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Farbenprächtiger Blickfang

Ja, Trip ist schon eine süsse kleine Game-Maus, aber Enslaved: Odyssey to the West hat sogar noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Noch nie wurde der Anblick der Welt nach dem Verschwinden der Menschenmassen, so farbenprächtig dargestellt, ohne das Setting auch nur ansatzweise zu verniedlichen. Die Ruinen der bereits teilweise überwucherten Großstadt, einsturzgefährdete Fabriken aus vergangener Zeit und sämtliche andere Areale wurden liebevoll, abwechslungsreich sowie fantasievoll gestaltet und glänzen durch eine beeindruckende Levelachitektur. Ein märchenhafter Bilderregen, ohne Hervorhebung der oft eingesetzten Endzeitstimmung, aber dennoch immer passend in Szene gesetzt, so dass man die Story auch optisch in sich aufsaugen kann. Die zu Beginn des Spiels gewöhnungsbedürftige Kameraführung rundet mit der Zeit das positive Gesamtbild gekonnt ab, sobald ihr euch nach einer gewissen Eingewöhnungsphase richtig eingelebt habt.

Ganz ohne Mängel kommt aber auch die Grafik nicht davon, denn gerade matschige Texturen und Kantenflimmern sieht nicht jedes Auge gern. Aber auch hier schneidet das Gesamtbild gut ab, da die grafischen Stärken stark überwiegen und die Grafik somit ein echtes Aushängeschild des Titels ist.

Klettermaxe und Kampfkünstler

Eurer Protagonist ist ein äußert talentierter Kletterer und Springer und muss sein Können in vielen Klettereinlagen abrufen, was wiederum so gut gelingt, dass ihr euch über Kletterunfälle fast keine Sorgen machen braucht. Fehlgriffe sind nämlich gar nicht möglich, nur falsches Timing sorgt -im späteren Verlauf der Story- für unerwünschten Hals und Beinbruch. Da wo kein Weg ist, hilft auch kein noch so großer Wille, denn trotz ausreichend großer Areale sind die möglichen Wegoptionen arg dürftig. Und da Trip technisch gesehen, auf der Höhe der Zeit ist und eure Ziele ausdauernd markiert, bleibt die Herausforderung bei den Kletter- und Sprungeinlagen größtenteils auf der Strecke, sieht man von manchen Ausnahmen einmal ab.

Auch die vielen Kampfeinlagen bieten hier und da zu wenig Abwechslung. Ihr könnt zwar mittels eingesammelter Tech-Orbs reichlich Fähigkeits-Upgrades erwerben, aber deutlich zu unterscheidende Aktionen sowie Schlagvielfalt sind absolute Mangelware und erzeugen Druck auf der Spaßbremse. Andererseits sorgen die verschiedenen Kämpfstile, Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Mechs, für reichlich Abwechslung. Ein einfaches Draufhauen wird euch nicht weit bringen, ihr müsst schon verschiedene Kampfstrategien anwenden, eure wirkungsvollen Moves, das Schild und die Energie sowie Schusskraft eures Kampfstabes geschickt einsetzen, wollt ihr die Mechs und starken Bossgegner zu Metallschrott verarbeiten. 

Aber auch beim Klettern und im Kampf stehen der Genuss und das Erleben des Geschehens im Vordergrund. Knackige Rätsel, schweißtreibende Kämpfe sowie unerfreuliche Frustmomente hat Enslaved: Odyssey to the West nicht zu bieten.

Steuerungs- und Lenkmanöver

Die Steuerung eures Protagonisten geht nach kurzer Eingewöhnungszeit locker von der Hand, obwohl die Kameraführung, vor allem zu Anfang des Spiels, nicht wirklich hilfreich unterstützt. Leichte Orientierungsprobleme wollen erst einmal überwunden werden, aber eine Anpassung der extremen Empfindlichkeitseinstellungen der Sticks, sorgt hier für nötiges Feingefühl. Und da euer Held nicht abstürzen kann, fällt die etwas schwammige Steuerung zumindest nicht ärgerlich auf.

In Kombination mit Stick und Aktionstaste setzt ihr zu den Klettersprüngen an und bei der Anwendung von Kampfstab und Schlag-Kombos wirkt das Steuerungssystem alles andere als überladen. Sämtliche Animationen beim Klettern und Kämpfen sind äußerst anschaulich, ohne dass ihr den Controller quälen müsst. Man kann die Steuerung des Protagonisten -egal ob zu Fuß oder auf dem surfbrettähnlichen Schwebeschild "Cloud"- nicht gerade als perfekt bezeichnen, aber auch nicht als misslungen betiteln. 

Bin ich besser als alle Anderen?

Diese Frage lässt sich nicht beantworten, denn Enslaved: Odyssey to the West beinhaltet keinen Mehrspieler-Modus. Auf Grund der Tatsache, dass ihr im Einzelspieler-Modus als Team agiert, stellt sich die Frage, warum auf einen Coop-Modus verzichtet wurde. Ein solcher Modus hätte dem Titel einen ordentlichen Schub nach vorn gegeben, da sich Enslaved: Odyssey to the West geradezu aufdrängt, sich mit einem Coop-Partner auf die Reise nach Westen zu machen. So müsst ihr euch mit den NPC-Partnern begnügen und die 14 Kapitel Richtung Westen allein erleben. Da es kaum Spiel-Situationen gibt die euch wirklich lange aufhalten, könnt ihr mit einer Gesamtspielzeit von 12-15 Stunden rechnen.  
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Fazit

Einerseits haben wir einige Macken feststellen müssen, die die Wertung manch anderer Titel nach unten gedrückt hätte bzw. hat, aber andererseits kann Enslaved: Odyssey to the West etwas vorweisen, was man bisher selten in einem Videogame vorgefunden hat: Ein kinoreif präsentiertes Abenteuer, vollgepackt mit Atmosphäre, Emotionen und hohem Unterhaltungswert. Eine ausgesprochen gute Story, interessante Charaktere mit überzeugenden Animationen und passenden Dialogen erwecken sicher bei vielen Gamern das gewünschte Spielspaß-Gefühl. Enslaved: Odyssey to the West lebt ganz und gar vom Hören, Sehen und Erleben.

Wer allerdings ein anspruchsvolles, knackiges Kampf- und Geschicklichkeitsabenteuer erwartet, wird durch die fehlende Herausforderung sicher ein Stück weit enttäuscht werden. Auch der fehlende Mehrspieler-Modus steht dem Titel nicht gut zu Gesicht und lässt diesbezüglich einiges an Potenzial auf der Strecke.

Enslaved: Odyssey to the West spielen ist wie ein gemütlicher Filmabend auf der Couch, mit Popcorn, Chips, kühlen Getränken und einem Ende mit WOW-Effekt. Ein Titel, der durch einige, wenige Handgriffe ein echtes Highlight hätte werden können.

Für die begeisternde Erzählweise vergeben wir einen XBoxUser Special Award!


Bewertung

Pro

  • Frustfreies Spielen
  • Hoher Unterhaltungswert
  • Sehr gute Präsentation
  • Tolle Charaktere
  • Wunderschöne Erzählweise
  • Kinoreife Story

Contra

  • Wenig herausfordernd
  • Kantenflimmern
  • Zeitweise Lautstärkeschwankungen während der Dialoge
  • Teilweise abgehackte NPC-Animationen

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

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