
Die französische Spieleschmiede Cyanide bringt mit dem Spiel Game Of Thrones die erste Rollenspielversoftung zu der bekannten TV-Serie Game Of Thrones. Cyanide setzt dabei auf verschiedene Handlungsstränge, die die Geschichte in einer besonders vielfältigen Weise erzählen. Konnte der Entwickler sein hohes Ziel erreichen und ein Rollenspiel erschaffen, das der Serie würdig ist? Findet es in unserem Test zum Xbox 360 Spiel heraus.
Ab mit dem Kopf!
Das Spiel erzählt die Geschichte von zwei markanten Charakteren in der Welt von Game Of Thrones. Der eine ist Mors Westford, ein alter Haudegen der Nachtwache und der andere Protagonist ist Alester Sarwyck, ein roter Priester von R'hllor. Zu Beginn spielt ihr den raubeinigen Mors. Die Nachtwache ist für die sieben Königreiche dieser Welt von enormer Bedeutung. Sie ist die letzte Bastion, der Befestigungswall der die Königreiche vor Wildlingen, weißen Wanderern und anderen Gefahren schützt. Die Männer halten dort Wache und schützen den Rest des Kontinents vor dem eisigen Norden von Westeros.
Der alte Haudegen Mors ist schon lange dabei und muss einen Deserteur einfangen. Dieses Mitglied ist seit 15 Jahren schon bei der Nachtwache und verletzt dort die Grundregel: Es gibt nur einen Weg die Nachtwache zu verlassen! Mors ist zwar mit diesem Mann befreundet, aber muss den Gesetzen der Nachtwache folgen. Ihr sollt euren mehrjährigen Freund hinrichten und sein Tod soll durch Enthauptung erfolgen. Analog zu den ersten Minuten der Serie, geht es auch hier nicht zimperlich zu. So wird direkt klar, dass man es hier nicht mit einer weichgespülten Fantasyproduktion zu tun hat. Hier wird gemordet, geschändet, verraten und auch ein Besuch im Bordell ist mit von der Partie.
Ihr habt Möglichkeit, Einfluss auf den Lauf der Handlung zu nehmen, indem ihr das radiale Dialogmenu verwendet. Spieler, die schon mal ein Bioware Spiel gespielt haben, werden sich hier schnell zurecht finden. Der Charakter gibt hierbei nicht 1:1 wieder, was man ausgewählt hat, sondern reagiert sinngemäß dessen, was man ausgewählt hat. Hier wird bereits klar, dass es sich um ein sehr dialoglastiges Spiel handelt. Es wird neben den Kämpfen viel Zeit in Cutscenes und Gesprächsequenzen verbracht. Kann der eingefangene Deserteur noch gerettet werden? Das werdet ihr selbst herausfinden müssen, denn das wollen wir hier nicht verraten...
Wenn du weder den Feind noch dich selber kennst, wirst du jede Schlacht verlieren
Nach dem Prolog geht es direkt weiter zum Charakterdialog. Der ist sehr umfangreich gestaltet und könnte Neulinge abschrecken. In alter Pen-And-Paper Manier wählt man Attribute wie unter anderem Stärke, Glück, Ausdauer und verteilt darauf Punkte. Das ist nicht unbedingt schlecht, wirkt aber etwas veraltet. Vor allem im Waffenmenu müssen auch wieder einzeln Punkte vergeben werden, die Einfluss auf die DPS (Schaden pro Sekunde) und kritische Treffer haben. Das ist nicht gerade anfängerfreundlich. In weiteren Dialogen wählt ihr nun, welchen Kampftyp ihr spielen wollt und welche Kampfstellung gespielt werden soll. Das Aussehen des Charakters ist nicht anpassbar, da beide spielbaren Akteure durch die Geschichte vorgegeben sind. Gut gefällt hier die Auswahl an positiven und negativen Eigenschaften des Charakters. So habt ihr beispielsweise die Möglichkeit, ein herausragender Anführer zu sein, als auch blutrünstig Schaden auszuteilen. Doch aufgepasst, jeder Punkt auf der positiven Seite muss durch eine negative Eigenschaft ausgeglichen werden. Negative Eigenschaften sind beispielsweise die Anfälligkeit für Feuer oder Allergiker, die mehr Schaden durch Gift zu erleiden haben. Es sei hier also weise gewählt.
Soweit so gut, aber nun zum Kampftutorial. Ihr seid schließlich nicht irgendwer, sondern der Schlachter der Nachtwache! Also ran an die Buletten und den Frischlingen erst mal zeigen wie man kämpft! Eure Aufgabe ist es in dem Tutorial, die neuen Mitglieder auf ihr Kampfpotenzial zu prüfen und dabei lernt ihr quasi nebenbei wie die Kampfsteuerung funktioniert. Wer lieber schnelles Hack'n Slay will, ist hier fehl am Platze. Das Geschehen fühlt sich anfangs etwas träge an. Man erwartet sich direkt in den Kampf zu stürzen, da es in einer Third-Person-Perspektive zur Sache geht. Aber weit gefehlt. Vielmehr lernt ihr, dass man den Kampf bis auf Zeitlupenniveau verlangsamt, indem der LB-Button gedrückt wird. Nun öffnet sich ein Kurzbefehlmenu in dem man die nächste Aktion auswählen kann. Es lassen sich bis zu drei Aktionen hintereinander verketten. Vorausgesetzt ihr habt noch genug Energie. So gilt es also gut zu überlegen, wann man welche Aktion ausführt. Ist die Energie weg, füllt sie sich während des Kampfes langsam wieder auf. Sobald ihr den LB-Button loslasst, geht es in Echtzeit weiter. Die Fights erhalten auf diese Weise eine beträchtliche taktische Komponente.
Man hat also einiges zu tüfteln und die Auswahl an Möglichkeiten, das Geschehen zu beeinflussen, ist interessant. Es sei hier aber ein kleiner Wermutstropfen zu erwähnen: Die Art der Animationen hängt von den Waffengattungen ab. Wer also die gleiche Kampfstellung und Waffen wählt, bekommt im Laufe des Spiels immer wieder die gleichen Animationen zu sehen.
Fazit
Game Of Thrones - das Spiel zur Serie - ist wahrhaftig ein waschechter Rollenspieltitel geworden. Nicht nur die Eigenschaften und Fertigkeiten der Charaktere wurden hier sehr ausgiebig gestaltet. Die wahre Stärke des Spiels liegt in der Storyline und der sehr umfangreichen Möglichkeiten durch die Auswahl an Dialogen, das Spielgeschehen und damit die Geschichte drastisch zu beeinflussen. Dabei müssen nicht selten schwerwiegende moralische Entscheidungen getroffen werden, die in Laufe des Spiels dementsprechende Konsequenzen haben. Wie es der Maester im Spiel so schön ausdrückt: Ihr werdet immer jemanden unglücklich machen. Solche Tiefe ist eher selten, denn viele verstehen Rollenspiel immer noch nur als das Aufwerten von Attributen.
Grafisch wirkt das Spiel allerdings sehr altbacken und wird nirgendwo einen Blumentopf damit gewinnen. Wen dies allerdings nicht stört und eine spannende Geschichte voller unerwarteter Wendungen mit taktischen Kämpfen erleben möchte, wird hier glücklich werden. Die taktischen Kämpfe machen Spaß, sind aber etwas repetitiv. Wer die schnelle Action sucht, sollte allerdings besser die Finger davon lassen.
Bewertung
Pro
- Taktische Kämpfe
- Originalcharaktere der Serie
- Nicht linearer Spielverlauf
- Enorme Dialogtiefe
- Spannende Story
- Sehr nah an der Serie
Contra
- Grafik ist sehr veraltet
- Animationen wirken hölzern
- Leveldesign ist schlauchartig
- Attributverteilung setzt Grundwissen voraus
- Kampfsystem erfordert Einarbeitungszeit

1 Kommentar
TaubeColt Mi, 04.07.2012, 13:53 Uhr
Nichts neues, dass das Spiel zum Film/Serie eher schlecht als recht ist... Gibt nur sehr wenige Ausnahmen wie z.B. The Walking Dead.