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Aufstrebender Golfprofi? Langweilig!

Zu einem guten Sportspiel gehört natürlich auch ein Karriere-Modus. Hier haben die Entwickler immer viel Potential, dass Herz des Spielers zu erobern. Deshalb sind wir auch besonders auf diesen Spielmodus gespannt. Zunächst erstellen wir uns einen Charakter. Dabei fühlen wir uns um wenigstens zehn Jahre in die Vergangenheit versetzt. Der Charaktereditor ist ein schlechter Scherz! Es stehen gerade mal ein paar Gesichter und Frisuren zur Auswahl bereit. Es ist uns dank der schmalen Auswahlmöglichkeit nicht gelungen, einen Spieler zu erstellen, mit dem wir uns identifizieren können. Ist es doch aber nicht genau das, was die Spieler wollen? Einmal selbst in die Rolle eines Stars zu schlüpfen? Bei Rory McIlroy PGA Tour ist das so gut wie unmöglich.

Leider setzt sich diese Lieblosigkeit in der gesamten Karriere fort. Die Auswahl der Kleidung ist geprägt von EA SPORTS. Fast überall taucht der Publisher auf. Wo bleiben all die zahlreichen und markanten Marken, die den Golfsport so individuell machen? Warum ist die Auswahl anfangs so gering? Die Shirts unterscheiden sich nur geringfügig im Stil. Fast überall taucht der Schriftzug oder das Logo von EA auf, in allen Farben, die man sich nur vorstellen kann. Nichts gegen EA SPORTS, ganz im Gegenteil, doch das ist an dieser Stelle einfach zu viel des Guten!

Wer dann endlich einen Charakter zusammengestellt hat, der muss sich in einem Turnier erst einmal unter Beweis stellen und sich so ein Ticket für die PGA Tour erarbeiten. Ist diese Hürde geschafft, geht es von einem Turnier zum nächsten. Dies wird allerdings schnell langweilig, denn EA hat nichts dafür getan, um irgendeine Art von Spannung aufzubauen. Die Spiele werden weder in einer Art Zeitung oder Spielbericht kommentiert. Cutscenes gibt es schlichtweg keine und auch auf eine Siegerehrung wurde komplett verzichtet. Apropos langweilig. Langeweile kommt auch auf dem Golfplatz auf, denn wir bewegen uns ganz allein über den Kurs. Es ist leider nicht der Fall, dass einer der anderen Spieler, wie bspw. im Prolog Rory McIlroy vs. martin Kaymer, neben uns einen Putt versucht oder sich ärgert, wenn wir einen Versuch weniger gebraucht haben als er. Schade, da hat der Prolog wesentlich mehr geboten!

Am schlimmsten ist allerdings, dass es keinen Kalender gibt, wo sich der Spieler über die anstehenden Turniere informieren kann. Wie lange geht die Tour noch? Welche besonderen Events stehen an? Wann beginnt die nächste Saison? Die Spieler tappen hier wirklich völlig im Dunklen.

Doch nicht alles ist schlecht an dem Karriere-Modus. So hat uns die Entwicklung des Charakters wirklich gut gefallen. Zu Beginn der Saison sind wir bei den Skills spärlich aufgestellt. Dies ändert sich mit jedem Turnier was wir spielen und steigen so kontinuierlich im Level. Mit einer höheren Stufe schalten sich auch neue Ausrüstungsgegenstände und Bonus-Attribute frei, die ebenfalls zur Verbesserung unserer Fertigkeiten beitragen. So ist es schön zu sehen, dass unser Charakter sich merklich verbessert.

Gefallen hat uns ebenfalls die Möglichkeit, dass wir nicht mehr unbedingt alle 18 Löcher spielen müssen. Es gibt eine verkürzte Version des Turniers, bei dem nur noch die wichtigsten Löcher gespielt werden.

Nichtsdestotrotz wurde der Karriere-Modus mangelhaft umgesetzt. Auf die Entwickler wartet hier viel Arbeit, wenn sie ihre Fans nicht vollends verschrecken wollen. Eine motivierende Karriere würde sehr gut zu der neuen authentischen Atmosphäre und dem ausbalancierten Gameplay passen. Hoffentlich ist sich dessen EA bewusst und verschenken bei einem Nachfolger nicht nochmal so viel Potential!

Physikalische Gesetze außer Kraft gesetzt

Was EA in Sachen Karriere versäumt hat, machen sie bei dem Spielmodus "Night Club-Challenge" wesentlich besser. In diesem Modus verlassen wir die Golfsimulation und betreten einen Spielplatz für Arcade-Fans. Dieser fällt mit insgesamt über 170 Herausforderungen sogar gigantisch aus. Des Weiteren bietet "Night Club-Challenge" drei unterschiedliche Settings. Auch "Paracel Storm", der Schauplatz aus Battlefield 4 ist hier zu finden. Jedoch passt dieses Mal in dem "Arcade-Mode" auch perfekt rein.

Ziel des Spiels soll sein, bei den verschiedenen Herausforderungen möglichst gut abzuschneiden. Zur Unterstützung darf auch geschummelt werden. Möglich machen es die sogenannten Boosts, welche sich nach und nach freischalten. Damit bekommt der Ball nochmal einen ordentlichen Turboschub oder bleibt Aufprall einfach im Gras kleben. Das ist besonders hilfreich, wenn eine punktgenaue Landung erforderlich ist.

Ihr habt beim Putten zu wenig nach links gezielt? Kein Problem, übernehmt einfach kurzerhand via Fernbedienung die Steuerung und lenkt so den Ball ins Loch. Die Reichweite des Abschlags war zu kurz? Dann schaltet einfach die Rakete an, damit der Ball noch etwas länger in der Luft bleibt.

Der Modus "Night Club-Challenge" bietet eine nette Abwechslung gegenüber der tristen Karriere. Dabei zeigt sich der Modus sogar sehr abwechslungsreich und es macht wirklich Spaß, sich den vielen unterschiedlichen Herausforderungen zu stellen.

Grafisch "ganz okay"

Mit der neuen Konsolengeneration stehen natürlich auch mehr Möglichkeiten in Sachen Grafik zur Verfügung. Für den Entwickler Tiburion einen Grund zum Anlass, um die bewährte Frostbite Engine einzusetzen, welche auch Spiele wie Battlefield 4 und FIFA Leben einhauchen.

Der Einsatz der neuen Engine kommt dem Spiel zugute. So sehen die Texturen wesentlich besser aus, als es noch bei den Vorgängern der Fall war. Auch die Kurse erstrahlen jetzt in einem neuen Glanz. Wer genau hinschaut, der sieht sogar Insekten herumschwirren. Gleiches gilt für das Publikum, was jetzt stärker in den Vordergrund rückt und auch optisch authentischer aussieht.

Jedoch ist nicht alles Gold was glänzt. Kantenflimmern, sowie Pop-ups in den Texturen sind allgegenwärtig. Besonders fällt das auf, wenn der Kurs in einer Cutscene vorgestellt wird. Eigentlich sollte genau in diesem Augenblick der Golfplatz in seiner ganzen Schönheit erstrahlen. Stattdessen sehen wir verwaschene Texturen und enorme Einbrüche der Framerate.

Dank der neuen Rechenleistung der Xbox One, gibt es in Sachen Ladezeiten etwas positives zu berichten. Der Kurs muss nur einmal zu Beginn geladen werden, was auch nicht sonderlich lange dauert. Danach gibt es zwischen den gespielten Löchern kaum Ladezeiten. So stellen wir uns einen flüssigen Spielfluss vor. Prima!

Online-Modus nach Maß

Wer nicht alleine den Golfschläger schwingen möchte, der kann sich drei Freunde einladen und gemeinsam vor der heimischen Konsole um die Krone der PGA Tour spielen. Außerdem gibt es einen umfangreichen Online-Modus. Dafür finden wir uns im Head-to-Head-Modus ein, der Online-Zentrale des Spiels. Hier können wir an verschiedenen Events teilnehmen.

Besonders schön sind die Optionen der Spielersuche. Hier wird nicht nur der Gameplay-Stil (Arcade, Classic und Tour) unterschieden, sondern auch nach Ranglisten-Spiele oder Nicht-Ranglisten-Spiele. So wird es nicht passieren, dass ein Spieler mit dem Profi-Stil "Tour" gegen einen Kontrahenten antreten muss, der sich für den Arcade-Stil entschieden hat. Somit sind die Chancen auf einen Sieg ausgeglichen. Sehr schön!

Auch bewegen wir uns nicht mehr alleine auf dem Kurs, wie es in der Karriere der Fall ist. Unsere Gegner werden ebenfalls in Echtzeit dargestellt und versuchen sich gleich neben uns am Putt oder Abschlag. Damit gewinnt der Online-Modus nicht nur an Spieltiefe, sondern wirkt dadurch auch äußerst authentisch. Und wer mit dem Loch etwas schneller fertig war, der schaut sich seine direkten Gegner im Zuschauermodus an.

Neben den einzelnen Spielen können wir natürlich auch an ganzen Turnieren teilnehmen. Hier stehen uns eine breite Auswahl an Events zur Verfügung, bei dem wir uns mit den besten Spielern der Welt messen können.

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Fazit

Zwar sieht der neue Ableger der Golf-Reihe durch die Frostbite Engine besser als seine Vorgänger aus, bleibt dabei aber nicht von Kinderkrankheiten wie Kantenflimmern, Einbrüchen der Framerate und Pop-ups verschont. Die Präsentation ist dank der emotionalen und authentischen Zuschauer letzten Endes dennoch gelungen und weiß zu unterhalten.

Weniger gut ist hingegen der Umfang. EA hat hier kräftig die Schere angesetzt und beispielsweise die weiblichen Golferinnen kurzerhand aus dem Spiel verbannt. Auch die Anzahl der Golfer und Kurse lassen zu wünschen übrig. Da hätte ein Editor gut getan, bei dem sich Spieler eigene Golfplätze kreieren könnten, aber auch darauf haben EA und Tiburon verzichtet.

Auch bei der laschen Karriere hat man sich nicht mit Ruhm bekleckert. Schon die Charaktererstellung bietet so gut wie keine individuelle Note, was sich über den gesamten Spielmodus wie ein roter Faden durchzieht. Es gibt keine Story und keine Zusammenfassung der Turniere. Es ist nicht mal ein Kalender vorhanden, bei dem die folgenden Events aufgeführt sind. Die Auferstehung einer neuen Golflegende, stellen wir uns doch etwas anders vor!

Dafür liefert Rory McIlroy PGA Tour einen Online-Modus nach Maß und beweist mit einem sehr gut ausbalancierten Gameplay, dass das Spiel einer Golfsimulation würdig ist. Auch der Arcade-Modus "Night Club-Challenge" zeigt, dass die Entwickler das Spiel doch ernst genommen haben. Hier werden Spieler mit über 170 ganz verschiedenen und witzigen Herausforderungen verwöhnt. Hätten sie doch beim Karriere-Modus auch so viel Einsatz gezeigt...

Rory McIlroy PGA Tour besticht letzten Endes mit einem sehr guten Gameplay und weiß mit einem gut umgesetzten Online-Modus, sowie mit der "Night Club-Challenge" zu punkten. Für Spieler, die auf der Suche nach einer soliden Golfsimulation sind, absolut ausreichend. Wer sich allerdings das Spiel aufgrund einer spannenden Karriere zulegen möchte, dem raten wir von einem Kauf ab.


Bewertung

Pro

  • Emotionale Zuschauer und Golfer (wenn auch manchmal übertrieben)
  • Kaum Ladezeiten
  • Umfangreicher Online-Modus
  • Night Club-Challenge mit über 170 Herausforderungen
  • Individueller Gameplay-Stil frei konfigurierbar
  • Drei verschieden Gameplay-Stile

Contra

  • Kommentatoren wiederholen sich sehr oft
  • Spiel komplett in Englisch
  • Schwach umgesetzte Karriere
  • Weniger Golfsportler (nur 12)
  • Weniger Golfkurse (nur 12)
  • Kein Editor für neue Schauplätze
  • Kantenflimmern
  • Pop-ups bei den Texturen

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 5 von 10
5/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
7

1 Kommentar

Finanzminister Di, 21.07.2015, 12:23 Uhr

Ich hab es gestern spielen können bei einem Arbeitskollegen und muss sagen ich bin enttäuscht das Mario Golf auf dem 3DS fast genauso anspruchsvoll und von der Physik nur unwesentlich schwächer ist, entweder steht da die Entwicklung an oder einer gibt sich mehr Mühe als der andere.

Naja immerhin sind es beide gute Spiele.