
Gentlemen, please start your engines!
Dann ging es los, das erste Rennen war zum Greifen nahe. Dank vermasseltem Qualifying, wovon sich allerdings jedes einzelne Drittel beliebig oft wiederholen lässt, startete ich in letzter Reihe. Macht nichts, dann halt am Start Plätze gut machen. Gesagt getan, bretterte ich nach Erlöschen der Ampel auch schon los. Die Landschaft verschwimmt langsam, es entwickelt sich eine Art Tunnelblick. Die erste Kurve naht. Nun bloß auf die anderen Fahrer aufpassen und von gut 270 KMH erstmal abbremsen, um die Kurve zu packen. Es wird verdammt eng, vor mir gibt es den ersten Knall, Teile fliegen um mich herum. Doch noch habe ich nichts abbekommen. Froh über die bestandene erste Kurve passe ich einen Moment nicht auf und verursache meinen ersten Unfall bereits in Kurve 2. Der Flügel ist beschädigt, mein Auto lässt sich nur noch schwer steuern. Irgendwie schaffe ich es dann doch in die Box und kann nach getaner Arbeit meiner Boxencrew wieder auf die Piste.
Das Rennen verläuft von da an gut, ab und zu lande ich im Kies, nutze aber die eingebaute Rückspul-Funktion, um große Fehler auszubügeln. Leider kam es gelegentlich vor, dass das Spiel kurz nach dem Wiedereintritt einen Aussetzer machte, was aber den weiteren Spielverlauf nicht weiter störte und nicht zum Abflug führte. Vorletzte Runde, fast ist es geschafft, die Konzentration lässt ein wenig nach. Plötzlich tuschiert mich ein anderes Auto am linken Hinterrad, ich mache kurz darauf einen Ausflug in die rechte Leitplanke. Wieder hat es meinen Flügel zerrissen. Problem hierbei: Ich konnte nicht mehr zurückspulen, die vier verfügbaren Male waren aufgebraucht. Mit letzter Kraft halte ich den 23. Platz, keine Glanzleistung, doch ich merke, selbst über den 23. Platz (im Übrigen meine Vorgabe für das Rennen) würde ich mich schon riesig freuen. Dank mangelnder Konzentration fahre ich dann doch einmal zu weit heraus und muss mich geschlagen geben. Ich werde 24! Das kann ja noch heiter werden.
So, oder so ähnlich dürfte das erste Rennen bei vielen Spielern aussehen. Frustriert so etwas? Oh ja, und wie. Hat man anschließend keine Lust mehr? Nein, im Gegenteil, man kann es kaum erwarten, es den Konkurrenten im nächsten Rennen so richtig zu zeigen. F1 2012 frustriert in einem angenehmen Maß, denn meist verschuldet man selbst die Fehler. Und so kann es immer wieder motivieren und vor den Bildschirm locken. Das nächste Rennen läuft dann auch schon viel besser und ich kann sogar meinen ersten Punkt einfahren. Der nächste Renntag kann kommen. Übrigens finden an bestimmten Renntagen kleine Testfahrten statt. Schafft ihr es, eine Runde mit bestimmten Vorgaben zu absolvieren, schaltet ihr dann auch gleich neue Teile frei, die an eurem Wagen verbaut werden, etwa bessere Bremsen.
Die richtige Mischung macht's.
Auch wenn man als Anfänger zunächst frustriert sein wird: F1 2012 ist bei genauerer Betrachtung immer fair und zugleich fordernd. Allerdings kann man auch schon durch simple Einstellungen im Menü dafür sorgen, dass selbst Rennspiel-Neulinge schnell die ersten Erfolge feiern werden, denn die Lernkurve ist extrem hoch. Ihr könnt von der Lenkung, über Schaden, Schwierigkeit, Bremsen oder Regeln alles im Menü einstellen. Wem das nicht genügt, der experimentiert mit dem Auto selbst. Für Ottonormal-Zocker wird das Schnell-Setup reichen. Ihr wählt je nach Bedarf und Wetter eine passende Einstellung, ob ihr etwa mit mehr Speed oder mehr Haftung unterwegs seid und wenn gewünscht noch die Reifen und wann die nächsten Puschen draufgezogen werden sollen, denn ein Boxenstopp ist bei Rennen über mindestens 25% der Original-Renndauer verpflichtend. Profis stürzen sich ins Tuning und verstellen Winkel der Flügel, Reifen oder Bremsen. Hier wird wirklich für jeden etwas geboten, so dass jeder Spaß mit dem Spiel haben kann.
Apropos Spaß. Den habt ihr natürlich nicht nur in der Karriere. Die Saison-Challenge beispielsweise bietet euch eine Serie von 10 Rennen, wo ihr einen zuvor von euch gewählten Konkurrenten am Ende im Gesamtklassement überholt haben müsst. Abgerundet werden die Modi noch durch schnelle Rennen und das Testgelände. Hier könnt ihr entweder auf Zeit gegen vorgefertigte Geister oder die eurer Freunde fahren, eine Zeitfahr-Attacke bei vorgegebenen Situationen bestreiten oder in den Champions-Mode wechseln. Hier gilt es, einen Champion in einer bestimmten Rennsituation zu besiegen. So werdet ihr z.B. gegen Kimi Räikkönen in ein Rennen geworfen: Es sind noch drei Runden übrig, zwischen euch habt ihr jede Menge Konkurrenten, die es zunächst zu überholen gilt, um schließlich Kimi selbst, der auf Position 7 fährt, vor Rennende zu überholen.
Fazit
Codemasters legt noch eine Schippe oben drauf: Obwohl bereits die beiden Vorgänger traumhafte Noten einfahren konnten, kann der Titel auch in diesem Jahr voll und ganz überzeugen. Den Neuerungen sei es gedankt!
Diese passen nämlich wie die Faust aufs Auge und erweitern den ohnehin schon großen Umfang beachtlich. Und dank toller Grafik und exzellentem Sound könnt ihr förmlich den verbrannten Gummi in eurem Wohnzimmer riechen. Selten hat ein Rennspiel so gut die Faszination dieses Sportes rübergebracht. Da verzeiht man dem Spiel gerne die etwas langen Ladezeiten, die zumindest mit interessanten Details auffahren.
Wer dann noch online mit seinem Kumpel die Meisterschaft für das Team holt oder einfach ein paar Runden gegen wildfremde Gamer dreht, dürfte dem Spiel endgültig verfallen sein.
Solltet ihr noch immer nicht überzeugt sein, ladet euch doch einfach die Demo und gebt dem Spiel eine Chance. Denn dank toller Atmosphäre, sinnvollen Neuerungen und gut implementierten Features dürfte F1 2012 jedem Rennspiel-Fan, und denen, die es werden wollen, gefallen! In diesem Sinne: Gute Fahrt!
Bewertung
Pro
- Interessante neue Spielmodi
- Einzigartiges Geschwindigkeitsgefühl
- Klasse Soundkulisse
- Vielfältige und originalgetreue Rennstrecken
- Dynamisches Wetter
- Sehr detailierte Boliden
Contra
- Renstrecken leiden teilweise an Detailarmut
- Teils recht lange Ladezeiten
- Selten auftretende Framerate-Einbrüche

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