gefallen, zumal der Wettbewerb in diesem Genre sehr dünn ausfällt. Wer viel Zeit und Geduld investiert, kann eine unterhaltsame Story in acht Kapiteln erleben, welche Spannung, Rätsel- und Spielspaß zwischen 12 und 15 Stunden bieten kann (Spielzeit durch unnötige Story-Hänger nicht mitgerechnet).
Wer allerdings ein Mystery-Adventure voller Action erwartet, könnte mitunter leicht enttäuscht sein. Gray Matter ist ein eher gemütliches Spiel für lange & kalte Winterabende.
Bewertung
Pro
- Stimmiger Soundtrack
- Gelungene Sprachausgabe
- Interessante Hauptcharaktere
- Liebevoll gezeichnete Hintergrund-Grafik
- Spannend erzählte Story
Contra
- Umständliches Ringmenü
- Veraltete Präsentation
- Nervige Steuerung
- Teilweise frustrierende Hänger

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