
Hierzulande hat sich die moderne Art des Vollkontaktsports noch nicht medienwirksam durchsetzen können, was aber durch den weltweit ansteigenden Erfolg des Sports sicherlich nur eine Frage der Zeit ist. Was im deutschen TV zurzeit nicht zu sehen ist, kann zumindest an eurer Xbox 360 ausgiebig nachgespielt werden. Mit EA Sports MMA gibt es nun einen Konkurrenztitel zur THQs UFC Undisputed Serie. EA Sports MMA lädt euch ein, als Fighter in die Welt des MMA-Sports einzutauchen. Wir haben den neuen Kampfsporttitel für euch getestet und in unserem nachfolgenden Review könnt ihr erfahren, ob EA Sports MMA ein Underdog oder Champion ist.
Vom Schläger zum echten Fighter
Wer die Karriereleiter erklimmen will, muss auch bereit sein, schmerzvolles Lehrgeld zu zahlen. Kampfsport ist nichts für zartbesaitete Sportsfreunde, denn beim Mixed Martial Arts gehts recht knochenbrecherisch zu Werke. Mit kombinierten Schlag- und Tritt-Techniken des Boxens, Kickboxens und Muay Thai sowie der Bodenkampftechniken des Jiu-Jitsu, des Ringens und Judos, wird der Gegner bearbeitet, bis dieser K.O. geht oder per Aufgabe seine Kampfunfähigkeit anzeigt. Doch bis es soweit ist, müsst ihr den steinigen Weg durch die Kampfschule gehen und euch Stück für Stück nach Oben arbeiten.
Grün hinter den Ohren startet ihr in der Kampfsportschule des MMA-Stars Bas Rutten und erlernt die ersten nötigen Kombos, um nicht gleich während des ersten Kampfes unter zu gehen. Leider schwächelt die Karriere abseits des Trainings und lässt den letzten Pfiff vermissen, denn das Drumherum fällt eher mager aus. Weder Interviewmöglichkeiten, noch Gegnerwahl für den nächsten Kampf werden euch geboten und so fehlt der Karriere ein wenig persönliche Individualität. Eure Siegprämien könnt ihr für Reisen zu anderen Kampfschulen nutzen, doch ansonsten ist das verdiente Geld eher nutzlos. Hier hätte man durch mehr Möglichkeiten für die nötige Abwechslung sorgen können. Ein weiterer Schwachpunkt ist die KI, die während eurer Karriere kaum imstande ist, sich auf eure Stärken und Schwächen einzustellen. Habt ihr euch erst einmal auf spezielle, wirkungsvolle Kombos eingespielt, wirken die eindimensionalen Kampfstrategien der Gegner als durchweg zu wenig herausfordernd.
Recht positiv zeigt sich aber das Training selbst, denn Lerneffekt und Spielspaß fallen während der Trainingssessions verhältnismäßig groß aus. Auch die durch die gewonnenen Preisgelder möglichen Trainings-Camps, bieten Fertigkeitsaufwertungen und viele Special-Moves, die ihr in verschiedenen Sessions erreichen könnt. Hier bietet EA Sports MMA etwas mehr Unterhaltung als die Konkurrenz-Serie. Hochwertige Langzeitmotivation kann aber auch das Training bei EA Sports MMA nicht flächendeckend garantieren, da nach einiger Zeit die Herausforderung bei den Trainingssessions deutlich abflacht.
Übrig bleibt noch ein Charaktereditor, mit dem ihr euren eigenen MMA-Fighter nach euren Wünschen kreieren könnt. Durch Körperbau, Tattoos und Körperbehaarung können von euch individuelle Fighter erschaffen werden und die Einstellung der kämpferischen Fähigkeiten runden das Gesamtbild -des neuen Superstars am MMA-Himmel- ab. Leider fällt der Umfang, im Vergleich zu anderen Titeln aus dem Hause EA Sports, recht grob aus. Auf feinste Gesichts-Chirurgie müsst ihr verzichten und könnt stattdessen nur aus einer begrenzten Anzahl von vorgefertigten "Bauteilen" wählen. Gefallen findet der Editor beim Erstellen fehlender UFC-Fighter, der eine große Auswahl an wählbaren Namen zulässt und sogar die Erstellung eines Quinton "Rampage" Jackson zulässt und obendrein sprechen Ringsprecher und Kommentator den erstellten Namen komplett aus. Nur bei der Optik müsst ihr große Abstriche in Kauf nehmen, denn eine echte Ähnlichkeit zum Original kann mittels Kämpfererstellung nicht erzeugt werden.
Handgreiflichkeiten und Fingerspitzengefühl
Da es beim MMA um weitaus mehr geht, als einen Haken, Uppercuts und Gerade ins Ziel zu bringen, ist eine gewisse Überladung des Steuerungssystems nicht zu umgehen. Die vielen unterschiedlichen Schlag-, Tritt- und Grifftechniken wollen erst einmal anwenderfreundlich untergebracht werden, will man den Gamer nicht spaßbremsend herausfordern. So müsst ihr unzählig viele Einzelbefehle und Kombos verinnerlichen, denn mit unkontrolliertem Button-Bashing werdet ihr im Kampf wenig Erfolg ernten. Was gegen einen KI-Gegner zwar durchaus möglich ist, findet gegen einen menschlichen Gegner, der die Steuerung beherrscht, schnell seine Grenzen. Wie beim Konkurrenz-Titel, wird bei EA Sports MMA auf erfolgversprechende Kampfstrategie und nötiges Timing gesetzt.
Die Standardeinstellung des Steuerungskonzepts würde größtenteils von EA Sports Fight Night Round 4 übernommen. Ihr bewegt euren Kämpfer mit dem linken Analogstick, während die Tasten beim Clinch und im Bodenkampf zum Einsatz kommen. Das Schlagen und Treten geschieht mit dem rechten Analogstick, mit dem ihr -in Verbindung mit der RT-Taste- auch das Blocken und Abwehren ausführt. Die Spieler unter euch, die bereits vergleichbare Kampfsporttitel kennen, werden vielleicht eine umfangreichere Eingewöhnungszeit einplanen müssen, als die Neulinge im Kampfsport-Genre, aber die zusätzlich angebotene "klassische Steuerung" kann hier die nötige Abhilfe schaffen.
In der UFC-Serie ist das Erlernen der unzähligen Aktionen das A und O des gesamten Spiels, denn nur wer die umfassende Steuerung gänzlich beherrscht und dafür auch einige Stunden Training in Kauf genommen hat, konnte das Kampfsportspiel gänzlich genießen. EA Sports MMA wollte ganz bewusst einen anderen Weg gehen und hat den Umfang an Möglichkeiten etwas verkleinert. Ihr könnt zwar jederzeit wählen, ob ihr einen Schlag, Tritt, Griff- oder Positionswechsel durchführen wollt, aber eine echte, individuelle Kampfführung bleibt euch verwehrt, da ihr nicht auf einzelne Arten von Griff- oder Positionswechseln zugreifen könnt. So bleibt euch nur der Befehl zum Positionswechsel, ohne aus den verschiedenen Positions-Möglichkeiten wählen zu können. Hierdurch kommt an zu vielen Stellen das Stein-Schere-Papier System spürbar zu kurz und fördert das eher unerwünschte Dabei-Gefühl, anstatt euch ein echtes Mittendrin-Gefühl zu bieten. Taktisch geführter Bodenkampf lässt sich somit nur schwer erzeugen, da ihr zwar den Zeitpunkt euer Aktionen wählt, aber von dort an, mehr Zuschauer als Akteur seid. Zudem sorgen des Öfteren nicht nachvollziehbare Positionswechsel nach gescheiterten Aufgabegriffen, ohne dass man mit Steuerungsaktionen dagegenwirken kann, für fragwürdige Momente und gedämpfte Realitätsnähe.
Man kann die Steuerung nicht als insgesamt misslungen bezeichnen, denn das System kann im Ansatz gefallen, wenngleich es im Detail zu viele Federn lässt, um auch dem ausgesprochenen MMA-Fans gänzlich zu gefallen.
Fazit
Konkurrenz belebt das Geschäft und dies ist der erfreulichste Aspekt, den EA Sports mit dem Einstieg ins Kampfsport-Geschäft erzeugt. EA Sports MMA kann sicher nicht alle Wünsche erfüllen, sorgt aber auf jeden Fall für eine nennenswerte Alternative, will der Gamer als Free-Fighter in den Ring steigen.
Wer weniger auf Taktik und Strategie setzen will und dafür sehenswerte Action bevorzugt, fährt mit EA Sports MMA gut, allerdings müssen dafür Abstriche bei der Umsetzung der eigenen Kampfstrategie hingenommen werden.
Da sich die beiden Wettbewerber um die Gunst der MMA-Fans in Gameplay, Präsentation und Spieltiefe deutlich unterscheiden, ist es umso erfreulicher, dass nun der persönliche Geschmack vor die Wahl der Qual gestellt wird, will man die beliebte Vollkontakt-Sportart virtuell betreiben. Und wenn EA Sports zukünftig noch eine Schüppe drauflegt, könnte ein EA Sports MMA-Nachfolger durchaus Richtung MMA-Thron schielen.
Letzten Endes bietet sich ein Abstecher in die Demo-Version an, um sich einen kleinen, persönlichen Eindruck vom Titel zu machen.
Bewertung
Pro
- Unterhaltsamer Online-Modus
- Verschiedene Kampfsport-Ligen
- Umfangreicher Charaktereditor
- Viele namhafte Fighter
- Online-Replay-Funktion
Contra
- Viele UFC-Stars nicht verfügbar
- Tearing
- Müdes Publikum
- Schwacher Bodenkampf
- Eingeschränkte Strategiemöglichkeiten
- Abgehackte Sequenzen
- Dürftiges Mittendrin-Gefühl
- Online-Pass

2 Kommentare
XBU lasgo Mo, 01.11.2010, 21:15 Uhr
:smt003
Spart euch das bei den Reviews. Gebt lieber den Spielen Pluspunkte, die dieses nicht nutzen! :twisted:
Viva Colonia Mo, 01.11.2010, 17:18 Uhr
Schöner Test! Aber kurz und knapp muss man sagen EA´s MMA kann nicht mit THQ´s UFC Spiel mithalten. Für "normale" Gamer ist das Spiel sowieso nichts, da die ganzen UFC Fighter fehlen, und Jmd. der sich mit MMA nicht so gut auskennt greift sowieso eher zu dem UFC Game.
EA´s MMA ist nicht schlecht, aber UFC ist in allen Belangen einfach mind. eine Klasse besser.