Page

Wahre Schönheit kommt von innen?

Hier kommen wir zu einer wesentlichen Schwachstelle des Spiels. Die Welt der TV-Serie strotzt vor Details, ob es Kleider sind, malerische Landschaften oder rustikale Burgen - alles sieht authentisch aus und wurde auf extrem hohen Niveau umgesetzt. Leider leider kann man das nicht von dem Spiel sagen. Die Grafik hängt dem Zeitalter der jetzigen Spielegeneration doch um Jahre hinterher. Die ersten Launchtitel der 360 sahen schon besser aus. Die Umwelttexturen sind matschig, die Objekte der Umgebung sind auf Polygondiät und die Animationen sind teilweise etwas hölzern. Da kann auch der künstliche Dauernebel nichts dran ändern. Im Norden ist karge weiße Eintönigkeit und die andauernde Hintergrundunschärfe noch halbwegs akzeptabel, aber wenn man im Laufe des Spiels in andere Regionen hervor dringt, ist dies einfach unangebracht. Vor allem das südliche Riverspring von Westeros enttäuscht hier sehr stark. Die Modelle der Figuren sind zum Glück aber ok und die Gesichter sind in den Dialogen detailreich gestaltet. Das Fehlen von einer angemessenen Grafik ist schade, denn gerade dieses Setting hätte einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten gehabt.

Wenn es auch nicht soviel für die Augen gibt, so gibt es dennoch was für die audiophilen Freunde. HBO hat sein musikalisches Thema von Game Of Thrones zur Verfügung gestellt. Immerhin kann hier die Entwicklerschmiede punkten. Der originale Soundtrack macht Laune und die Schlachten werden abwechslungsreich untermalt. Mal baut die Musik langsam Stimmung auf, dann gibt es wieder ein spannendes Stakkato von Trommelschlägen, die das Kampfgeschehen würdig untermalen. Abgesehen von der Musik sind die Spielesounds aber auf normalen Niveau.

Eine fantastische Geschichte

Hier kann das Spiel zu Game of Thrones punkten. Der Autor George R.R. Martin, der die zugrunde liegende Geschichte 'Das Lied von Eis und Feuer' mittlerweile im fünften Band schreibt, hat eine enge Zusammenarbeit mit den Entwicklern geleistet um die Storyline zu schreiben. Das merkt man dem Spiel auch an. Fans der Serie werden sich sofort zurecht finden aber auch unbedarfte Spieler wird die Story in ihren Bann ziehen. Man hängt an den Lippen der Charaktere um wie in der Serie herauszufinden, was als nächstes passiert. Im Unterschied zur Serie, kann der Spieler aber hier selber entscheiden wie die Geschichte verläuft. Unterschiedliche Dialogauswahlen haben unterschiedliche Auswirkungen und gegebenenfalls auch blutige Konsequenzen. Besonders die Erzählung zweier recht unterschiedlicher Charaktere ist spannend und bringt interessante Abwechslung ins Spiel. Fans der Serie werden sich freuen, denn sie können bekannten Figuren wie der Königin Cersei begegnen und James Cosmo in der Originalfassung als Sprecher von Jeor Mormont dem Lord und Kommandant der Nachtwache erleben.

Auf diese Weise werden unterschiedliche Handlungsstränge geschickt miteinander verknüpft. Das regt an weiterzuspielen und am Ball zu bleiben. Wenn es einen gepackt hat, fällt es schwer den Controller aus der Hand zu legen, denn man möchte nach einer Weile unbedingt wissen wie es weiter geht.

Die Welt von Eis und Feuer

Die unterschiedlichen Kapitel sind recht schlauchartig designt und man vermisst hier schon die Möglichkeit, sich etwas freier zu bewegen und die große weite Welt zu erkunden. Es gibt zwar immer wieder Kisten/Körper die man auf Gegenstände untersuchen kann, aber viel mehr ist nicht drin. Hier hätte auch eine Vergleichsmöglichkeit des gefunden Gegenstands mit dem ausgerüsteten nicht geschadet. Zwar kann man das tun aber man muss dafür den Gegenstand aufnehmen, dann das Inventar öffnen und erst jetzt kann man die Werte vergleichen. Das ist unnötig umständlich und wurde bereits in anderen Spielen besser gelöst. Es lohnt sich aber dennoch wenn man aufmerksam lootet, denn hier und da versteckt sich durchaus mal eine hochwertige seltene Waffe. Dies kann übrigens durch den Faktor Glück im Charakterbildschirm beeinflusst werden.

In den verschiedenen Arealen befinden sich immer wieder Händler, die einem die Möglichkeit zum An- und Verkauf von Gegenständen, Waffen und Rüstung bieten. Das macht auch durchaus Sinn, denn im Laufe der Kämpfe und dem Voranschreiten des Kapitels sammelt sich auch allerhand Loot bei euch an. Es lohnt unter Umständen, den ein oder anderen Kauf zu tätigen, um bessere Items zu bekommen.

Die anfangs noch träge erscheinenden Kämpfe gewinnen recht schnell an Fahrt und wer nicht aufpasst beißt sehr schnell ins Gras. Es gilt nicht nur die beschriebenen Verkettungen von Befehlen durchdacht während des Kampfes zu organisieren, sondern auch zu entscheiden, wann welcher Belgeiter eingreifen soll. Im weiteren Verlauf des Spiels könnt und prompt zwischen euch selbst und den Begleitern im Kampf wechseln. Diese haben andere Fähigkeiten, die wichtig sind, um den Kampf zu gewinnen. Bei normalen Kämpfen wichtig, in Bosskämpfen aber Elementar, ist daher immer wieder das Geschehen zu Pausieren. Die Zeit wird genutzt, um kurz nachzudenken und um dem jeweiligen Begleiter den richtigen Befehl zu geben. Ihr könnt beispielsweise so verhindern, dass ein Gegner einen mächtigen Angriff gegen euch ausführt, indem ihr ihn mit einer Kampfaktion unterbrecht.

Sehr hilfreich ist hier auch den Hund Mors einzusetzen. Er kann sich wie ein Terrier auf den Fuß des Angreifers stürzen und ihn so daran hindern, großen Schaden anzurichten. Der Hund selbst hat sogar einen eigenen Fertigkeitenbaum, den ihr auch mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausstatten könnt und solltet. Wie bei anderen Rollenspielen auch levelt ihr hier den Protagonisten auf und verteilt die Punkte auf die anfangs beschriebenen Werte.

Durch die zwei sehr unterschiedlichen Figuren Mors und Alester, spielt ihr zwei sehr unterschiedliche Perspektiven. Das bedeutet daher komplett andere Teile der Welt zu sehen, als auch andere Dialoge zu führen. Sogar die Kampffertigkeiten ändern sich drastisch. Das sorgt für eine schöne Abwechslung im Spiel, denn dies bedeutet, ihr müsst auch im Kampf etwas umdenken, um den gewünschten Erfolg zu erzielen.

Seite

 

Fazit

Game Of Thrones - das Spiel zur Serie - ist wahrhaftig ein waschechter Rollenspieltitel geworden. Nicht nur die Eigenschaften und Fertigkeiten der Charaktere wurden hier sehr ausgiebig gestaltet. Die wahre Stärke des Spiels liegt in der Storyline und der sehr umfangreichen Möglichkeiten durch die Auswahl an Dialogen, das Spielgeschehen und damit die Geschichte drastisch zu beeinflussen. Dabei müssen nicht selten schwerwiegende moralische Entscheidungen getroffen werden, die in Laufe des Spiels dementsprechende Konsequenzen haben. Wie es der Maester im Spiel so schön ausdrückt: Ihr werdet immer jemanden unglücklich machen. Solche Tiefe ist eher selten, denn viele verstehen Rollenspiel immer noch nur als das Aufwerten von Attributen.

Grafisch wirkt das Spiel allerdings sehr altbacken und wird nirgendwo einen Blumentopf damit gewinnen. Wen dies allerdings nicht stört und eine spannende Geschichte voller unerwarteter Wendungen mit taktischen Kämpfen erleben möchte, wird hier glücklich werden. Die taktischen Kämpfe machen Spaß, sind aber etwas repetitiv. Wer die schnelle Action sucht, sollte allerdings besser die Finger davon lassen.


Bewertung

Pro

  • Taktische Kämpfe
  • Originalcharaktere der Serie
  • Nicht linearer Spielverlauf
  • Enorme Dialogtiefe
  • Spannende Story
  • Sehr nah an der Serie

Contra

  • Grafik ist sehr veraltet
  • Animationen wirken hölzern
  • Leveldesign ist schlauchartig
  • Attributverteilung setzt Grundwissen voraus
  • Kampfsystem erfordert Einarbeitungszeit

Grafik 6 von 10
6/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

1 Kommentar

TaubeColt Mi, 04.07.2012, 13:53 Uhr

Nichts neues, dass das Spiel zum Film/Serie eher schlecht als recht ist... Gibt nur sehr wenige Ausnahmen wie z.B. The Walking Dead.