
Endlich eine gute Karriere
Beim Karrieremodus von UFC 3 denke ich an das letzte Fight Night Spiel. Zwar sind die Stories inhaltlich sehr unterschiedlich, beide Spiele sind aber Beispiele, wie man in Sporttiteln gute Karrieremodi integrieren kann. Eine Handlung sollte man nicht erwarten, ebenso erfindet das Spiel das Rad nicht neu, es erfindet nicht mal eine Schraube neu, mit der das Rad montiert wird. Jedoch ist die Zusammensetzung der Karriere sehr gelungen. Wie immer startet der Spieler damit, sich aus einer überschaubaren Anzahl an Vorlagen einen Athleten zu bauen. Kampfstil und Gewichtsklasse sind hierbei genauso auszuwählen wie die obligatorischen kosmetischen Faktoren.
Auch wenn der Editor nicht besonders viel Tiefe hat, so bietet er das Nötigste und man kann seine Ideen sehr einfach umsetzen. So ist das Platzieren von Tätowierungen endlich mal kein Krampf. Ist der Fighter fertig, so werden einige Amateurkämpfe absolviert und anschließend gibt es dann den UFC Vertrag. Das klingt alles wenig spannend, es sind aber die Dinge zwischen den Fights die zählen.
Der Kämpfer wird an Geld aber besonders an Fans gemessen. Zwischen den Fights habt ihr Zeit zu trainieren. Dazu müsst ihr eine Mitgliedschaft in einem Gym kaufen. Die Gyms unterrichten verschiedene Sportarten, ihr könnt also schauen ob er eher Ringen oder doch Kick Boxing trainieren wollt. Es gibt passive Trainingseinheiten, welche ihr auswählt und durch diese ihr dann eine Steigerung der Charakterwerte bekommt. Für jede Woche vor dem Kampf (in der Regel vier bis sechs Wochen) habt ihr dazu 100 Punkte, die frei verteilt werden können. Nicht nur die Attribute, sondern auch die aktuelle Fitness werden hierdurch gestärkt. Das ist wichtig, weil nach jedem Kampf die Fitness wieder herabgesetzt wird.
Eure 100 Punkte könnt ihr aber auch anders einsetzen. Durch Sparring lernt ihr den Gegner kennen oder ihr macht aktive Übungen gegen Gympartner und spielt hierdurch Verbesserungen wie Boosts oder neue Techniken frei. Um eure Fan Base auszubauen, muss Eigenwerbung betrieben werden. Dies kann ein Social Media Post sein, ein Fotoshooting oder eine Streaming Session vor der Konsole. Je mehr Fans und je mehr Hype etwas bringt, desto mehr Punkte kostet es. Die hundert Punkte pro Woche sind also schnell verbraucht. Je mehr ein Kampf gehypt wird, desto mehr Geld und anschließende Fans gibt es. Hinzu kommen noch Aktionen wie Pressekonferenzen, welche die Liga von euch verlangt und mit Geldstrafen ahndet, wenn diese verpasst werden.
Es kommt ein gutes Gefühl dafür auf, wie die Medienmaschine Ultimate Fighting Championship funktioniert. Es bleibt immer interessant zwischen den Kämpfen, bei leichten Gegnern kann mehr Zeit in Promo gesteckt werden, bei härteren solltet euer Athlet im Gym schwitzen. Durch die vielen Entscheidungen und Kompromisse ist es am Ende umso befriedigender, wenn ihr den Championship Gürtel um eure Lenden schwingen könnt. Doch der Weg hierhin ist steinig.
Plötzlich wird es schwierig
Bei allem Lob über die Karriere muss es doch auch etwas Tadel geben. Dieser bezieht sich zum großen Teil auf den unausgewogenen Schwierigkeitsgrad. Dies fällt am stärksten in der Karriere auf. Die ersten Matches gewinnt man oft innerhalb der ersten 60, manchmal sogar 30 Sekunden. Gegner blocken kaum und durch ein paar Tritte zum Kopf wird der Spieler schnell zum Knockout König.
Nach fünf bis sieben Stunden in der Karriere sollte der Spieler einen Titelkampf in der eigenen Gewichtsklasse haben, doch die letzten Kämpfe auf dem Weg hierher sind plötzlich viel schwieriger. Die Gegner blocken sehr viel und treffen euch unglaublich har, ist ein Gegner auch noch ein Submission Profi ist dank der unüberschaubaren Mechaniken ein Sieg fast ausgeschlossen. Das liegt auch daran, dass plötzlich alle Gegner mindestens zehn Punkte in der Charakterwertung über euch stehen. Der Anstieg ist zu plötzlich und zu stark. Am Anfang lernen Spieler kaum richtig zu kämpfen, weil es keine Gegenwehr gibt, am Ende können sie selber fast keine Leisten. Da heißt es dann auf Promo verzichten und alle Zeit in Training und neue Skills stecken, so wird es auch etwas mit dem Titel. Der eigentliche coole Teil der Titel Verteidigung und die Möglichkeit, Titel aus anderen Klassen anzustreben, wird dann aber wirklich zur Trainingssache.
Außerhalb der Karriere ist dies aber auch spürbar, der Wechsel vom Schwierigkeitsgrad Leicht auf Mittel oder gar zu Schwer wird euch immer wieder den Boden des Ringes schmecken lassen. Versucht gar nicht erst mit einem Kämpfer der Wertung 70 gegen einen Kämpfer der Wertung 90 zu kämpfen, da müsst ihr schon wirklich was draufhaben, um diesen Kampf auf den eigenen Beinen zu verlassen.
Ultimate Team aka der Taschengeld-Eintreiber
Die Karriere bietet natürlich das Herzstück des Titels, doch es gibt noch eine Handvoll andere Spielmodi. Cool ist, dass man auch Kämpfe veranstalten kann, bei denen nur KO oder nur Submissionen zu einem Sieg führen, so ist es zumindest möglich der schlechten Submission-Steuerung aus dem Weg zu gehen. Ansonsten gibt es wenig Besonderes. Ein nettes Feature, welches leider an ein weniger nette gekoppelt ist, ist die Möglichkeit auf echte Kämpfe zu wetten.
Im Spiel werden die nächsten großen Fights der UFC angezeigt und hier kann man als Spieler nach Ansicht der Statistik der Kämpfer wetten, wer gewinnt, wie der Sieg errungen wird und in welcher Runde. Je nachdem, wie gut der Tipp war, gibt es Gewinne dafür. Diese Gewinne sind aber leider nur für den Ultimate Team Modus. In der Diskussion darum, ob Lootboxen und Mikrotransaktionen Glücksspiel und nicht jugendfrei sind, ist es kein kluger Schachzug nun auch noch Sportwetten zu integrieren.
Durch die FIFA Serie hat EA gelernt, dass der Ultimate Team Modus auch die ultimative Möglichkeit ist den Kids das Geld aus der Tasche zu ziehen, man könnte glauben, andere Hersteller sind mit Lootboxen nur nachgezogen, weil sie so neidisch auf die Gewinnspanne der Mikrotransaktionen bei EA waren.
Auch bei UFC ist dieser Modus nur wirklich erfolgreich zu meistern, wenn noch eigenes echtes Geld in die Hand genommen wird. Deswegen ist dieser Modus auch die Schattenseite des Titels, der sonst gute Spielmodi bietet. Hier hätten wir uns einen Verzicht auf Mikrotransaktionen gewünscht.
Coole Moves
Abschließend noch kurze Worte zur technischen Darbietung. UFC 3 sieht gut aus und dann auch wieder nicht. Glücklicherweise sieht es aber öfter gut aus, als dass es schlecht aussieht. Alles was Rang und Namen in der UFC hat ist auch in diesem Titel vertreten Die Figuren sehen ihren Vorbildern sehr ähnlich. Besonders schön sind die Bewegungen, die Siegesgesten und die Movesets. Wer die Kämpfer kennt, sollte einfach im Charaktereditor durch die Vorlagen der einzelnen Fighter durchblättern. Hier merkt man, wie gut diese insgesamt getroffen sind.
Bei den vielen Moves und schnellen Schlagabtauschen fielen keine Clippingfehler auf, was für so einen Titel nicht selbstverständlich ist. Wie nahezu jeder Sporttitel sind es auch hier die Zuschauer, die nicht so richtig überzeugen können. Hier wurde an Details gespart, generell sehen die Hallen oft steril aus, da ist in der Realität wesentlich mehr in einer solchen Arena los.
Was dann wirklich schade ist, dass es bei längeren Spielsessions doch hier und dazu Framedrops kam, was natürlich in einem Spiel, bei dem es um Reaktionsgeschwindigkeit geht fatal ist. Nach einem Neustart des Spieles war das Problem dann behoben, dennoch ist dies ärgerlich.
Aus den Boxen kommt wie bereits geschrieben ein nur mäßiger deutscher Kommentar zum geschehen. Dafür passt die Musik, treibende Beats und Gangster-Rap sind hier bestimmend. Quasi alles das was auf dicke Hose macht, was sollte man von einem solchen Titel auch erwarten. Es ist Geschmackssache, aber die Musikauswahl passt, es dürften nur gerne mehr Stücke dabei sein, da doch einige Zeit in Menüs verbracht wird und sich so Songs schnell wiederholen.
Fazit
Mit UFC 3 ist EA Sports der bisher beste Teil der Serie gelungen. Das liegt in erster Linie an der verbesserten Steuerung der Ausweichmanöver und der motivierenden Karriere mit den vielen kleinen Features.
Das Ringen ist leider auch dieses Jahr viel zu undurchsichtig, was zu Frustmomenten führt. Ebenso macht der plötzlich ansteigende Schwierigkeitsgrad besonders Anfängern Probleme und drückt den Spielspaß so.
Grafik und Sound sind stabil, wobei die tollen Animationen hervorzuheben sind. Angezählt wird der Titel aber für die notwendigen Mikrotransaktionen im Ultimate Team Modus, das gibt am Ende klaren Punktabzug in der Kategorie Gameplay.
Es gibt aktuell wenig Konkurrenz auf dem MMA Markt und auch kein Spiel, welches es dieser Zeit besser macht. Fans der UFC und des MMA-Sports können gerne zugreifen, kriegen aber (noch) nicht das perfekte UFC-Game.
Bewertung
Pro
- Motivierender Karriere Modus
- Bewegungen der Kämpfer authentisch
- Neues System zum Ausweichen bringt Dynamik
Contra
- Steuerung für das Ringen undurchsichtig
- Ultimate Team nur mit Mikrotransaktionen zu gewinnen
2 Kommentare
XBU Zwobby Mi, 14.02.2018, 21:42 Uhr
Ja, die hätten sich einen Gefallen getan, wenn sie zumindest hier diesen Modus und dieses Feature weggelassen hätten. Das es bei FIFA nicht mehr gestrichen wird ist klar, Cashcow eben aber da aktuell die Stimmung eher gegen EA ist, hätte man es anders machen sollen. Zumal ich mir sicher bin, dass es hier nicht so zieht.
RagnaroekGER Mi, 14.02.2018, 11:38 Uhr
Gut, mit dem Punktabzug wegen Mikrotransaktionen. EA wurde scheinbar nicht ausreichend abgestraft, kommt mir nicht auf die Box.