
Die Coop Erfahrung
Der Coop Modus bietet einige interessante Features, die so noch nicht in einem Coop-Titel aufgetaucht sind. Warum man sich am Ende für drei Spieler anstatt vier entschieden hat, ist unklar, jedoch auch unwichtig, denn an einer Konsole funktioniert der Modus so oder so nicht. Aktiviert ihr den Coop Modus, so spielt ihr die normale Kampagne, die KI kann jedoch jederzeit durch Mitspieler ersetzt werden.
Interessant ist hierbei vor allem, dass die Story so aus drei Blickwinkeln erzählt wird, besonders kommt das in Handygesprächen zur Geltung. Immer wieder erhält eine bestimmte Person an bestimmten Punkten (es wird enorm viel mit gescripteten Events gearbeitet) einen Anruf. Spielt ihr diese Person, erhaltet ihr Informationen, vielleicht auch über die Kollegen oder kleine Nebenaufgaben. Habt ihr euch für einen anderen Charakter entschieden, so bekommt ihr aus dem Handyklingeln nichts von den Geheimnissen mit.
Überall in den Karten sind Beweise verstreut, die ihr unter der Hand an euch nehmen könnt, um ein wenig an dem Ausgang des Falles zu drehen. Schafft ihr dies, so erhaltet ihr XP, dadurch bessere Ränge und dadurch wiederum neue Waffen. Die Aufgabe der Mitspieler ist es, euch dabei zu erwischen. Dieses Feature bringt noch einen kleinen kompetitiven Aspekt in den Modus.
In diversen Punkten seit ihr abhängig von eurem Charakter dazu bestimmt, als Sniper oder auch an der Front zu fungieren. Das alles ist wirklich nett und bringt frischen Wind in die Online-Runde, rettet die sonst dröge erzählte Story und das repetitive Gameplay leider aber auch nicht mehr.
Alte Grafik, schlechte Sprecher...
Wie so oft wollte ich auch bei Call of Juarez The Cartel mit der Faust auf den Tisch schlagen und sagen: Warum macht ihr das nicht richtig, ihr könnt es doch. Es gibt diverse Stellen, an denen die Entwickler von Techland zeigen, dass sie schöne Settings erschaffen können. Die Verfolgungsjagd durch die Wüstenstraßen entlang der Windräder hat eine nette Landschaft und auch der ein oder andere Abendhimmel sieht sehr schön aus. Dann wiederum wird man als Spieler von Clipping Fehlern, steifen Gesichtern, fliegenden Autos und spastisch zuckenden Gegnern erschlagen. In den Sequenzen bewegen sich die Lippen selten synchron, häufig sogar gar nicht oder mit 30 Sekunden Delay, das sieht stellenweise schon sehr stümperhaft aus. CoJ The Cartel hat tatsächlich seine grafischen Höhen, leider sind die nur so selten vertreten, dass ihr sie angesichts der vielen Fehler sofort wieder vergesst.
Der Soundtrack ist auch eine Gratwanderung, von ,,hey das könnte der Soundtrack einer Jerry Bruckheimer-Verfolgungsjagd sein" bis ,,Öööööööde" ist alles vertreten. Häufiger leider zweiteres, was besonders auf die deutschen Synchronsprecher zutrifft. Diese haben zwar passende Stimmen, doch ist die Betonung nicht unbedingt ihr Steckenpferd. Bei McCall z.B. ist es mir oft nicht ersichtlich, ob er Mitgefühl oder Verachtung für die Prostituieren empfindet, der Tonfall ist einfach sehr schlecht auszumachen oder unpassend. Hier und da setzt dann auch mal die Sprache ganz aus, daher konnte ich irgendwann der Story ohnehin nicht mehr folgen. Wer weitere Ungereimtheiten finden möchte, sollte sich immer die Subtitles durchlesen. Stellenweise stehen hier komplett andere Sachen, als was gesagt wird. Ich meine hier nicht Vereinfachungen oder Verkürzungen, wie bei TV-Untertiteln für Hörgeschädigte, ich meine Sätze, die etwas komplett anderes aussagen.
B-Movie
Der Charme der vergangen Titel ist, wie es das Wort andeutet, vergangen. Viel mehr hat es alle negativen technischen Aspekte, die das Wort "Vergangenhei"t so mit sich bringt. Das Menü sieht billig und die Wegpunkte im Spiel sehen verpixelt aus. Der Multiplayer ist eine Dreingabe, wie man sie früher zu einem Spiel gab, nur um auf die Packung ,,Multiplayer" schreiben zu können.
Theoretisch ist der Umfang recht hoch, da die Kampagne anbietet, aus drei Blickwinkeln gespielt zu werden. Praktisch wird sich aber wohl kaum ein Spieler das antun wollen, denn selbst ein Durchgang ist schon harter Tobak. Klar, wir haben es hier mit einem nur 39 Euro teuren Titel zu tun, doch selbst dafür schreit das Spiel zu stark nach "Low Budget" und hat das Potential, den guten Ruf der Serie für alle Zeiten zu versauen. Man sollte versuchen, diesen Titel als Spin-Off zu sehen, und auf einen ,,echten" Teil drei im Western-Style mit selbigen Charme hoffen.
Fazit
Call of Juarez The Cartel wollte den selben Weg gehen, wie aktuell diverse Franchises aus dem Shooter-Genre, doch kein anderer Titel scheiterte so sehr daran, ein vergangenes Szenario in die Moderne zu transferieren.
Klar, WWII-Szenarien hatten die Spieler satt, da war es bei der Konkurrenz einfacher, doch den Wilden Westen mochten die Gamer und ich mochte ihn auch. Daher schmerzt es besonders, dass eine Wild West-Serie ihren ganzen Charme verliert, weil wir in matschiger Optik, voller Bugs und schlechter Steuerung Klischee-behaftete Latinos jagen.
Der Coop-Modus hingegen ist vom Gerüst her gut gelungen und dürfte wohl der einzige Grund sein, das Game ernsthaft zu spielen, denn alleine macht The Cartel wenig Spaß und treibt mir nur die Sehnsucht nach Pfeil und Bogen ins Herz. So sollte die Serie nicht weitergehen.
Bewertung
Pro
- Coop-Modus ganz gut gelungen
Contra
- Technisch altbacken und verbuggt
- Western-Charme der Vorgänger nicht mehr vorhanden
- Monotones Gameplay
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