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Pleiten, Pech und Pannen ... unter diesem Motto stand der 2014 als Rainbow Six: Patriots angekündigte Taktik-Shooter von Ubisoft. Die Ankündigung keine Singleplayer-Kampagne zu liefern, peinliche Pannen bei Preview-Events und einige nur holprig laufende Beta-Tests später veröffentlicht Ubisoft den Titel als Rainbow Six Siege. Hat Ubisoft aus den letzten Monaten gelernt, oder bekommen wir das was viele auf Grund der Vorgeschichte erwarten? Um diese Fragen zu klären versuchen wir euch mit unserem Review direkt in das Geschehen von Rainbow Six Siege zu entführen.

Stille, wenige Meter entfernt von uns kauert der Kamerad. Genauso nervös um sich schauend und in die Stille hineinhorchend wie wir. Die anderen drei Teamkollegen tuen es uns gleich. Plötzlich Schritte auf der Fensterseite des Raumes, dann wieder Stille. Kurz darauf zischt es auf der endgegengesetzten Seite des Raums. Fast zeitgleich werden die Barrikaden an den Fenstern weggesprengt und eine Sprengladung zerfetzt die Rückwand des Raums. Die Hölle bricht los, als auch noch eine Blendgranate in den Raum fliegt. Wir schaffen es uns leicht abzuwenden und haben somit immerhin noch einen verschwommenen Blick auf die fünf von beiden Seiten in den Raum eindringenden Spezialkräfte. Jeder der etwas sieht feuert und nur wenige Momente später herrscht wieder totenstille. Zwei unserer Kollegen machen sich auf die Jagd nach dem letzten Angreifer und wir sichern die Geisel. Drei entfernt hallende Schüsse später ist die Runde mit einem Sieg für uns beendet.

Ubisoft traut sich was ...

So, oder so ähnlich laufen - je nach Können und Teamplay - viele Runde in Rainbow Six Siege ab. Denn das Herzstück des Spiels sind die sehr atmosphärischen Zweikämpfe zwischen Angreifern und Verteidigern. In denen das eine Team versucht, eine Geisel, zwei Bomben oder einen Gefahrengut-Container vor dem Zugriff durch die Angreifer zu sichern. Auf 10 Karten inszeniert Ubisoft dabei einen kompromisslosen Taktik-Team-Shooter, der auf Konsolen seines Gleichen sucht. Während sich die aktuelle Shooter-Konkurrenz durch Zugänglichkeit und actionreiche, imposante Inszenierung zu übertreffen versucht, geht Ubisoft einen ganz anderen Weg. Im Kerngedanken versucht man eine Shooter Ikone weiterzuentwickeln. Die Rede ist von Valves Counter Strike. Zwar macht auch Rainbow Six einige Zugeständnisse, insbesondere im Waffenverhalten, gegenüber dem Hardcore Taktik-Shooter, doch was dem Spiel hier an Anspruch verloren geht, das holt man direkt durch eine neue taktische Ebene wieder herein. Gemeint sind die zerstörbaren Umgebungen. In Kombination mit den zehn freischaltbaren Operatoren - sie heißen in Rainbow Six Siege die Charakterklassen - pro Seite. Mit dieser Kombination schafft Ubisoft eine Spieltiefe, die Konsolenspieler schon länger nicht mehr gesehen haben dürften.

Das hat den netten Nebeneffekt, dass Aim-Starke Freizeit-Rambos in diesem Spiel nicht dominieren und die Gegner mit Killstreaks und Power-Ups in Grund und Boden stampfen. Nein, in der Regel zerschellen ihre Ambitionen schon beim ersten Alleingang an dem Kreuzfeuer der nur müde lächelnden Gegner.

Zwischen Heimwerker und Abrisstrupp

Zwar haben wir schon verraten, dass die Kombination aus zerstörbarer Umgebung und den verschiedenen Charakterklassen den Charm und die Komplexität ausmacht, doch was genau meinen wir damit. Noch vor dem eigentlichen Rundenstart haben die Verteidiger ein wenig Zeit ihren Standort mit Barrikaden vor Fenstern und Türen zu sichern, oder Wände zu verstärken, um den Durchbruch an dieser Stelle zu erschweren. Hinzu kommen Gadgets wie Mobile Schilde, Stacheldraht und Charakterklassenspezifische Gadgets. Ein Verteidiger kann Zugänge mit Sprengfallen sichern, der nächste kann Stacheldraht und auch Wandverstärkungen unter Strom setzen. Im Gegenzug haben aber auch die Angreifer ihre Tricks. Während die Verteidiger noch fleißig am werkeln sind, versuchen sie mit ihren Drohen das Objective aufzuspüren und die unmittelbare Umgebung möglichst gut zu erkunden um auf Fallen o.ä. vorbereitet zu sein. Das können die Verteidiger natürlich unterbinden indem sie die Drohnen zerschießen. Bei erstürmen den Raums lässt Ubisoft die Offensive aber auch keines Wegs alleine. So kann die FBI Dame Ash einen Bohr-/Sprengkopf abschießend, der sich in eine zu durchbrechende Oberfläche bohrt und kurz darauf explodiert. Hinzu kommen Kollegen mit Schildern, hinter welchen ihr euch verstecken könnt u.v.m. All diese Klassen sind toll in das Spiel integriert und keine Klasse ist wirklich übermächtig. Es kommt immer darauf an, dass die Teamkomposition stimmt, um ein optimales Zusammenspiel zu ermöglichen.

Vollpreis + XEUR ?

Die verschiedenen Operators müssen wahlweise mit einer von zwei Ingame Währungen freigeschaltet werden. Die eine erspielt ihr, die andere kann käuflich erworben werden. Dabei hatten wir im Spiel immer das Gefühl, das der Spieler ein wenig zum Kauf getrieben werden soll, denn die erspielbare Währung tröpfelt doch nur sehr gemächlich auf euer Konto, sofern ihr nicht einen Boost mittels der gekauften Währung erstanden habt.

Zwar kommt ihr zu Beginn noch recht schnell an einen der 20 Operatoren, doch die Kosten steigen mit jedem Operator, den ihr in einer von fünf Spezialeinheiten freischaltet. Während der ersten als 500 Einheiten der erzielbaren Währung kostet, müsst ihr für den Vierten schon 2000 Einheiten berappen. Hinzu kommen noch Aufsätze für die 1-3 Haupt- und 1-2 Nebenwaffen, des Operators.

Zwar ist es gut, dass der langsame Geldfluss euch so auch dazu zwingt, euch mit dem freigeschalteten Operator zu beschäftigen, doch kann es Online hin und wieder dazu führen, dass ihr auch den Standard-Krieger, den Rekruten ohne spezielle Fähigkeit oder spezielles Gadget zurückgreifen müsst. Dadurch geht eurem Team mindestens eine taktische Option flöten. In der Regel noch besser als einen Kameraden zu haben, der seinen neuen Operator zum ersten Mal spielt. Diese Spieler helfen dem Team in der Regel gar nicht und sind genauso unnütz wie die Möglichkeit die Waffen mit unpassenden Skins zu ,,verschönern". Diese Skins können sowohl mit dem erspielbaren Ansehen als auch mit dem kaufbaren RS-Credits bezahlt werden.

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Fazit

Rainbow Six Siege ist kein Spiel für Solisten, Rainbow Six Siege ist kein Spiel für Casual-Gamer und vor allem ist Rainbow Six Siege kein Spiel für Freizeitrambos.

Rainbow Six Siege ist ein waschechter Taktikshooter, der den primären Fokus auf Teamplay legt. Dabei bekommen Spieler mit der nötigen Geduld und Einarbeitungszeit ein derzeit einzigartiges Spielerlebnis mit großartiger Spieltiefe, die ihresgleichen sucht.

Trotz der Schwächen in Sachen Umfang und der fehlenden Kampagne liefert Ubisoft hier ein klasse Spiel. Der Preis ist derzeit für den gebotenen Umfang noch etwas happig, sollte Ubisoft sein Versprechen, kostenlos Karten nachzuliefern, jedoch in angemessenem Umfang nachkommen, dann kann dieses Spiel mit seiner Vielfalt zumindest mich auch noch in mehreren Monaten immer wieder zu ein paar Runden verführen.

Für die kompromisslose Umsetzung des Teamplay-Gedankens und die somit geschaffenen Spieltiefe verleihen wir dem Taktikshooter Rainbow Six Siege unseren XBoxUser Special Award.


Bewertung

Pro

  • Koop-Szenarien als nette Dreingabe
  • klasse Sound als Gameplayelement
  • sehr gutes Balancing
  • sehr gutes Mapdesign
  • taktische Vielfalt durch Umgebung und Operatoren
  • Kompromisslose, taktische Teamgefechte

Contra

  • Langsames Sammeln von Ingame Währung ...
  • ... dadurch aufdringliche Mikrotransaktionen
  • Effektiv nur ein Multiplayermodus
  • Nahezu keine Singleplayerinhalte
  • Schlechte KI

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award

12 Kommentare

TheGreenChris Do, 17.12.2015, 10:37 Uhr

XBU Zwobby schrieb:
...

Witzigerweise habe ich diese Probleme NICHT bei der Terroristenjagd, es scheint also eher Probleme zu geben ein gegnerisches Team zu finden als das eigene

Das scheint total random zu sein. Ich habe - wie ich nun festgestellt habe - nämlich deutlich größere Probleme mit dem Modus Terroristenjagd :smt003

Aus jedem zweiten Spiel fliege ich noch vor Matchbeginn raus ...

XBU Philippe Mi, 16.12.2015, 21:23 Uhr

Oooooh... wie ist das schön. Immer mehr Spiele bringen es unfertig auf den Markt. Ich find's mittlerweile ja schon erstaunlich, wenn ein Spiel von Anfang an läuft. -_-

XBU Zwobby Mi, 16.12.2015, 20:27 Uhr

Es ist merkwürdig, entweder man hat Probleme und zwar massiv oder es läuft sehr gut, ich habe auch glaube ich an die 30 Stunden un gehöre leider zur ersten Gruppe und witzigerweise gerate ich immer an Leute bei denen das auch so schlimm ist, das scheint sich dann zu multiplizieren.

Ich hoffe die Server-Arbeiten ändern das, ich erinnere mich nur zu gut an Brink.

Witzigerweise habe ich diese Probleme NICHT bei der Terroristenjagd, es scheint also eher Probleme zu geben ein gegnerisches Team zu finden als das eigene

Klimbim Mi, 16.12.2015, 18:47 Uhr

Also ich persönlich hatte bisher so gut wie gar keine Probleme mit dem Spiel. Vielleicht zwei oder dreimal aus einem Spiel geflogen und ab und zu dauert es etwas länger ein Spiel zu finden. Aber alles noch im Rahmen.

Für Freitag Abend steht ja ein einstündiges Serverupdate an, evtl beheben sie ja da die kleinen Fehler.

TheGreenChris Mi, 16.12.2015, 10:00 Uhr

Gestern hatte ich nun erstmals auch massive Probleme. Jeder zweite Versuch in ein Spiel zu kommen lief ins leere ...

Hoffen wir mal, dass die Serverwartungen heute das Erlebnis etwas verbessern/stabilisieren. Ansonsten müsste man wohl doch nochmal über eine Abwertung des Titels in der Kategorie MP nachdenken. So geht das nämlich gar nicht.

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