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Fast zwei Jahre nach dem PC-Release feiert die Rennsimulation Assetto Corsa sein Debüt auf der Xbox One. Hinter dem Titel steht das italienische Ent­wicklerstudio Kunos Simulazioni, welche sich bereits mit netKar Pro 2006 einen Namen gemacht haben. Schon damals konnte man eine schlichte Simulation ohne viel Schnick-Schnack bieten, dafür aber mit einem extrem hohen Grad an Realismus auftrumpfen. Genau in diese Spalte schlägt auch Assetto Corsa. Man bietet einen wirklich sehr hohen Realismusgrad und verzichtet auf hochwertige Grafikelemente. Doch kann man sich gegen Project Cars, oder gar dem im Xbox-Ökosystem heimischen Forza-Motorsport-Reihe messen und bestehen? Wir haben uns ins Rennauto gesetzt und die Simulation auf Herz und Nieren geprüft.

Der Sprung auf den kalten Asphalt

Bei Assetto Corsa steht das Fahren im Mittelpunkt. Denn es ist eine waschechte Simulation. Für die Fahrer, die gerne ein angenehmes Einsteigerniveau bevorzugen, aber auch am Anfang gerne mal an die Hand genommen werden möchten, sind bei Assetto Corsa leider nicht wirklich vorgesehen und als Zielgruppe wird wohl die Hardcore-Rennspieler fixiert. Es gibt keine Fahrschule, ein anfängliches Tutorial, oder gar Erklärungen. Es gibt zwar die üblichen Fahrerhilfen, wie eine Ideallinie und Traktionskontrollsysteme, aber die sind Standard. So wird man nämlich mit der Konfrontation durch die sehr umfangreichen Parameter für die Autoeinstellung schnell überfordert. Es ist zwar eines der Grundpfeiler des Spiels, aber Einsteiger werden bei der Einstellung des Getriebes, Reifendrucks, Stabilitätskontrolle oder sogar des Zwischengas (Auto-Blip) wohl gänzlich kapitulieren. Doch für Auto-Fans und Leute, die ihr Fahrzeug gerne an ihr persönliches Setting ausstatten, genau das Richtige.

Sterile Einzelspielerkampagne ...

Dass man sich nicht mit Forza-Motorsport messen möchte, sieht man auch am Einzelspielerpart. Zwar ist hier für fast jeden etwas dabei. Es reicht von Zeitfahren, schnelle Rennen, diverse Trainings, Spezial-Events oder gar Drift-Seassions. Doch eine wirklich inszenierte Kampagne gibt es nicht. So arbeiten wir uns von Fahrzeugklasse zu Fahrzeugklasse langsam auf und absolvieren so eine Rennserie nach der anderen. Dies ist zwar sehr gut aufgebaut, so arbeiten wir uns von einem Fiat 500 bis zu einem BMW M3 mit Heckantrieb vor und können so unser Fahrgefühl Stück für Stück erlernen. Doch eine wirkliche Karriere, inszenierte Rennwochenende mit Freiem Training, Qualifying und anschließenden Rennen kann auch ein Assetto Corsa leider nicht bieten. Es ist halt eine Simulation - aber Rennwochenende hätte ich mir dann doch gern gewünscht.

... und schwieriges Balancing

Fährt man so im Einzelspieler seine Rennen, kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass irgendwas an der Schwierigkeitsstufe nicht stimmt. Denn trotz immer besseren Rundenzeiten ist es oftmals schon ein richtiger Mammutsakt, die Bestzeiten für die höchste Medaille zu knacken. Auch wenn man gegen KI-Fahrzeuge fährt, muss man nahezu perfekt fahren und den Sebastian Vettel spielen. Es ist selbst auf der einfachsten Stufe recht schwer, mit den ersten Fahrzeugen mitzuhalten, gar ihre Bestzeiten zu überbieten. Also auf niedrigster Schwierigkeitsstufe kann man schon mal ein leichtes Erfolgserlebnis dem Spieler bieten. Selbst wenn man sein Fahrzeug mithilfe von Settings aus dem Internet versucht auszurüsten und trotzdem Probleme hat, die ersten drei Fahrzeuge zu bekommen, zweifelt man einfach an sich selbst.

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Fazit

Assetto Corsa hat seine Zielgruppe und macht es auch Einsteigern in vielen Dingen wirklich schwer. Man hat keine wirklichen Hilfen oder Erklärungen und auf die Assistensysteme kann man sich nicht verlassen. Die Zielgruppe besteht aus Rennspiel-Fans, die Benzin im Blut haben und dazu eine Verbundenheit zu Simulationen pflegen.

Für diese Zielgruppe bietet Assetto Corsa aber Einiges. Wirklich tolle Physik, die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten und die realistischen Fahrzeuge und Strecken wissen zu begeistern und man hat einige Freude am Fahren.

Trotzdem muss man sich auch hier auf frustgeladene Runden einstellen. Ein Rennen immer und immer wieder neu starten, damit man die perfekte Runde doch noch knackt.


Bewertung

Pro

  • Realistische Fahrphysik
  • Detailgetreue Fahrzeuge und Strecken
  • Umfangreiche Fahrzeugeinstellungen
  • Nahtloser Lenkradsupport
  • Tolles Force-Feedback
  • Guter Sound

Contra

  • Umfang könnte größer sein
  • Frustrierender Schwierigkeitsgrad
  • Mit Controller sehr schwer zu steuern
  • Undynamische Ideallinie
  • Schwache KI, Schwere Zeitrennen
  • Sehr geringe Langzeitmotivation
  • Trockene Gesamtinszenierung
  • Grafik nicht auf Höhe der Zeit
  • Keine privaten Online-Rennen

Grafik und Atmosphäre 7 von 10
7/10
Abwechslung 6 von 10
6/10
Fahrgefühl 10 von 10
10/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Steuerung (Controller) 6 von 10
6/10
Steuerung (Lenkrad) 9 von 10
9/10
Schwierigkeitsgrad 5 von 10
5/10
7

2 Kommentare

RagnaroekGER Di, 13.09.2016, 18:59 Uhr

Auf Twitch hatte ich zum Release nur 8en drehende Autos gesehen, nach Absicht sah das nicht aus. Grad bei einem so "speziellem" Spiel wäre eine Demo angebracht. Mir selbst ist die Gefahr zu groß, dass auf Kosten der Originaltreue der Spaß ganz auf der Strecke bleibt.

XBU H3tf1eld Di, 13.09.2016, 15:47 Uhr

Toller Bericht. :smt023 . Da in etwas mehr als einer Woche Forza Horizon 3 ansteht, werde ich mit Asetto Corsa warten, bis es mal im Angebot ist.

Edit: was mir eben erst auffällt, ist dass du für die Steuerung zwei Wertungen vergeben hast. Das finde ich besonders toll. Denn oft ist die Steuerung nur ein kumulierter Wert. So lässt es sich viel besser aufschlüsseln :smt023