
Harmonix, die Entwickler von Rock Band, haben ein neues Musikspiel herausgebracht. Diesmal dreht es sich nicht um die Welt des Rock, sondern um die des Dance-Festivals. Ihr übernehmt die Rolle eins DJs, aber ganz ohne Hardware, rein mit dem Controller. Wir haben das Spiel getestet und sagen euch, warum es stellenweise Spaß macht, aber teilweise auch absurd und etwas eintönig wird.
Was geht aaaaaaaab?
Ja, Fuser kann ganz schön cringy sein, und das vom ersten Spielmoment an. Hat man den überaus grausam überzeichneten Promoter in fake Jugendsprache überstanden, so wartet aber dann endlich ein wenig Spiel auf euch…
Wie sieht das Gameplay in Fuser aus? Als aufstrebender DJ startet man die Karriere erst einmal und lernt die Basics kennen. Wobei, Basics ist gut gesagt – die gesamte Karriere ist eigentlich ein einzig großes Tutorial. So lernt man mit jedem neuen Level neue Fähigkeiten kennen. Man beginnt, indem aus einem Koffer, den man mit CDs vollpackt, erst einmal einen Bass droppt. Danach folgen Instrumentenlagen aus den verschiedensten Tracks hinzu. Hier kommt die geniale Technik von Harmonix zutage, die es mit einem schlauen Algorithmus geschafft haben, dass das Zusammenmixen („fusen“) von verschiedenen Songs astrein funktioniert und irgendwie immer gut klingt. Naja, meistens – es gibt auch Kombinationen, die selbst bei der besten Technik grausam klingen. Aber die Songs sind immer im gleichen Tempo, treffen eine ähnliche Tonhöhe – es passt einfach!
Hat man gelernt, wie man die verschiedenen Discs droppt, so lernt man dann auch, sie zum richtigen Zeitpunkt zu droppen (z.B. am Ende eines Taktes oder z.B. dann, wenn der Gesang einsetzt), damit alles noch besser klingt und man mehr Punkte kassiert. Weiterhin muss man auf Publikumswünsche eingehen („Ich möchte jetzt ein Keyboard hören!“, „Ich liebe die 80er, spielst du mir etwas?“, „Wie wäre es mit Hot Stuff von Donna Summer?“), Instrumente droppen, mehrere Bässe gleichzeitig spielen, das Tempo erhöhen, und, und, und. Wer meint, es sei schnell getan bei ein paar Discs-Drops, irrt gewaltig: Am Ende der Karriere ist alles so komplex und durcheinander, dass es auch mal schnell überfordern kann.
Dance! Dance! Dance! Dance… Dance…….. dance… dan...
Irgendwann kann man dann nicht mehr. Denn das Spiel ist bei weitem nicht so abwechslungsreich, wie der große Soundtrack (über 100 Songs) vermuten lässt. Denn irgendwie bleibt es natürlich immer Dance-Musik. Das macht schon durchaus Spaß, aber da es irgendwie immer ähnlich klingt, motiviert es dann doch nicht so lange, wie erhofft. Außerdem hat das Gameplay einen entscheidenden Nachteil: Das, was Punkte bringt, klingt meist nicht sonderlich gut. Denn die Wünsche des Publikums wirken mehr als willkürlich und es bringt insgesamt mehr Punkte, wenn man ständig (bei jedem Takt) einen Track wechselt. Lieber würde man gerne mal 20 Sekunden einen Mix laufen lassen – nein, das Gameplay sieht vor, dass man ständig wechselt, um zu punkten. Aber so kommt einfach kein guter, flüssiger Beat auf – das ständige Hin und Her durch die verschiedensten Genres und Zeitperioden macht einen komplett kirre.
Hier hätte man irgendwie auch mehr Freiheiten einbinden müssen. Denn ja, es gibt einen Freestyle-Modus, indem es überhaupt keine Punkte gibt und man genau nach Vorliebe die Mixes erstellen kann, die man möchte. Cool! Aber… die Karriere ist komplett einengend, sie gibt teilweise Songs vor, sie gibt die Aufträge vor und ist zeitlich stets begrenzt. Ein Modus, der irgendwie dazwischen wäre, wäre besser.
Create-a-DJ und Cross-Play
Positiv erwähnen muss noch zwei Dinge. Das wäre zuerst einmal die Möglichkeit der Personalisierung. Harmonix-typisch kann man seinen DJ (wie auch bei Rock Band seine Bandmitglieder) personalisieren und man bietet sehr viele Möglichkeiten. Der Grafikstil ist hier fast identisch: Comic-Look, etwas rundere Formen. Uns persönlich gefällt der Stil allerdings nicht mehr so, da er etwas veraltet wirkt und es an Details fehlt. Hier wäre heutzutage mit der Xbox Series X, auch wenn die Grafik bei Fuser nicht im Mittelpunkt steht, deutlich mehr möglich gewesen. Allerdings ist die Vielfalt, mit der man seinen eigenen DJ erstellen kann, groß. Auch die Möglichkeit, die Effekte des Bühnenbilds zu personalisieren (welche Farbe sollen die Lichtkegel haben, das Feuerwerk, usw., welches Muster soll im Hintergrund überlappend mit welchen anderen drei Muster angezeigt werden, usw.), sind beeindruckend.
Ein anderes tolles Feature ist das Cross-Play. Das gesamte Spiel wurde darauf ausgelegt, dass nahtlos alle Plattformen miteinander zocken können. Das bedeutet, dass der PC, die PlayStation, die Xbox und die Nintendo Switch miteinander spielen können und man im Multiplayer jeweils sehen kann, auf welcher Plattform der andere spielt. Das Gameplay ist dahingehend auch angepasst, da man für die Xbox untypisch einen Cursor bewegen muss – das passt aber natürlich gut zum PC. Und dennoch klappt die Steuerung auf der Xbox wunderbar. Allerdings muss man sagen, dass der Multiplayer für Neulinge insgesamt etwas überfordernd sein kann. Hier stehen alle Gameplay-Elemente direkt zur Verfügung und die Konkurrenz scheint hart – der Schnellere siegt hier.
Fazit
Fuser ist ein brillantes Stück Technik. Der hauseigene Algorithmus rechnet eure als DJ zusammengestellten Mixes aus 80er-Musik, modernen Dance-Hits und Pop-Songs wunderbar zusammen zu einem guten Beat. Allerdings ist das Gameplay alles andere als simpel. Das schnell sehr komplex werdende Gameplay macht zwar Spaß, allerdings führt die Punktevorgabe dazu, dass man ständig die Mixes wechseln muss und die Musik dadurch nicht mehr ganz so cool klingt. Schade, dass es auch keinen Singleplayer-Modus zwischen der sehr einengenden Karriere (wie ein großes Tutorial) und dem komplett freien Freestyle-Modus gibt.
Und leider kann es bei den ständigen Dance-Vibes auch irgendwann etwas eintönig werden. Das Gameplay mit Controller ist und bleibt etwas statischer und langweiliger als es bei Guitar Hero oder Rock Band noch mit Instrumenten der Fall war. Zwar ist die Songauswahl bei Fuser riesig (über 100 Songs), aber dennoch stellt sich irgendwann etwas Monotonie ein. Wer Abwechslung sucht, geht dann in den Cross-Play-Multiplayer, allerdings muss man sich hier auf starke Gegner gefasst machen! Fuser ist insgesamt ein gelungenes DJ/Dance-Spiel, das viele komplexe Elemente vereint, aber manchmal bleibt etwas Spielspaß auf der Strecke. Hier muss jeder Musik-Enthusiast selber entscheiden, ob das Game ihm zusagt.
Bewertung
Pro
- Geniale Technik mixt die Songs passgenau auf den entsprechenden Takt
- Riesiger Soundtrack (über 100 Songs)
- Komplexes Gameplay
- Cross-Play (PS/Xbox/Switch/PC)
Contra
- Auf Dauer sind Spiel und Sound eintönig
- Stressiges Gameplay kann schnell überfordern
- Mixes klingen aufgrund von Gameplay-Vorgaben nicht immer gut (zu viele Wechsel)
- Kein Modus zwischen einengender Karriere und Freestyle
- Multiplayer kann Neulinge überfordern
0 Kommentare