
Es ist Deine Wahl!
Bereits bis zum jetzigen Spielverlauf merkt man sehr schnell, dass viele der Entscheidungen in der Hand des Spielers liegen. Besonders deutlich wird dies im Kommunikationssystem, denn in einer leicht abgewandelten Form wie sie aus Mass Effect 2 bekannt ist, bleibt dem Spieler die Wahl, wie er seine Antwort formuliert. Damit dabei nicht zuviel gelesen werden muss, werden die Antworten durch Begriffe wie UNTERBRECHEN, PROFESSIONELL oder z.B. AGGRESSIV gekennzeichnet.
Zur passenden Antwort bleiben dem Spieler jeweils einige Sekunden. Leider zeigt sich hierbei jedoch auch, dass die Zeit hin und wieder etwas zu kurz bemessen wurde, denn Alpha Protocol bietet zwar hervorragende Sprecher und teilweise auch sehr spitzfindige Dialoge, aber Deutsche Spieler kommen nur in den Genuss von lokalisierten Untertiteln, denn die Sprachausgabe ist für ein solches Spiel unverständlicherweise nur in Englischer Sprache vorhanden.
Hä - Wie jetzt?!
Wer sich erhofft hatte, mit Alpha Protocol ein noch tiefgründigeres Erlebnis ala Sam Fisher zu erhalten, der dürfte bereits nach kurzer Zeit enttäuscht das Gamepad beiseite legen, denn obwohl das Spiel mit den Fähigkeiten Tarnung in diese Richtung stösst, spielt sich Alpha Protocol zumeist wie ein Action Shooter mit 3rd Person Ansicht. Die Schleicheinlagen werden schnell zu einer frustigen Angelegenheit, denn das Spiel gibt keinerlei Rückmeldung, ob man sich gerade in einer gedeckten oder ungedeckten Position befindet. So wird man oft verzweifelt fluchen, wenn man aus für den Spieler unerklärlichen Gründen dann doch entdeckt wurde. Wer den Frust entgehen will, der zückt bereits frühzeitig die Waffen und sorgt so auch für ein schnelles Verbessern der Waffenfähigkeiten. Die im Spiel erlangten Fähigkeitspunkte kann man nach Abschluss einer Mission dem Protagonisten frei zuweisen.
My home is my castle!
Jeder der fünf verfügbaren Missionen startet im so genannten Clearinghaus. Ein durch die Organisation bereitgestelltes und betriebenes zumeist mondän ausgestattetes Versteck, in dem unter anderem diverse Kommunikationsmittel wie ein Videokonferenzsystem zur Kontaktaufnahme sowie ein Computer mit eMail System zur Verfügung stehen. Darüber hinaus kann sich Michael in seinem Waffenschrank mit den notwendigen Einzelteilen ausstatten. Jedoch stößt man hier meist recht schnell an die Grenzen.
Wer richtig "fettes" Gerät auffahren will, der verschafft sich über im Spiel eingesammeltes Geld und durch das Erledigen von kleinen Nebenmissionen, die es zu jeder Hauptmission gibt, ein wenig Schwarzgeld, dass sich hervorragend auf dem Waffen-Schwarzmarkt in explosive Gegenstände, verbesserte Waffen und Visiere umsetzen lässt. Ebenso lassen sich zu jeder Mission mit diesem Handgeld weitere Dossiers und Informationen oder sogar kleiner Ablenkungsmanöver zu den Hauptmission einkaufen. Auch das Geld will somit gut eingeteilt sein.
Technisch nicht ganz auf der Höhe
Alpha Protocol kann leider nicht so stark überzeugen, wie es noch zur Präsentation auf der letztjährigen Gamescom der Fall war. Die Grafik zeigt sich an vielen Stellen zu undetailiert, lieblos und verwaschen. Das konnte Mass Effect 2 mit der gleichen Engine besser in Szene setzen. Zwar sind die enthaltenen Cut-Szenen gut inszeniert und auch die unterschiedlichen Gesichtsreaktionen lassen immer einen schnellen Schluss zu, ob man sich gerade mehr Vertrauen durch die Konversation eingehandelt hat oder ob man gerade in der Gunst des Gesprächspartners gefallen ist, aber die Animationen der Figuren im Spiel wirken recht hakelig.
Auch die KI kann nicht immer mit nachvollziehbaren Handlungen überzeugen. Gerade das fehlende Feedback des Spiels, sobald man sich im Schleichmodus befindet, macht es sehr schwer abzuschätzen, ob man den Gegner noch rechtzeitig unentdeckt erreichen kann, um diesen zu betäuben oder zu eliminieren. Beides schlägt sich im weiteren Verlauf auf das Spiel und die Reaktionen der weiteren Figuren rund um Michael nieder.
Im Sounddesign kann Alpha Protocol zwar keine Genrespezialisten in den Schatten stellen, liefet jedoch jederzeit ein stimmiges Bild und weiß mit so mancher Stimme zu verzücken. Explosionen werden gerne in Schalldruck umgesetzt, was zumindest den Nachbarn nicht immer erfreuen dürfte.
Fazit
Alpha Protocol kann leider lange nicht all das halten, was man nach all den Videos und Pressemeldungen erwartet. Das Spiel bietet zwar eine interessante Story, die immer wieder antreiben kann, jedoch sind die Mängel im Gameplay leider immer wieder störend, sodass auch der Spielspass darunter leidet.
Wer auf Schleich und Stealtheinlagen gut verzichten kann und lieber in Rambo Manier durch die Levels pflügen möchte, der könnte erheblich mehr Spass am Spiel finden, zumal das Deckungssystem 1:1 von einem anderen indizierten Shooter übernommen wurde - wenn auch nicht so gut umgesetzt.
Alpha Protocol lockt bereits jetzt durch einen günstigen Preis die Spieler, allerdings sollte man bedenken, dass aufgrund mangelnder Mehrspielermodi der Spielwert geringer ausfällt als bei anderen Mitbewerbern. Wer Spass am Spiel findet, wird jedoch sicherlich auch mehr als einmal den Storymodus spielen und sich dabei ganz anders verhalten als vorher...
Bewertung
Pro
- Verzwickte Story
- Gute Sprecher
- Viel Entscheidungsfreiheit
Contra
- Keine lokalisierte Synchronisation
- Grafisch nicht überragend
- Kein Feedback bei Stealth Aktionen

3 Kommentare
XBU Mastermind Mo, 07.06.2010, 16:08 Uhr
Der Hinweis auf den fehlenden Multiplayer gibt es nur im Fazit. Das ganze ist dem Spiel auch nicht als Negativaspekt ausgelegt worden.
Was stört dich an der Formulierung? - Fakt ist, dass man das Spiel jeweils alleine im SP spielen wird/muss. Nehme ich als Vergelich zum Beispiel SCC, so habe ich dort den SP einmal gespielt aber bereits zig Stunden im (KoOp) Multiplayer gespielt. Ohne den MP hätte ich SCC für die nächsten Monate nicht nochmal eingelegt und genau so steht es im Fazit:
Wie sollte man derartige Formulierungen deiner Meinung nach machen, um sie aus deiner Sicht passender zu haben?
Was das Spiel angeht, so muss ich sagen, dass das Spiel erst nach längerer Zeit Fahrt aufnimmt und sofern man sich vom Stealth Gedanken weitestgehend verabschiedet kann es noch um einiges spaßiger werden. Aber es bleibt dennoch nur Durchschnitt und bietet weniger als ich erhofft/erwartet hatte.
XBU Zwobby Mo, 07.06.2010, 15:45 Uhr
Naja Bayonetta hätte gut einen Coop Modus vertragen können finde ich, bei "klassischen" Side Scrollern und Beat em Ups gab es das auch immer, würde hier auch funktionieren
Und Rollenspiele können doch auch guten Coop haben... Diablo z.B. (ok mehr Action-Adventure) hat das gut vorgemacht...
Ich finde man könnte sich schon als Entwickler mehr Gedanken machen, wie es möglich wäre einen Multiplayer in Games zu integrieren.
Ich gebe dir recht, das es Games gibt wo es fehl am Platz ist aber ich gebe auch meinen "<Review-Kollegen" recht, dass es oft negativ zu beurtilen ist, dass einfach gar kein MP gebracht wird...
bloodhunter Mo, 07.06.2010, 15:33 Uhr
Also mir gefällt das Spiel bisher ganz gut! Ist nen gutes Review, aber warum beschwert man sich das kein Multiplayer Modus dabei ist? Es ist halt nen Rollenspiel und ich hab noch nie nen Rollenspiel mit Multiplayer gesehen, ausser wenn es direkt auf Multiplayer wie Sacred aufgebaut ist.
Das Fällt mir aber oft bei euch auf, das ihr euch beschwert, das kein MP vorhanden ist, obwohl nen MP fehl am platz wäre. Beispielweise Bayonetta, da habt ihr sogar als Contra drinne stehen Kein Multiplayer.. Wäre nen MP so übertrieben fehl am platz.
Aber ansonsten gutes Review und ich kann die Wertung zustimmen!