
Technik nicht wirklich verbessert
Technisch gesehen ist Deadpool leider nicht viel besser als die Titel, die es parodieren möchte. Grafisch hätte es nicht zwingend eine Xbox One Version gebraucht, dafür hat diese extra Kostüme und die DLCs sind schon mit dabei. Insgesamt ist die Optik des Titels absolutes Mittelmaß, es gibt aber kleine Details, die zumindest als liebevoll eingestuft werden können. Da wären die Sprechblasen, wie man sie aus Comics kennt oder die Comic Strips, welche optional eingeblendet werden, wenn ihr Background-Informationen zu einer Figur braucht. Ein weiteres Detail ist sicherlich der Anzug von Deadpool, welcher langsam zerfetzt, wenn ihr Schaden nehmt.
Man kennt den zerstörten Anzug aus diversen Comics, denn obwohl Deadpool nahezu unzerstörbar ist, kann man das von seinem Outfit nicht sagen. Unter dem Anzug steckt ein komplett animiertes Modell des entstellten Wade, solche Details machen des Spiel liebenswert. Das Leveldesign hingegen ist sehr schwach; Ruinen und Kanalisationen sehen aus, wie aus dem Map-Editor eines älteren PC Titels entnommen, gleiches gilt für die immer wieder identisch aussehenden Gegner, welche zumindest selbstironisch von Deadpool als Klone identifiziert werden.
Die Musik haut mich auch nicht gerade vom Hocker, sobald ein Kampf ausbricht ertönen meist sehr ähnliche Songs, die Effekte sind dafür zumindest teilweise echt witzig, wenn auch meist unpassend, doch so unterstreichen sie den Comic-Aspekt des Titels. Doch eines muss man dem Spiel lassen, die Synchronarbeit für die Hauptfigur ist umwerfend. Kein geringer als Nolan North (Desmond Miles / Nathan Drake und viele weitere) wurde hierfür engagiert. Man möge mir verziehen, sollte ich hier übertreiben aber der gute Herr liefert hier sein Meisterstück ab. Er spricht drei Stimmen von Deadpool: Die äußere Stimme und zwei gegensätzliche Stimmen in seine Kopf. Diese drei Stimmen haben komplett unterschiedliche Charakterzüge und genau das schafft Nolan auch zu vermitteln. Wenn man es nicht wüsste, würde man nicht glauben, dass es sich um den selben Sprecher handelt. Als großes Bon-Bon tritt Nolan auch noch als seine eigene Stimme auf, wenn Deadpool ihn anruft, um sich mit ihm zu streiten, großartig.
Leichte Kost ohne Wiederspielwert
Wo befinden wir uns was das Gameplay angeht? Deadpool ist ein Slasher / Brawler mit einigen Hüpfpassagen, das Kampfsystem könnte man auch als Batman (ja, ich weiß, anderes Comic-Universum) Light bezeichnen. Ihr werdet von einer Überzahl Gegner angegriffen, welche ihr mit ewig langen Kombos aus Angriffen und Konter-Angriffen zu Kleinholz macht. Hierfür habt ihr diverse Nahkampfwaffen und einige Feuerwaffen für den Distanzkampf. Die Waffen müsst ihr mit Punkten freikaufen, genauso wie Verbesserungen des Charakters. Spielerisch machen sich hauptsächlich die Waffen bemerkbar, die Charakter-Upgrades senken zwar den Schwierigkeitsgrad, sind aber sonst kaum zu bemerken. Dennoch ist dies ein nettes Feature, ohne welches heute scheinbar kaum noch ein Game auskommt.
Es gibt zwar viele versteckte Items und Einiges, was gesammelt werden möchte, Collectibles im eigentlichen Sinne gibt es aber nicht. Hierdurch gibt es auch kaum nennenswerten Wiederspielwert, was natürlich auch an dem doch recht monotonen Gemeplay selbst liegt.
Hin und wieder gibt es Passagen, welche das alles auflockern wollen, eine Wasserrutsche, ein Jahrmarkt oder diverse Geschütze schaffen das auch ganz gut. Die Sprungpassagen, welche hier und da auftauchen, sind mir dann leider doch zu verkrampft, dafür ist die Kamera auch zu unübersichtlich, wenn Hindernisse kommen.
Die gut 10-12 Stunden Spielzeit können für Achievement-Jäger durch witzige Erfolge noch in die Länge gezogen werden, so gibt es Punkte dafür, wenn ihr mit allen Spielzeugen von Deadpool in seiner Wohnung agiert oder wenn ihr euch auf einer Feier von jeder Frau eine Abfuhr abholt. Wie das gesamte Spiel ist auch dies einfach nur witzig.
Fazit
Wer Deadpool bereits auf der Xbox 360 gespielt hat, für den gibt es keinen Grund, den Titel erneut zu erwerben, neben Kostümen und DLCs gibt es keine Änderungen.
Wer den Titel verpasst und ein Faible für Deadpool selbst hat oder für die -viel zu seltenen- Spiele, welche auf Humor setzen, der dürfte einen Blick riskieren, auch wenn ich 50 Euro etwas teuer für diese Neuauflage finde.
Spielerisch und technisch bewegen wir uns klar nur im Mittelfeld, aber für die tolle Umsetzung der Figur Deadpool und nicht zuletzt für die Meisterleistung von Nolan als Sprecher verdient der Titel Bonuspunkte. Hat man Deadpool auf der Xbox One verpasst, so geht die Welt nicht unter, aber man hat halt dennoch etwas verpasst.
Bewertung
Pro
- Lange Story
- Die Figur des Deadpools wurde perfekt auf ein Videospiel übertragen
- Nolan North liefert eine meisterhafte Arbeit als Deadpools Stimme(n) ab
Contra
- Eintöniges Gameplay
- Schwache technische Umsetzung