
Was es (nicht) zu entdecken gibt
Blackwater ist linear, sehr linear. Ihr habt keine eigenen Auswahlmöglichkeiten. Die Waffe ist vorgegeben, ändert allerdings in bestimmten Situationen. Normalerweise kämpft ihr mit einem Sturmgewehr (M4), es gibt aber auch Situationen im Häuserkampf, wo ihr auf eine Schrotflinte wechselt - das Gameplay verändert sich dadurch aber überhaupt nicht. Es gibt sogar Missionen, in denen ihr kurz ein Scharschützengewehr nehmt und mit Zoom Gegner aus der Distanz niederstreckt. Dies ist nicht schlecht, aber wirklich Abwechslung bringt das auch nicht.
Eine kleine Entscheidungsfreiheit habt ihr noch: Manchmal könnt ihr zwischen zwei verschiedenen Wegen wählen. Zielt mit dem Arm drauf und ihr geht z.B. unten durch ein Haus, oder oben über die Dächer. Jetzt ist natürlich die Frage, ob euch das was bringt; im Endeffekt nicht, aber es ist ganz nett, wenigstens da ein wenig Entscheidungsgewalt zu haben. Ansonsten habt ihr in Blackwater schnell alles durchblickt; es gibt nicht viel mehr, was Abwechslung bringen könnte. Der Herausforderungs-Modus ist langweilig: Immer an einer Stelle und alle Gegner niederschießen: Naja...
Schnell sieht man sich einfach den Grenzen des Spiels entgegen: Man fühlt sich, als wäre man in ein Spiel von vor über 10 Jahren eingetaucht. Arcade-Spaß, ja, aber für eine Konsole? Da fehlt es dann doch etwas an Möglichkeiten. Vor allen Dingen, da Kinect diesbezüglich noch lange nicht ausgereizt ist. Man könnte viel mehr Bewegung reinbringen: Nach vorne bewegen, nach hinten bewegen. Nach links oder rechts gehen. Das kombiniert mit dem Lehnen, dem Ducken und Springen: Da wäre eine viel komplexere Interaktion mit den bestimmten Abschnitten möglich.
Auch die Sprachunterstützung von Kinect wurde nicht ausgereizt. Befehle an Teamkameraden geben wäre eine coole Option. ,,Stellung halten!" oder ,,Sperrfeuer!" oder ,,Flankieren!" wären coole Möglichkeiten. Auch die Möglichkeit, zwischendurch mit der Sprachsteuerung zwischen verschiedenen Mitspielern zu wechseln, wäre einen Gedanken Wert (auf Scharfschützen, Nahkampfspezialisten, MG-Besetzung wechseln).
Der Controller und der ,,Multiplayer"
Gameplaymäßig wurde also bei weitem nicht alles ausgereizt. Aber das fängt schon am besten Beispiel an: Die Entscheidung, doch eine Controllerunterstützung zu bieten. Wieso? Das Gameplay mit dem Controller erfolgt eigentlich genau gleich wie bei Kinect. Das Zielen übernimmt der rechte Stick, das Lehnen nach links und rechts der linke Stick. Allerdings müsst ihr hier manuell feuern (RT). Der Rest spielt sich gleich. Wer den Test mit dem Controller macht, merkt schnell: Absolut profanes, unkompliziertes und wenig komplexes Gameplay, das nicht auf die Dauer begeistern kann.
So ergeht es dem Multiplayer ähnlich. Zu zweit gleichzeitig? Nada. Hier spielt ihr nacheinander! Und auch nicht in der Story, sondern in diesen langweiligen ,,Wettkämpfen", wo ihr stationär an einem Abschnitt einfach so viele Gegner wie möglich umlegen müsst. Das erweist sich nicht nur als langweilig und repetitiv, sondern auch als frustrierend, weil man teilweise gar nicht richtig in Deckung gehen kann (ebenso in der Story) - meist ist man immer irgendeinem Gegner ausgeliefert, der auf einen schießt.
Die Frustmomente wegen nicht ganz funktionierendem Gameplay (auch Granatenwerfen ist nicht einfach) steigert sich, wenn man zu zweit vor dem Spiel sitzt und sich auch der Reihe nach, und das muss man so formulieren, durch das Spiel quälen muss. Denn, ein weiterer Frustmoment: Es gibt keine Checkpoints. Ihr habt nicht aufgepasst und wurdet beim letzten Abschnitt der Mission erschossen? Dann heißt es: Das Ganze nochmal von vorn. Die komplette Mission. Argh...
Fazit
Tut mir leid, aber da hat eigentlich nichts richtig geklappt. Die Idee ist natürlich gut: Ein Militärshooter für Kinect bringt den Bewegungssensor auch dem erwachsenerem Publikum näher. Doch die Umsetzung mit einseitigem, veraltetem Arcade-Gameplay, gepaart mit einer fürchterlich flachen Story und einer rückständigen Technik, sorgen in Blackwater mehr für Frustmomente, als für Spaßmomente.
Das Zielen mit Kinect funktioniert gut und ist im Ansatz auch okay - doch das Gameplay ist insgesamt einfach zu banal gestrickt. Das merkt man, sobald man einen Controller anschließt und damit spielt. Auch der ,,Multiplayer" (nacheinander einen Abschnitt spielen) rettet da nichts.
Blackwater wirkt wie ein unfertiges Spiel, das sicherlich davon profitiert hätte, wenn man noch ein Jahr daran entwickelt und mehr Möglichkeiten im Gameplay einprogrammiert hätte.
Bewertung
Pro
- Gutes Zielen möglich
- Erinnert an Arcade-Shooter von früher
- Erster Militärshooter für Kinect
Contra
- Kinect-Funktionen nicht ausgereizt
- Uninteressante Story, kurzer Spielumfang
- Technisch von gestern
- Multiplayer wenig unterhaltsam
1 Kommentar
Killergollum89 Mi, 16.11.2011, 22:02 Uhr
Interessanter Test zu einem interessanten Titel. Allerdings ist die Steuerung für einen Shooter über Kinect einfach noch zu rudimentär...