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Der Erfolg der Sherlock-Holmes-Spiele hat gezeigt: Auch langsame Point-and-Click Spiele mit Detektiven können auf der Xbox erfolgreich sein. Nun möchte man mit Agatha Christie: The ABC Murders auf diesen Zug aufspringen. Wer die Abenteuer von Hercule Poirot kennt, freut sich und wir haben auf dieses etwas ruhigere Xbox-One-Spiel einen Blick geworfen…

Die Parallelen zu Sherlock Holmes sind unverkennbar

Da Sherlock Holmes zuerst auf der Xbox zu sehen war und es sich ebenfalls um ein Abenteuerspiel mit einem Dekektiv als Hauptcharakter handelt, sind wir beinahe gezwungen ihn als Vergleich heranzuziehen (wir haben für die Xbox One bereits Sherlock Holmes: Chrimes & Punishments getestet). Sherlock Holmes ist tatsächlich als Charakter auch bekannter. Aber mit Hercule Poirot von Agatha Christie steht Sir Arthur Conan Doyles Privatdetektiv ein würdiger Konkurrent entgegen. Hercule Poirot ist ein Belgier, der bei Scotland Yard arbeitet, zeitlich spielen die Geschichten um 1930. Holmes ist Privatdetektiv und arbeitet mit Scotland Yard zusammen, die Geschichten spielen hier am Ende des 19 Jahrhunderts. Das bedeutet, dass Poirot bereits mit Autos umherfährt und schon über fortgeschrittene forensische Mittel verfügt, während Holmes in Kutschen steigt und sein eigenes Chemielabor zuhause hat.

Agatha Christie: The ABC MurdersWas für Holmes der kleine Watson ist, ist für Poirot sein Arthur Hastings. Der Adlatus ist ein wenig begriffsstutzig, macht dies aber durch Treue und Loyalität wieder wett. Er ist wie ein kleiner netter Hund, der immer hinterherdackelt. Nicht wahr Hastings? Ja… Wer ist ein guter Hastings, wer ist ein guter Hastings?

Ähem… Soweit die Parallelen zur Story… Aber lasst uns jetzt mal auf das Gameplay blicken und auch mal mit einem unabhängigeren Auge.

Ego-Punkte sammeln: Mit Vergnügen!

Das Spiel dreht sich voll und ganz um Hercule Poirot, dessen besondere Art von Anfang an heraussticht. Er kann Charaktere beobachten und kommentiert dies immer sehr unterhaltsam. Sein belgisch/französischer Akzent kann einem zwar öfter mal auf den Keks gehen, aber damit muss man sich abfinden. Wenigstens die anderen Charaktere sind wahre Briten. Cheerio!

Agatha Christie: The ABC MurdersIndem ihr Poirot kontrolliert müsst ihr einerseits den Fall lösen und könnt aber andererseits immer Ego-Punkte verdienen. Dies hat keinen direkten Einfluss auf den Ausgang des Spiels, sondern wird letzten Endes nur zu einer Art „Highscore“ führen. Wie sammelt ihr Ego-Punkte? Das einfachste ist, ihr trefft die richtige Entscheidung beim Lösen des Falls. Sei es für gewitzte Antworten in Gesprächen mit Zeugen, sei es beim Finden eines zusätzlichen Hinweises oder auch durch das Lösen von kleinen Minirätseln, die nicht direkt zum Fall beitragen. Oder aber… ihr schaut in den Spiegel. Ja, unser Poirot ist so selbstverliebt, dass das Schauen in den Spiegeln und das Zupfen am Schnurrbart Egopunkte einbringt. Hach ja… wie einfach kann manchmal doch die Selbstbestätigung sein.

Langsames, steriles Gameplay

Leider ist das Spiel aber tatsächlich so langsam, wie es eine Literatur-Versoftung andeuten lässt. Anders als bei Sherlock Holmes ist bei dem Agatha Christie Spiel tatsächlich keine Action zu finden. Kein Stress, keine abrupte Wendung, alles sehr ruhig, entspannt, englisch halt. Kein amerikanischer Hollywood-Streifen, sondern Tea-Time. Immer wieder… Oh dear.

Dies ist per se eigentlich nichts Negatives, aber das Gameplay wirkt auch steril, weil es auch unglaublich linear ist. Man fühlt sich nicht wirklich wie ein Ermittler, sondern wie ein Alles-Anklicker. Und da es auch relativ simpel und einfach ist, alles zu finden, findet man dann auch alles. Einfach den Cursor überall hinbewegen und gut ist. Da wo eine Interaktion möglich ist, ist auch etwas zu finden.

Außerdem gibt es keine Freiheit, was das Kundschaften angeht. Das Spiel bleibt stets auf einen kleinen Ort beschränkt, man kann nicht frei reisen und es geht erst weiter, wenn man die nötigen Hinweise gefunden hat. Man kommt sich einfach nicht als Detektiv vor; die gefundenen Ergebnisse wirken nicht wie selbst ermittelt, sondern einfach nur nötig, um die Story voranzutreiben. Das ist schade, so entsteht eine etwas langweilige Spielatmosphäre.

Ich entdecke und kläre auf…

Agatha Christie: The ABC MurdersAbgebrüht und reserviert… Hercule Poirot ist stets kühl beim Analysieren von Details. Ob er jetzt eine Leiche vor sich hat, oder gerade an einem Grammophon arbeitet, seine lässig monotone Art alles zu analysieren spiegelt die Atmosphäre des Spiels ganz gut wider. Denn es gibt wenig Spiele, die so langsam sind, wie die ABC Murders und obwohl von Morden die Rede ist, von einem Killer, der allem Anschein nach die Opfer ihrer Anfangsbuchstaben der Namen nach auswählt, bleibt das Spiel locker und entspannt. Es ist nie aufregend und noch nicht einmal wirklich spannend. Das liegt tatsächlich am Spieltempo, welches einfach so drastisch reduziert ist, dass selbst das Lösen der Fälle langsam ist. Es gibt keine Überraschung und die Schlussfolgerungen von Poirot wirken so eindeutig, dass es lächerlich ist. Da stehen ein Mikrofon, ein Metronom und ein Notenständer. Warum muss man erst alles genau analysieren um festzustellen: Hm, da hat wohl jemand gerne gesungen!

Aber aller Ironie zu Trotz: Die Geschichte ist und bleibt interessant und mir persönlich macht es auch trotz langsamem Spieltempo und ein paar langweiligen Stellen Spaß. Es ist einfach eine gute Abwechslung zwischen der Hektik sonstiger Spiele. Einfach alles anklicken und sich alles ansehen.

Grafischer und soundtechnischer Eindruck

Wer die Screenshots und Videos gesehen hat sieht: Das Spiel ist nicht der Gafikhammer. Sicherlich hat der Cell-Shading-Look etwas für sich und die Umgebungen und Charaktere sind nett designt. Aber das Problem bleibt bestehen, dass alles zu statisch ist. Es fehlt eine dynamische Umgebung, eine mit der ich interagieren kann! So sieht alles wie dahingeklebt aus und die einzigen Dinge, die sich im Bild bewegen sind Poirot und Hastings. Fast schon wie ein Stillleben!

Außerdem wirken die Animationen von verschiedenen Charakteren, so z.B. von einer aufgebrachten Zeugin, so lächerlich erbärmlich, dass von einer packenden Atmosphäre überhaupt nicht die Rede sein kann. Wie ein Roboter werden die Arme in die Luft bewegt und die Synchronsprecherin sagt monoton: „Ohje. Was für eine schlimme Sache, dieser Mord.“

Auch die Musik ist nicht so prickelnd. Es gibt einen ganz banalen Soundtrack, der fast immer läuft. Diese ganz sanfte, in Anführungszeichen „spannende“ Musik langweilt aber eher, als dass sie aufmuntert. Aber gut, das Spiel ist allgemein sehr langsam, da kann die Musik nicht voller Action sein. Aber mehr Abwechslung hätte dann doch gutgetan.

Fazit

Das erste Agatha Christie Spiel für die Xbox One, die ABC Murders, schlägt sich wacker, kommt aber bei weitem nicht an die Konkurrenz wie Sherlock Holmes ran. Das Spielprinzip ist nicht neu und deswegen nicht beeindruckend. Schade ist einfach, dass das Spieltempo derart langsam und das Gameplay an sich sehr linear und vorgegeben ist. Man fühlt sich einfach nicht wie der Detektiv, wie der Ermittler, der den Mord aufdeckt. Man fühlt sich einfach wie in einer Geschichte, in der man alles nach und nach erfährt – zwangsweise. Hinzu kommt ein mittelmäßiger technischer Eindruck, obwohl das Spiel eine recht gute Synchronisation hat.

Die ABC Murders bleiben interessant für alle Fans von Detektiv-Spielen, weil es einfach eine nette Abwechslung aus dem hektischen Alltag von z.B. Shootergames ist. Alles in allem bietet das Spiel aber nicht sonderlich viel abseits von seiner Story und ist somit wahrscheinlich schnell wieder vergessen. Wir hoffen aber, dass weitere Agatha Christie Romane ihren Weg auf die Xbox finden und dann vielleicht etwas abwechslungsreicher gestaltet werden!


Bewertung

Pro

  • Interessante Story
  • 1930er Flair
  • Ruhiges Gameplay
  • Im Pausenmenü ist immer Hilfe verfügbar

Contra

  • Sehr steriles, geradliniges Gameplay
  • Technisch wirkt es veraltet
  • Langweilige Ermittlungen
  • Außerhalb der Story nichts zu tun

Story 9 von 10
9/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Abwechslung 4 von 10
4/10
Grafik 6 von 10
6/10
Sound 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spannung 4 von 10
4/10
7

4 Kommentare

XBU Philippe Mo, 08.02.2016, 19:01 Uhr

Jetzt mit Video-Review und viel langweiligem Gameplay :smt003

Liutasil Mo, 08.02.2016, 13:25 Uhr

Und das ganze für 40 Tacken. Was ne Unverschämtheit. ;)

XBU FloNÄ Mo, 08.02.2016, 12:51 Uhr

Klingt allerdings ziemlich langweilig.
Schade, ein gutes Point-and-Click spiele ich doch gern mal.

LaVolpe Sa, 06.02.2016, 22:39 Uhr

wäre mir jetzt ehrlich gesagt zu langweilig :-k