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Gameplay Hui, Technik Pfui?

Schon der Vorgänger hatte mit einer für damalige Zeiten sehr altbackenen Technik zu kämpfen, was einiges an Atmosphäre kostete. Zwar kommt der Nachfolger mit eine komplett neuen Engine daher, die auf dem Feld auch durchaus zu gefallen weiß, doch Highlights sucht man vergebens. Im Gegenteil, schaut man genauer hin, so findet man immer wieder Ungereimtheiten, die an der Atmosphäre nagen. So ist es zum Beispiel egal, welchen der acht enthaltenen Rassen die Teams angehören und in welchem der fünf Stadien man spielt, die Zuschauer bestehen zur überwältigenden Mehrheit immer aus Menschen. Wie auch die Cheerleader, welche man für sein Team engagieren kann. Auch diese sind unabhängig von der Team-Rasse menschlicher Natur. Insgesamt muss man sagen, während die Optik auf dem Rasen jede Menge Charme verspürt, hört dieser Eindruck nahezu direkt hinter der Spielfeldbegrenzung auf. Einziger Kritikpunk an der Inszenierung auf dem Spielfeld ist, das eure Spieler optisch nur schwerlich auseinander zu halten sind.

Leider nehmen die technischen Unzulänglichkeiten auch Einfluss auf das Spielerlebnis. So kommt es hin und wieder vor, dass Elemente des User Interface Elemente auf dem Spielfeld, wie zum Beispiel die Würfel verdecken. Für bekennende Englisch-Muffel kommt außerdem hinzu, dass die deutsche Übersetzung des Kommentatoren-Duos in Form einen Untertitels im Spielgeschehen nahezu untergeht. Er ist schlicht und ergreifend zu klein und zu schnell wieder verschwunden. Auch außerhalb der Matches ist das User Interface nicht optimal. Gerade beim Kader Management hätte man von der Darstellung der Spieler in Stile von Kartenspielen Abstand nehmen sollen und diese mit ihren Fähigkeiten lieber in einer tabellarischen Darstellung gegenüberstellen sollen.

Abgerundet wird dieses unsaubere technische Gesamtbild durch gelegentlich auftretende Bugs. Von Clipping-Fehlern bis hin zum umständlichen abwählen einen Spielers (obwohl dessen Aktionsrepertoir für diese Runde bereits erschöpft ist) bevor der nächste ausgewählt werden kann, handelt es sich hier aber nur um kleine Ärgernisse, welche das Spielgeschehen nicht schwerwiegend beeinflussen.

Verschiedene Teams erfordern verschiedene Spielstile

Während ihr die Kampagne nur mit dem Menschenteam durchleben dürft, könnt ihr euch außerhalb der Story ein eigenes Team aus einer der acht Rassen erstellen. Alle Rasse haben ihre Eigenarten, so sind die Zwerge stark im Blocken, aber ansonsten eher unbeweglich und ungeschickt. Das erhöht die Schwierigkeit mit ihnen zu Punkten, da diese Attribute sowohl die Bewegungsreichweite als auch die Wahrscheinlichkeit einen Pass zu fangen beeinflussen. Bei den Elfen Teams ist es genau anders herum, mit ihnen solltet ihr nicht unbedingt versuchen, den Gegner zu überrennen, weicht ihm lieber aus. Da ihr mehrere Teams erstellen und managen dürft, könnt ihr solange ausprobieren, bis ihr eurer favorisierten Spielstile gefunden habt. Allerdings müsst ihr bei jeden neuen Team auch eure Spieler wieder hochleveln, das Stadion ausbauen, um gewisse Vorteile vor oder im Spiel zu bekommen. Etwas schade ist beim Aufbau eures Teams, dass nicht alle Rassen dieselbe Anzahl an Spielerklassen zur Verfügung haben. Während die Orks mit sechs Spielerklassen aufwarten, haben die Chaos nur drei zu bieten. Klar scheint den Chaos Spielern nicht so viel am Passpiel zu liegen und somit konventionelle Klasen wie Werfer und Fänger aus, dennoch bietet das Warhammer-Universum genügend Vielfalt, dafür einen Ausgleich zu schaffen.

Insgesamt muss man sagen, dass acht Rassen für das Warhammer-Universum ein sehr dünnes Rooster sind. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Vorgänger in der Chaos Edition 23 spielbare Rassen beinhaltet. Hier wird mit der Zeit sicher noch einiges an kostenpflichtigen DLC Rassen nachgeschoben werden. Zumindest deutet die Tatsache, dass je Plattform schon eine zusätzliche Rasse (Waldelfen auf der Xbox One und Echsenmenschen auf der PS4) darauf hin. Auch mit der geringen Anzahl von fünf Stadien unterstreicht man den Eindruck des geringen Umfangs. Hinzu kommt das einige Features noch unfertig wirken. So hat der Sponsor, den wir für unser Team auswählen, weder einen finanziellen noch einen spielerischen oder optischen Einfluss auf unser Team.

Wer viele Chancen vergibt verliert das Spiel ...

Diese Weisheit trifft auf viele Sportarten zu. Blood Bowl 2 ist hingegen kein Totalausfall, denn das ausgeklügelte Spielprinzip des Tabletops funktioniert - sofern man sich darauf einlassen kann - auch auf der Konsole hervorragend. Gerade in Multiplayer-Matches zusammen vor einem Bildschirm oder über das Internet entfaltet das Spiel sein volles Potential. Die Schadenfreude, wenn euer Team trotz vernichtender Niederlage in den letzten Runden noch einen der gegnerischen Spieler mittels brachialem und meistens sehr hübsch inszeniertem Tackle tötet, ist einfach unbeschreiblich. Denn der Tod des Spielers ist permanent. Zwar gibt es durch vor dem Spiel verpflichtete Apotheker die Chance, dass der Patient überlebt, doch darauf solltet ihr euch nicht verlassen.

Mit eurem erstellten Team könnt ihr nicht nur Freundschaftsspiele gegen die KI oder menschliche Gegner bestreiten. Ihr könnt auch Solo- oder Online-Ligen bzw. Turnieren beitreten. Der Fortschritt, den euer Team zum Beispiel in einer Single-Player Liga macht, könnt ihr später in einer Online Liga nutzen. Allerdings kann euer Team immer nur in einer Liga oder einem Turnier zurzeit aktiv sein. So kann es sein, dass die Suche nach eine Online Gegner eine ganze Weile dauern kann, wenn die anderen Teilnehmer eurer Liga nicht denselben Lebenswandel haben oder nicht in derselben Zeitzone leben. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr auch eure eigene Liga eröffnen und auf zahlreiche Teilnehmer hoffen. Dadurch, dass diese Möglichkeit jeder hat, wirkt das Liga-Geflecht leider etwas konfus und richtig Spass hat man wahrscheinlich in den Online-Ligen erst, wenn man sich einer der zahlreichen Blood Bowl Communitys anschließt, um an einer Fantasy-Liga teilzunehmen. Hier entfaltet das Spiel dann nämlich sein volles Potential. So ist es sogar möglich, über das Ligensystem Spieler von anderen Team (derselben Rasse) zu verpflichten bzw. eigene Spieler zum Transfer anzubieten.

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Fazit

Blood Bowl 2 hätte ein Monster von einem Spiel werden können. Das Gameplay auf dem Rasen macht einfach Spaß und ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Durch die Story-Kampagne bekommen auch Anfänger einen deutlich besseren Einstieg als noch im Vorgänger geboten. Außerdem sind die Möglichkeiten, welche die Entwickler der Community mit dem Online-Ligen System gegeben haben, riesig und dürften für viele emotionale Stunden vor dem Bildschirm sorgen.

Getrübt wird das Ganze nur vom vergleichsweise geringen Umfang und den zahlreichen technischen Unzulänglichkeiten. Strategie Freunde mit einem Fable für das Warhammer-Universum sollten dem Titel aber auf jeden Fall eine Chance geben.

Sollte Entwickler Cynide Studios noch die Bugs beseitigen und bei dem Nachreichen von spielbaren Rassen eine vertretbare Preispolitik (die Hoffnung ist auf Grund des mit ~45EUR fairen Preises des Hauptspiels berechtigt) an den Tag legen, so wird dieses Spiel noch in vielen Monaten von der Fangemeinde gespielt werden und das zu Recht.


Bewertung

Pro

  • klasse Moderatoren-Duo ...
  • süchtig machender Strategie/RPG/Manager-Mix
  • charmante Inszenierung auf dem Feld

Contra

  • technische Defizite
  • mäßiger Umfang
  • ... leider nur mit englischer Sprachausgabe

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
7

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