
Call of James Bond?
Wer sich die den ersten Missionen annimmt und mit der Steuerung vertraut macht, der wird diverse Parallelen zu einem Call of Duty-Shooter feststellen. Dies trifft neben der Steuerung auch auf einzelne Grafikelemente zu - allerdings handelt es sich dabei nicht gerade um das aktuellste Call of Duty Abenteuer. Die Level sind alle recht schlauchartig aufgebaut und bieten wenige Möglichkeiten, bewusst taktisch vorzugehen. So kann James Bond zwar seine Gegner umgehen und sie von hinten lautlos außer Gefecht setzen, aber in den meisten Szenen mutiert das Abenteuer zu einem reinen Shooter. Das alleine wäre durchaus noch zu ertragen, wenn man jedoch als James Bond-Fan bereits in der ersten Goldfinger Mission das Augenrollen bekommt, weil Fort Knox nun gestürmt wird und James Bond dabei von einer Horde aktuell militärisch ausgestatteter NCPs unterstützt wird. Dann sieht das nicht nur aus wie Call of James Bond - es spielt sich auch so.
Da helfen dann auch einzelne kurze Sequenzen nicht, diese Spielmechanik auszuhebeln, indem mit dem o.g. Hightech Smartphone elektronische Schlösser geknackt werden, diverse Fingerabdrücke gesucht oder chemische Substanzen in der Umwelt sichtbar gemacht werden. Zumal diese kleinen Elemente nur wie Minispielchen wirken. So wird ein Schloss geknackt, indem man den LT und RT Trigger passend zum Lauf auf dem Bildschirm eindrückt. Auch sonst fehlt es an direkter Abwechslung. Zwar können Erfahrungspunkte, die im Spiel erlangt werden, für Waffenaufsätze und Verbesserungen an Versorgungsstationen eingesetzt werden, aber notwendig wäre es zumindest theoretisch nicht. Aufpassen sollte man im Spiel jedoch immer, den das Spiel wird häufiger - insbesondere in Kampf- und Actionsequenzen - von Quick Time Events unterbrochen. Schade nur, dass diese nicht wirklich abwechslungsreich gestaltet sind. So ist bereits der dritte Boxkampf eher als langweilig anzusehen.
Licht und Schatten!
Technisch wirkt 007 Legends sehr merkwürdig und lässt durchaus die Frage zu, wer dieses Spiel von den Lizenznehmern abgenommen hat. So wurde im Spiel ausschließlich Originalmusik verwendet, was zumindest den Ohren etwas schmeichelt. Die Protagonisten sind für gewöhnlich mit einem sehr hohen Widererkennungswert, wirken aber leider sehr wachsartig und steif im Gesicht sowie in den Bewegungen. Emotionen gehen dabei gerne mal unter - wobei, hat ein James Bond Emotionen - oder regt sich da nur etwas unterhalb der Hüfte?
Das Gesamte Spiellayout und die Umgebungen wirken viel zu bunt und schrill. Sie passen vielerorts überhaupt nicht zur Atmosphäre oder zur Episode und auch von ausgefallenem Leveldesign kann man an den wenigsten Stellen sprechen. Hier sei nur die Rennerei von A nach B - was übrigens euer häufigster Auftrag ist - in Fort Knox zu nennen. Kurz und knapp: Die Engine liefert nicht gerade zeitgemäße Bilder. Offensichtlich hat Eurocom die Golden Eye Reloaded Engine nur ein wenig aufgebohrt, aber nicht für wahre Verbesserungen gesorgt. Hier gefiel mir der Ansatz von Quantum Trost unter der Verwendung der damaligen Engine um einiges besser.
Nutze die Challenge!
Neben dem Singleplayer-Abenteuer, welches euch etwa vier bis fünf Stunden beschäftigt (ohne den Skyfall DLC), erwartet euch noch ein spezieller Modus "Herausforderungen". Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die Singleplayer Level, die mit besonderen Zielen versehen wurden. So gilt es, innerhalb einer gesetzten Zeit ein Areal zu verlassen oder es zu verteidigen. Die insgesamt zehn Missionen werden nach und nach frei geschaltet und ihr erhaltet nach dem Abschluss maximal eine Fünf Sterne-Wertung für die Mission. Leider erreichen die Herausforderrungen nicht die Qualität wie man sie z.B. von den Spezialeinsätzen aus dem aktuellen Call of Duty: Modern Warfare 3 kennt.
Wer sich lieber mit menschlichen Gegnern messen will, der kann den ebenfalls enthaltenen Mehrspielermodus ausprobieren. Allzu viel sollte man jedoch nicht erwarten. Einige Spielsession zeigten, dass sich nicht für alle verfügbaren Spielmodi ausreichend Mitspieler finden lassen und auch sonst wirkt der Mehrspielermodus eher wie aus OldGen-Zeiten. Ungenaues Zielsystem, schlechte Trefferrückmeldung sowie langsame Bewegungen und langsames Gameplay werden Shooterfans wohl kaum vom Hocker reißen. Kurz über lang werden sich hier wohl nur noch die Fans des Goldeneye Remakes wieder finden, da sie so endlich neue Mehrspielerkarten bekommen.
Fazit
Ein echter Scherbenhaufen, der den James Bond Fans da passend zum Start eines tollen neuen Abenteuers zu Füssen gelegt wird.
Über vieler der technischen Mängel wie nicht perfekter Grafik oder auch dem Smartphone, welches in allen Epochen verfügbar wäre, könnte man hinwegsehen, wenn der Spielspass an vorderster Front stehen würde. Das ist den Entwickler von Eurocom jedoch in kleinster Weise gelungen.
Die Erzählstruktur ist völlig ohne roten Faden und fühlt es sich jedes mal an wie einfach nur hineingeworfen. Man schafft es einfach nicht, sich mit "seinem" James Bond zu verbinden.
Dann kommen alle Aspekte eines James Bond eigentlich überall zu kurz und letztlich spielt man in einer reinen Ballerorgie sich von Punkt A nach Punkt B - macht irgendwas Notwendiges, rundet es mit einem QuickTime Event ab und erlangt noch nicht einmal Zufriedenheit, wenn die Mission abgeschlossen ist. Leider ist das Spiel durchgefallen auf gesamter Linie.
Bewertung
Pro
- Gute Shootermechanik
- Protagonisten mit hohem Erkennungswert
- Toller Soundtrack
Contra
- Schlauchartige Levels
- Ballern - Ballern - Ballern
- Mangelnde Erzählstruktur
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