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Die Demo-Version von Enslaved: Odyssey to the West hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Zum Einen überraschte die Präsentation und weckte bei vielen Spielern eine gesteigerte Neugier und zum Anderen fiel die gewöhnungsbedürftige Steuerung auf. Aber da eine Demo nun mal eine Demo ist und nicht alles ans Licht bringt, haben wir uns ins Action-Abenteuer gestürzt, um dem Titel auf den Zahn zu fühlen. Ob Enslaved die Spielewelt bereichert oder eher nicht, könnt ihr in unserem Review erfahren.

Da war doch mal was mit Arnie

Im Kinofilm "Terminator" konnte man schon sehen, was geschieht, wenn mechanische Kreaturen, welche von Menschenhand geschaffen wurden, die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Enslaved: Odyssey to the West erzählt eine andere Geschichte, welche aber in einer ähnlichen Zeit angesiedelt ist. Die Mechs regieren die Welt und haben die wenigen noch lebenden Menschen größtenteils versklavt, während die verlassenen Städte der Menschheit von der Natur zurückerobert werden und verfallen. Ihr befindet euch in einer Gefangenenkapsel auf einem Sklavenraumschiff, welches zur Notlandung in New York angesetzt hat. Ihr könnt euch während des Sturzflugs zwar noch rechtzeitig aus eurem Gefängnis befreien, doch ohne rechtzeitiges Betreten einer Rettungskapsel, könnt ihr den Rest der Geschichte nicht erleben. In letzter Sekunde -nicht ohne die ersten mutigen Kletteraktionen und Mech-Angriffe bewältigt zu haben- erreicht ihr die letzte Rettungskapsel. Diese ist jedoch bereits besetzt und ihr könnt nur noch als Huckepackpassagier auf die äußerst unsanfte Reise gehen.

In der überwucherten Ruinenstadt New York gelandet, lernt ihr den Passagier der Rettungskapsel näher kennen. Trip heißt eure neue, äußerst attraktive Partnerin, wenngleich die Partnerschaft einen bitteren Beigeschmack mit sich bringt. Ihr habt nämlich gar keine andere Wahl, als Trip's aufopferungsbereiter Begleiter zu sein, da sie euch ein programmiertes Sklavenstirnband verpasst hat. Falls ihr euch zu weit von Trip entfernt oder Trip ihr Leben verliert, macht auch ihr euren letzten Atemzug. Ihr habt also keine andere Wahl, wie auch Trip sie nicht hatte, denn ohne eure Hilfe wird sie ihren 300 Meilen entfernten Heimatort niemals erreichen. Allein stehen Trip's Chancen gegen die unzähligen Mechs gleich Null.

So bleibt eurem Protagonisten keine Option und muss sich jedem Befehl von Trip fügen, auch wenn die Überzahl der Mechs noch so groß ist. Zum Glück hat euer Held seinen futuristischen Kampfstab dabei, um den verschiedenen Mechs nicht mit leeren Händen gegenüber zu stehen. Erstes Ziel der beiden "Freunde" ist die Absturzstelle den Sklavenschiffs, denn das 300 Meilen entfernte Ziel lässt sich am einfachsten mit einem PS-starken Bike erreichen, welches euer Protagonist im Sklavenschiff zurücklassen musste. Eine lange, kletter- und kampfreiche Reise nimmt seinen Lauf, auf der Geschick und Kampfkraft das A und O ist. Trip als äußerst geschickte Technikerin und Monkey als unerbittlicher Kampf- und Kletterspezialist, müssen als eingespieltes, gut harmonierendes Team agieren, wollen sie in der farbenprächtigen, aber enorm gefährlichen Umwelt überleben.

Enslaved: Odyssey to the West erzählt eine filmreife, unverbrauchte Story, gespickt mit Humor, Spannung, reichlich Action, Kombinations- und kleinen Geschicklichkeitsaufgaben sowie harten Kämpfen gegen Mechs und gewaltige Bossgegner.

Hallo, kann mich jemand hören?

Den Entwicklern und vor allem auch den deutschen Synchronsprechern ist es durch eine äußerst beeindruckende Erzählweise gelungen, mit Enslaved: Odyssey to the West die Sinne des Gamers zu berauschen. Die Dialoge zwischen den einzelnen, wenigen Charakteren sowie die Zwischensequenzen sind durchweg glänzend in Szene gesetzt, ohne sich insgesamt gesehen, in den Vordergrund des Geschehens zu stellen. Man wird als Gamer sogar dazu verleitet, zwischen den Zeilen lesen zu wollen, als würden die Charaktere eine Art Kammerspiel präsentieren, so dass man durchaus von einem gesteigerten Identifikationspotenzial sprechen kann. Dies nimmt man in der Regel eher einem Rollenspiel-Titel ab, denn in einem Action-Adventure geht der Tiefgang durch Dialoge des Öfteren baden.

Die Leistungen der deutschen Sprecher seien hier noch einmal deutlich erwähnt. Jeder Sprecher verpasst -durch jederzeit passende Stimmlage und gekonntem Feingefühl- seinem jeweiligen Charakter einen professionellen Stempel auf. Nur Lippensynchron sieht irgendwie anders aus, wobei man hier aber gern eine Ausnahme machen darf, indem man einfach darüber hinweg sieht und die besonders schöne Erzählweise genießt. Als weiteres, kleines Manko wollen wir die technische Vertonung der Dialoge nicht verschweigen und man darf berechtigt die Frage stellen, warum die Dialoglautstärke immer wieder so stark schwankt, dass mit den Standard-Spieleinstellungen noch nicht mal mit einem Dolby Surround Headset ein Wort zu verstehen ist. Ein völlig unnötiger Mangel, der vor Release aufgefallen sein muss und dringendst hätte behoben werden müssen. Hier hilft euch nur der Gang in die Spieloptionen und müsst euch ordentlich an den verschiedenen Audioreglern zu schaffen machen, wollt ihr auf die Untertitel verzichten. Die Tonschwankungen der Dialoge müsst ihr aber -selbst nach persönlicher Einstellung- weiterhin hinnehmen.

Ansonsten werdet ihr mittels sehr gutem Adventure-Soundtrack, dem Waffensound, den Geräuschen aller Arten von Mechs und sämtlichen Effekten bestens bedient. Wären die erwähnten Schwächen nicht präsent, hätte Enslaved: Odyssey to the West hier locker eine Wertung >90% verdient. Schade, denn knapp daneben ist auch vorbei.

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Fazit

Einerseits haben wir einige Macken feststellen müssen, die die Wertung manch anderer Titel nach unten gedrückt hätte bzw. hat, aber andererseits kann Enslaved: Odyssey to the West etwas vorweisen, was man bisher selten in einem Videogame vorgefunden hat: Ein kinoreif präsentiertes Abenteuer, vollgepackt mit Atmosphäre, Emotionen und hohem Unterhaltungswert. Eine ausgesprochen gute Story, interessante Charaktere mit überzeugenden Animationen und passenden Dialogen erwecken sicher bei vielen Gamern das gewünschte Spielspaß-Gefühl. Enslaved: Odyssey to the West lebt ganz und gar vom Hören, Sehen und Erleben.

Wer allerdings ein anspruchsvolles, knackiges Kampf- und Geschicklichkeitsabenteuer erwartet, wird durch die fehlende Herausforderung sicher ein Stück weit enttäuscht werden. Auch der fehlende Mehrspieler-Modus steht dem Titel nicht gut zu Gesicht und lässt diesbezüglich einiges an Potenzial auf der Strecke.

Enslaved: Odyssey to the West spielen ist wie ein gemütlicher Filmabend auf der Couch, mit Popcorn, Chips, kühlen Getränken und einem Ende mit WOW-Effekt. Ein Titel, der durch einige, wenige Handgriffe ein echtes Highlight hätte werden können.

Für die begeisternde Erzählweise vergeben wir einen XBoxUser Special Award!


Bewertung

Pro

  • Frustfreies Spielen
  • Hoher Unterhaltungswert
  • Sehr gute Präsentation
  • Tolle Charaktere
  • Wunderschöne Erzählweise
  • Kinoreife Story

Contra

  • Wenig herausfordernd
  • Kantenflimmern
  • Zeitweise Lautstärkeschwankungen während der Dialoge
  • Teilweise abgehackte NPC-Animationen

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

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