
Mehr Arcade als Simulation
Die Wagen bieten Fahrzeugbegeisterten Spielern jede Menge Möglichkeiten, um die Fahreigenschaften an persönliche Vorlieben anzupassen. Mit Hilfe von Schiebereglern lassen sich Stabilisatoren, Dämpfer und Aufhängung, aber auch Differenzial, Getriebe und Bremsen anpassen. Sogar Spur und Sturz der Räder ist veränderbar. All diese Möglichkeiten passen gut zu einer Simulation, aber Gravel orientiert sich stark in die Arcaderichtung, da diese Einstellungen nur bedingt notwendig sind um seine Gegner zu schlagen. Denn selbst ohne die zahlreichen Fahrhilfen verzeiht die Fahrphysik viele Fehler. Sollten wir dennoch einmal neben der Strecke landen, was dank der teils merkwürdigen Kollisionabfrage leicht vorkommt, können wir dieses Missgeschick mit der großzügigen Rückspulfunktion elegant ungeschehen machen. Der Arcadeeinschlag zeigt sich auch in der Rempeltendenz der KI, sowie dem Punktesystem. Dieses belohnt uns für besondere Fahrmanöver, wie Drifts oder Sprünge, mit Punkten. Damit steigt unsere Stufe und wir schalten neue Fahrzeuge, Strecken und Lackierungen frei. Leider sind bereits von Beginn an einige Fahrzeuge nur mit einer kostenpflichtigen Erweiterung zu haben.
Schwankende Schwierigkeit
Auch beim Schwierigkeitsgrad zeigt sich der Arcadeeinschlag. Liegen wir einmal hinten, holen wir diesen Rückstand relativ einfach auf. Auf der anderen Seite ist es nicht besonders schwer einen großzügigen Vorsprung herauszufahren. Doch die Balance des Schwierigkeitsgrads ist nicht durchgängig. Das zeigt sich besonders bei Zeitfahrevents. Mit den selben Einstellungen für KI-Schwierigkeit und Fahrhilfen ist es stellenweise schwer bis unmöglich die Bestzeit zu erreichen. Als besonders unfair zeigt sich das im Modus Smash-Up. Hier sind Tafeln auf der Strecke zu treffen, die grüne oder rote Pfeile zeigen. Grün ist ok, trifft man einen roten wird man abgebremst. Im schlimmsten Fall verfehlt man die Tafeln und wird zurückgesetzt. Da die Anzeige zufällig ist und sich erst kurz bevor man sie erreicht aufleuchtet, ist es unmöglich der Ideallinie zu folgen und damit eine gute Zeit zu erreichen. Glücklicherweise müssen wir nicht alle Events gewinnen um weiterzukommen und Zeitfahrevents sind kein Bestandteil der Rennen gegen die Champions.
Schön aber nicht zeitgemäß
Das Gameplay von Gravel ist gut gelungen und macht Spaß, doch leider ist die Präsentation nicht ganz zeitgemäß. Zwar setzt Milestone auf die Unreal Engine 4, die tolle Landschaften zeichnet und Wetter sowie Tageszeit schön in Szene setzt. Bei Regen behindert das Wasser auf der Scheibe die Sicht und Schnee oder Nebel senkt die Sichtweite. Auf der Test-XBox der ersten Generation läuft das alles flüssig, bei genauerer Betrachtung erinnern wir uns aber an Spiele der alten Konsolengeneration. Leider ist das Spiel während unserem Test teilweise eingefroren, was auch schonmal ein paar Sekunden dauerte und in manchen Fällen in einem Absturz von Gravel endete. Ärgerlich wenn man gerade dabei ist zu gewinnen.
Leider sind die Fahrzeuge schwach modelliert und es fehlen die Details. Zwar ist gut zu erkennen um welches Modell es sich handelt, aber sie erinnern stark an Spielzeugautos. Das setzt sich auch im Cockpit fort. Details fehlen und für einen animierten Rückspiegel hat es leider auch nicht mehr gereicht. So müssen wir uns mit dem Stick umsehen oder auf die Pfeile schauen, die uns anzeigen wo sich unsere Gegner hinter uns befinden. Bei Rennen durchs Gelände sind Schäden am Fahrzeug kaum zu vermeiden. Diese können wahlweise rein optisch oder auch mechanisch sein. Beides hat aber seine Schwächen. Während die Schäden optisch genauso schwach modelliert sind wie die Fahrzeuge selber, wirken sich erst schwere Schäden mechanisch aus. Ähnliches gilt für den Motorsound. Zwar passt er zu den Fahrzeugklassen, ein VW Beetle klingt spritziger als ein Hummer, aber der Sound ist darüber hinaus zu schwach in innerhalb der Klassen zu ähnlich.
Multiplayer ohne Splitscreen
Wer gerne gegen reale Fahrer antreten möchte, kann das im Online-Multiplayer tun. Ein Splitscreen-Modus ist nicht Teil von Gravel. Hier treten bis zu acht Spieler gegeneinander an und stimmen über die Strecke ab, die gefahren werden soll. Kommen keine acht Spieler zusammen, wird das restliche Fahrerfeld mit KI-Gegnern aufgefüllt.
Fazit
Milestone hat mit Gravel einen spaßiges Offroad-Rennspiel erschaffen. In Form einer TV-Show fahren wir in mehreren Episoden um den Offroad-Thron und müssen dabei einzelne Champions in ihrer jeweiligen Disziplin im Duell besiegen. Von klassischen Rally-Rennen über Cross Country bis hin zu Speed Cross sind alle bekannten Offroad-Veranstaltungen enthalten. Diese tragen wir in Sandwüsten, auf Schlammpisten, vereisten Strecken oder Asphalt und Schotter aus. Wählen können wir dabei zwischen klassischen Rallywagen, modernen Flitzern und schweren Boliden. Der lizensierte Fuhrpark ist abwechslungsreich aber überschaubar.
Das Gameplay überzeugt, was man von der Technik nicht ganz behaupten kann. Die Landschaften sehen dank der Unreal Engine 4 toll aus, erinnern aber an Spiele der alten Konsolengeneration. Den Wagen fehlen die Details, wodurch sie wie Spielzeugautos wirken. Schwach sind leider auch die Motorengeräusche und das Schadensmodell.
Wer gerne in Arcade-Manier durch das Gelände brettert und auch ein paar Rennen im Multiplayer, der leider ohne Splitscreen auskommen muss, bestreiten will, kann mit Gravel viel Spaß haben. Nicht so viel Wert sollte man aber auf Zeitgemäße Grafik legen.
Bewertung
Pro
- Karriere als TV-Show
- Lizensierte Fahrzeuge
- Solide Arcade-Action
- Diverse Anpassungsmöglichkeiten und Fahrhilfen
Contra
- Unzeitgemäße Grafik
- Detailarme Fahrzeuge
- Schwankende Schwierigkeit
- Gelegentliches Einfrieren
2 Kommentare
XBU FloNÄ Sa, 10.03.2018, 21:02 Uhr
Danke für Dein Feedback. Wie sehr man sich auch bemüht, persönliche Meinungen schwingen immer etwas mit.
Hätte auch mehr Simulation erwartet, macht mir persönlich aber viel Spaß. Ich bin aber auch mehr der Arcade Racer ;)
RagnaroekGER Sa, 10.03.2018, 15:20 Uhr
Da habe ich ja noch mal Glück gehabt, auf das Review gewartet zu haben. Der Trailer hatte mich neugierig gemacht, war aber auch mit wenig Aussagekraft verbunden. Entspricht dem Review zufolge aber überhaupt nicht meinem Genre.
Danke für's Review [MENTION=11300]XBU FloNÄ[/MENTION]. Ich weiß zwar, dass unsere Meinung bei Monster Energy Supercross stark auseinander geht, aber das Review hier zeigt mir von Anfang an zu viele Sachen auf, bei denen ich schon lesen kann, dass es nicht mein Ding ist.
Dann also diesen Monat nur noch MX vs. ATV All out auf dem Zettel.