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Ausdauer oder Action bis zum bitteren Ende?

Unter den MMA-Fightern wird Ausdauer groß geschrieben, denn die actionreichen Kämpfe lassen kaum Verschnaufpausen zu. Aus diesem Grund spielt die eigene sowie die gegnerische Ausdauer auch bei der Auslegung der Kampfstrategie eine sehr große Rolle. Diese Rolle wird bei EA Sports MMA leider zu klein geschrieben, da sich die Kämpfer generell viel zu schnell erholen. Dadurch verlieren fast alle der rund 60 zur Verfügung stehenden Kämpfer einen Großteil ihrer Individualität, denn letzten Endes spielen sich alle Fighter viel zu ähnlich, da ein Hauptbestandteil einer möglichen Kampfstrategie schmerzlich vermisst werden muss. Da können auch die Kampfstil üblichen Spezialgriffe und Schläge nicht drüber hinweghelfen.

Die angezeigte Ausdauerleiste nimmt zwar Einfluss auf eure momentane Schlag- und Kampfkraft, aber letztlich darf das Hauptaugenmerk ganz auf die zusätzlichen Kopf-, Oberkörper- und Bein-Gesundheitsleisten gerichtet werden, die bei entsprechender Feindbearbeitung eingeblendet werden. Ist die Bein- oder Oberkörperleiste im Minimalbereich, geht die Beweglichkeit bzw. die Ausdauer zu neige. Zeigt die Kopfleiste gähnende Leere an, geht der Kämpfer beim nächsten Treffer zu Boden. Eigentlich ganz simpel und so spielt sich EA Sports MMA auch, ohne eine gewisse Anspruchslosigkeit vermissen zu lassen. Wer auf realitätsnahe Kampfverläufe verzichten kann und dafür arcadelastige Action bevorzugt, wird auf seine Kosten kommen, denn durch den Verzicht auf präzise Einteilung der eigenen Ausdauer ist eines garantiert: Action bis zum bitteren Ende.

Aufgeben gilt nicht

Doch, Aufgeben gilt und wird mit EA Sports MMA auch anschaulich sowie spürbar präsentiert. Setzt einer der Kämpfer eine Submission an, um durch einen Aufgabegriff den Kampf als Sieger zu beenden, wechselt die Kamera in eine Art Röntgenansicht, durch die die belasteten Knochen und Gelenke sichtbar gemacht werden. Mittels Rumble-Funktion eures Controllers wird die Submission zusätzlich unterstützt. Ein eingeblendeter Kreis, der in wechselnder Position eine Markierung anzeigt, begleitet die drohende Aufgabesituation. Nun kommt es darauf an, dass ihr eure ganze Kraft in die Richtung der Markierung lenkt und dort beibehaltet. Verringert sich die Größe des Kreises seid ihr auf der Siegerstraße, vergrößert sich der Kreis, droht eure Aktion zu scheitern. Nicht nur während der Submission kommt die Rumble-Funktion zu Einsatz, auch bei Positionswechseln im Clinch und Bodenkampf zeigt euch die Rumble-Funktion das Zeitfenster an, in dem ihr eure Gegenmaßnahme ansetzen solltet, vorausgesetzt ihr verfügt in solchen Situationen noch über genügend Kraft und Ausdauer.

In Sachen Präsentation geht noch was


Optisch zeigt sich EA Sports MMA von einer durchwachsenen Seite, wobei sich Stärken und Schwächen auf nahezu gleicher Augenhöhe befinden. Jedem Kämpfer steht ein Einmarsch in die Arena zu, doch nach nur elf Schritten endet die Animation und springt zur Kämpfervorstellung im Ring über. Hier kommt das Gefühl auf, weder Fisch noch Fleisch vorgesetzt zu
bekommen und ein konsequentes "Ganz oder gar nicht" wäre sicher die bessere Lösung gewesen. Von Beginn an stören die recht abgehackten Kamerawechsel zwischen sämtlichen Aktionen, sei es vor, während oder nach dem Kampf. Es wurde zwar an detaillierten Animationen nicht gespart, allerdings wurde auf geschmeidige Übergänge keinen großen Wert gelegt.

Gefallen findet die detaillierte Animation zwecks Respektbekundung der Kämpfer zu Beginn des Kampfes, bei der sich die Handschuhe der Kontrahenten sogar treffen. Auch die anderen Kämpferanimationen wirken ordentlich, wenngleich die Animationen bei zeitgleichen Aktionen der Kämpfer nicht immer passend aufeinander abgestimmt wirken und somit einen teilweise hölzernen, wirklichkeitsfremden Gesamteindruck vermitteln. Die Kollisionsabfrage ist ordentlich und die Darstellung von Cuts und Blut zeigt sich anfänglich authentisch, nur bei den Spätfolgen harter Treffer lässt die Präsentation auch hier Federn. Die Kampfspuren im Gesicht sind zwar deutlich zu erkennen, werden aber im Vergleich zur Konkurrenz-Serie weniger spektakulär in Szene gesetzt.

Trotz Kämpfer-Lizenzen schwächelt auch der Wiedererkennungswert, obwohl die Liebe zum Detail im Ansatz deutlich ersichtlich ist und weitestgehend überzeugt. Kennt ihr allerdings das Original, müsst ihr bei vielen Gesichtern zwei Mal hinschauen, um Aussehen und Namen richtig zuordnen zu können. Ansonsten sorgen andere Kleinigkeiten für echte Hingucker. Tattoos, Haut und Haare sowie Muskelstränge werden gut in Szene gesetzt und vermitteln einen angenehmen Anblick, vorausgesetzt, ihr seht über das störende Tearing hinweg. Arenen und Publikum werden ausreichend ins rechte Licht gesetzt, ohne das Publikum im Spiel und den Betrachter vor dem Fernseher wirklich mitzureißen.

Der Soundtrack überzeugt, aber der Ringsprecher dafür umso weniger, der irgendwie gelangweilt und sehr trocken wirkt. Ganz anders zeigen sich die Kommentatoren Shamrock und Ranallo, die beide regelmäßig passende Sprüche zum aktuellen Kampfgeschehen abgeben und auch hier und da aus dem Nähkästchen plaudern. An die Qualität und Hingabe der UFC-Kollegen kommen sie aber dennoch nicht heran, denn so mitreißend und voller Elan wirken Shamrock und Ranallo zu keiner Zeit. Und dieser Faden zieht sich durch die gesamte Präsentation. Alles wirkt auf den ersten Blick gelungen, kann den Gamer aber nur schwer in die MMA-Welt hineinziehen, da Vieles im Detail irgendwie unfertig bzw. unecht erscheint und den eintauchbereiten Spieler immer wieder auf unerwünschte Distanz zum Geschehen bringt.

Ich bin der Größte der Welt

Leichter gesagt als getan, denn wollt ihr euch mit den Fightern rund um den Globus messen, wird der einmalig nutzbare Online-Pass-Code benötigt, der dem Spiel beiliegt. Wer sich noch nicht ganz sicher ist, ob sich die Eingabe des Codes lohnt, dem steht eine zehntägige Testphase zur Verfügung. Der Mehrspieler-Modus kann online sowie offline genutzt werden und bietet im Online-Bereich einige nennenswerte Neuheiten. Ihr könnt euch zu offiziellen EA-Events anmelden, die sogar von einem Live-Kommentar begleitet werden. Sehr begrüßenswert ist die Online-Replay-Funktion, mit der ihr die letzten Kämpfe sämtlicher Onlinespieler ansehen könnt. Hierdurch könnt ihr gegnerisches Kampfverhalten studieren, was sich vor allem im Freundschaftsbereich anbietet. Ansonsten stehen euch Ranglisten-Fights und Fightcards zur Verfügung, um euch die Murmel unterhaltsam einhauen bzw. eintreten zu lassen. Der Mehrspielermodus bleibt an Hand der angebotenen Modis überschaubar, kann aber auf Grund der tollen Zuschauerfunktion überzeugen.

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Fazit

Konkurrenz belebt das Geschäft und dies ist der erfreulichste Aspekt, den EA Sports mit dem Einstieg ins Kampfsport-Geschäft erzeugt. EA Sports MMA kann sicher nicht alle Wünsche erfüllen, sorgt aber auf jeden Fall für eine nennenswerte Alternative, will der Gamer als Free-Fighter in den Ring steigen.

Wer weniger auf Taktik und Strategie setzen will und dafür sehenswerte Action bevorzugt, fährt mit EA Sports MMA gut, allerdings müssen dafür Abstriche bei der Umsetzung der eigenen Kampfstrategie hingenommen werden.

Da sich die beiden Wettbewerber um die Gunst der MMA-Fans in Gameplay, Präsentation und Spieltiefe deutlich unterscheiden, ist es umso erfreulicher, dass nun der persönliche Geschmack vor die Wahl der Qual gestellt wird, will man die beliebte Vollkontakt-Sportart virtuell betreiben. Und wenn EA Sports zukünftig noch eine Schüppe drauflegt, könnte ein EA Sports MMA-Nachfolger durchaus Richtung MMA-Thron schielen.

Letzten Endes bietet sich ein Abstecher in die Demo-Version an, um sich einen kleinen, persönlichen Eindruck vom Titel zu machen.


Bewertung

Pro

  • Unterhaltsamer Online-Modus
  • Verschiedene Kampfsport-Ligen
  • Umfangreicher Charaktereditor
  • Viele namhafte Fighter
  • Online-Replay-Funktion

Contra

  • Viele UFC-Stars nicht verfügbar
  • Tearing
  • Müdes Publikum
  • Schwacher Bodenkampf
  • Eingeschränkte Strategiemöglichkeiten
  • Abgehackte Sequenzen
  • Dürftiges Mittendrin-Gefühl
  • Online-Pass

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
8

2 Kommentare

XBU lasgo Mo, 01.11.2010, 21:15 Uhr

- Online-Pass

:smt003
Spart euch das bei den Reviews. Gebt lieber den Spielen Pluspunkte, die dieses nicht nutzen! :twisted:

Viva Colonia Mo, 01.11.2010, 17:18 Uhr

Schöner Test! Aber kurz und knapp muss man sagen EA´s MMA kann nicht mit THQ´s UFC Spiel mithalten. Für "normale" Gamer ist das Spiel sowieso nichts, da die ganzen UFC Fighter fehlen, und Jmd. der sich mit MMA nicht so gut auskennt greift sowieso eher zu dem UFC Game.

EA´s MMA ist nicht schlecht, aber UFC ist in allen Belangen einfach mind. eine Klasse besser.