
Mittelalterliche Massenschlachten
Die Auswahl der Modi ist sehr begrenzt. Wir können Übungsmatches gegen Bots spielen, im Deathmatch versuchen, als Erster 35 Kills zu erzielen oder in gemischten Modi mit wahlweise 40 oder 64 Spielern unser Glück versuchen.
Die letzten beiden Optionen sind das Herzstück von Chivalry 2. Hier kämpfen wir auf großen Maps, meist mit einer Aufgabe. Das klingt jetzt aber spannender, als es letztlich ist. Im Endeffekt beschränkt es sich darauf, dass eine Seite Ziele angreifen muss, während das andere Team die Stellung hält und möglichst den Angriff abwehrt.
Im Spiel können wir dann eine der vier Klassen nutzen. Der Bogenschütze bleibt natürlich im Hintergrund und schießt mit Pfeilen auf die feindlichen Schergen. Die Vorhut macht ordentlich Schaden und bricht mit Äxten und Keulen die gegnerischen Wellen. Als Fußsoldat halten wir mit Hellebarden und Speeren Gegner auf Distanz, als Ritter stecken wir besonders viel ein und kämpfen vorrangig mit Schwert und auf Wunsch auch mit Schild.
Alle Klassen bieten zudem Sekundärwaffen und Gegenstände, beispielweise Wurfmesser oder kleinere Holzbarrikaden. Fähigkeiten runden das Paket ab. Der Bogenschütze kann dann beispielsweise eine Feuerschale platzieren, um die Geschosse in Brand zu stecken – was die Vorhut mit einem werfbaren Öltopf bewerkstelligt. Der Fußsoldat heilt individuell die eigenen Truppen mit Verbandszeug, während der Ritter mit einer Trompete gleich alle umliegenden Mitkämpfer heilt und stärkt.
Wir sind die Ritter vom Ni
Vieles davon gilt aber nur für die erste Subklasse. In jeder Klasse schalten wir mit der Zeit Subklassen frei, die neue Waffen, Gegenstände und Fähigkeiten mit sich bringen. Das sorgt für Langzeitmotivation und Abwechslung.
Dennoch: Das Grundgerüst und auch die Kämpfe bleiben im Kern gleich, egal welche Klasse oder Subklasse wir auswählen – außer vielleicht als Bogenschütze. Einzelkämpfe sind dabei sehr taktisch und verlangen uns ab, dass wir die Steuerung und Mechanik verstanden haben – doch solche Situationen finden wir nur selten oder am Schlachtenrand. Der Hauptteil der Matches ist jedoch meist sehr chaotisch, viele Spieler prallen gleichzeitig aufeinander, an Taktik ist kaum zu denken.
Das macht aber gar nichts, denn die Massenaufläufe sind sehr unterhaltsam und spaßig. Zumal wir jederzeit mit der X-Taste einen Kampfschrei loslassen können – was wir und unsere Mitspieler natürlich ständig machen. Was das bringt? Nichts, nur Erheiterung!
Der Titel nimmt sich generell nicht allzu ernst, was wir klasse finden. Es finden sich unzählige Anspielungen auf Popkultur, insbesondere Film und Fernsehen. Ein Achievement erinnert uns an Game of Thrones, in einem anderen Moment wird uns der Arm abgeschlagen, aber wir sehen das nur als Kratzer an – der Schwarze Ritter aus Die Ritter der Kokosnuss wäre stolz auf uns.
War das da mein Kopf?
Ja, ihr habt das richtig gelesen, es fliegen öfter auch Körperteile durch die Arenen – wir können die Gewaltdarstellung aber auch in den Optionen herunterdrehen. Leider ist die Benutzeroberfläche generell nicht sehr gelungen, oft überlagern sich Schriften, die vielen Anpassungsmöglichkeiten unserer Recken sind in vielen Menüs verschachtelt und versteckt.
Optisch haut uns Chivalry 2 nicht aus den Latschen – wobei es aber auch nicht schlecht aussieht. Die Charaktere sind detailliert, die Arenen meist groß. Dennoch sind Dörfer, Wälder und Co. oftmals eben nicht vollgestopft mit Details oder Objekten, was man sicher aber auch aufgrund des Spielflusses so entschieden hat.
Der kann sich nämlich sehen lassen, selbst bei Schlachten mit 64 Spielern kam es bei uns zu keinerlei Rucklern oder Stotterern, getestet haben wir das Spiel auf der Xbox Series X. Und ist nicht dieser Punkt bei einem reinen Online-Multiplayer-Spiel viel wichtiger als zu viele Details?
Klanglich erwarten uns viele Kampfschreie, aufeinanderprallendes Metall und an uns vorbeisausende Pfeile. Eben das, was man von einem Schlachtfeld erwartet. Die Sounds sind authentisch, auf Musik wird größtenteils verzichtet.
Fazit
Chivalry 2 entführt uns bombastisch in das Mittelalter. Die Schlachten im eisernen Kampfanzug machen eine Menge Spaß. Egal, ob es nun das hektische Gewusel rund um ein Objective ist oder der knallharte, recht skillige Zweikampf am Rande des Geschehens.
Am Ende ist der Titel für uns eines dieser Spiele, die man reinwirft, wenn man von knallharten Multiplayerpartien in Call of Duty, Battlefield, Halo und Co. ein wenig entspannen und „hirnlosen“ Spaß mit Freunden haben möchte.
Gestört hat uns nur die recht magere Auswahl an Karten und Modi. Auch das Balancing und Matchmaking könnte ein wenig besser sein, aber das kann sich mit der Zeit durch Patches und Erfahrung der Spieler noch verändern. Auch sind Updates versprochen, die neue Modi, Waffen und sogar Pferde hinzufügen sollen.
Wenn ihr also auf chaotischen, arcadigen Mehrspielerspaß steht und euch das Setting anspricht, macht ihr mit Chivalry 2 ganz sicher nichts falsch – zumal die aufgerufenen 40 Euro fair für das Gebotene sind. Alle anderen sollten vorher wenn möglich Probe spielen, um zu checken, ob ihnen das Gameplay zusagt.
Bewertung
Pro
- Unkomplizierte Action
- Gelungene Schlachtenatmosphäre
- Gute Einführung durchs Tutorial
- Viele Anpassungsmöglichkeiten
- Einfach zu erlernendes, aber komplexes Kampfsystem
Contra
- Geringe Auswahl an Karten und Modi
- Etwas unausgewogenes Balancing
- Unübersichtliche Benutzeroberfläche

1 Kommentar
XBU MrHyde Mi, 23.06.2021, 10:35 Uhr
Ein wirklich schöner Testbericht. Liest sich gut und scheint ein sehr interessanter Titel zu sein, den ich bisher so noch gar nicht auf dem Schirm hatte.