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Landratten aufgepasst, hier kommen die Seeratten! Ein weiteres Indie-Metroidvania-Game, die es heutzutage wie Sand am Meer gibt. Curse of the Sea Rats reiht sich hier ein und stützt sich auf Metroidvania-Mechaniken und andere Merkmale des Genres, dies mit einem charmanten, handgezeichneten Äußeren. Allerdings bietet das Spiel abseits seiner wunderschönen Präsentation und ansonsten soliden Grundlagen nicht wirklich etwas wirklich Neues, um das Genre voranzutreiben. Dazu mehr in unserem Review.

Gemischte Gefühle am Anfang

Der Fluch der Seeratten spielt an der irischen Küste während der Seefahrerära des Britischen Empires und beginnt damit, dass eine bunt zusammengewürfelte Mannschaft von Matrosen und Piraten von der Piratenhexe Flora Burn mit einem Fluch belegt wird, der sie in eine Reihe von Nagetieren und anderen Kreaturen verwandelt. Um den Fluch rückgängig zu machen, muss das Quartett gegen Nagetierpiraten kämpfen und es mit monströsen Bossen aufnehmen, um Flora aufzuspüren und den Fluch rückgängig zu machen.

Das erste, was einem bei Curse of the Sea Rats sofort auffällt, ist die Qualität der Grafiken und Animationen. Die Charaktere in Curse of the Sea Rats erinnern an einen dieser Animationsfilme aus den 1980er Jahren (z.B. Feivel, der Mauswanderer) und strotzen nur so vor künstlerischem Flair und ausdrucksstarkem Design. Es ist einfach schade, dass die Umgebungen, die vergleichsweise detailarm und spärlich sind, nicht mit dem Kaliber der verschiedenen Persönlichkeiten mithalten können, die sich in ihnen bewegen. Das Leveldesign wirkt manchmal etwas karg. Auch die pixeligen, niedrig aufgelösten Videosequenzen sind nicht gerade hilfreich, und insbesondere das Einführungsvideo nimmt den Charakterdesigns von Anfang an etwas von ihrem Glanz. Darüber hinaus kann die Sprachausgabe, auch wenn sie im Großen und Ganzen sehr gut ist, manchmal in eine lächerliche Dramatik abdriften und somit weniger ausgefeilt wirken, als sie tatsächlich ist.

Solides Gameplay mit Erkundung

Curse of the Sea Rats bietet den Spielern vier sehr unterschiedliche Nagetierkrieger zur Auswahl, jeder mit seinen eigenen Werten, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Während die Möglichkeit, verschiedene Charaktere zu wählen, aus Sicht des Spielstils großartig ist, ist es ärgerlich, dass man nicht wirklich erfährt, was die Unterschiede zwischen den einzelnen Kriegern sind, bis man einen zum Spielen auswählt. Man kann zwar am nächsten Kontrollpunkt zwischen den Nagetierkriegern wechseln, aber dass man diese Informationen nicht im Voraus erhält, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ist irgendwie störend – vor allem, wenn man im Multiplayer sich absprechen möchte.

Wenn man erst einmal im Spiel ist, wird klar, dass Curse of the Sea Rats die Grundlagen des Metroidvania-Genres ziemlich gut beherrscht. Die Jump’n-Run-Elemente und das Springen von Plattform zu Plattform funktioniert recht zuverlässig und unser ungestümer Nager springt mit Leichtigkeit von Oberfläche zu Oberfläche. Auch die Kämpfe sind ziemlich flott, und unser pelziger Held kann mit allen möglichen Kombinationen, Konter, magischen Angriffen (die durch das Bekämpfen von Feinden wieder aufgefüllt werden können) und vielem mehr wütend zuschlagen. Und ja, da es sich um einen Metroidvania-Titel handelt, kannst man davon ausgehen, dass es eine ganze Menge Backtracking betreiben darf, um neue Fähigkeiten und Power-Ups zu bekommen, die es einem ermöglichen, zuvor unzugängliche Orte zu erreichen.

Apropos Erkundung: In Curse of the Sea Rats finden sich auch viele der für Metroidvania-Spiele typischen Elemente wie Schnellreisepunkte (die man mit Erfahrungspunkten bezahlen muss, um sie freizuschalten) und eine Karte, auf der man sehen kann, wo man schon war und wohin man als Nächstes gehen muss. Wo Curse of the Sea Rats ein wenig stolpert, ist die Karte selbst, die einem nicht so viele Informationen gibt, wie man vielleicht braucht. Sicher, sie zeigt euch den Grundriss der Welt, aber es gibt keine Legende, die euch sagt, was die verschiedenen Symbole auf der Karte bedeuten. Auch dies ist, ähnlich wie das Fehlen von Details zu den vier Charakteren, ein merkwürdiges Versäumnis, nicht zuletzt, weil es so offensichtlich erscheint, dass es überhaupt vorhanden ist.

Was den Fortschritt angeht, so hat jeder Charakter seinen eigenen Skilltree, in dem man Erfahrungspunkte in verschiedene Fähigkeiten, Stärkungszauber und Fertigkeiten investieren kann, z.B. in zusätzlichen Schaden, kritische Trefferchance, die Möglichkeit, mehr als einen Zauber abzufeuern und so weiter. Das ist zwar nichts besonders Neues, aber das Fortschrittssystem bietet dennoch einen großen Anreiz, weiterhin Feinde zu besiegen, Truhen zu plündern und Geheimnisse zu lüften. Allerdings kann das Grinden alleine recht anstrengend sein, denn das Spiel ist ein Einzelspieler recht schwer – selbst kleine Gegner können einen recht schnell töten, wenn man nicht aufpasst. Spielt man lokal im Co-Op kann man sich, ähnlich wie bei Cuphead, gegenseitig noch retten; das macht das Ganze deutliche einfacher und unterhaltsamer. Allerdings bleibt der Umfang mäßig: Mit etwas zwischen 12 und 15 Stunden Spielzeit ist Curse of the Sea Rats keines der längsten Metroidvania-Games.

Fazit

Curse of the Sea Rats ist ein durchaus gelungenes Metroidvania-Spiel. Die handgezeichnete Grafik ist größtenteils wunderschön und die Kämpfe, sowie die Jump'n'Run Elemente sind gut umgesetzt und letztlich befriedigend. In Verbindung mit dem Fehlen einiger merkwürdiger Features (wie einer Charaktereinführung oder einer Legende für die Weltkarte), einem allgemeinen Mangel an Politur und dem Fehlen jeglicher größeren Ambitionen kämpft Curse of the Sea Rats jedoch darum, sich in einem zunehmend konkurrierenden Genre voller Spitzenleistungen zu behaupten. Wer aber generell das Genre mag und dem die Grafik zusagt, bekommt hier dennoch ein sehr ausgereiftes Spiel und kann getrost zugreifen.


Bewertung

Pro

  • Handgezeichnete Grafiken
  • Abwechslungsreiches Gameplay
  • Cooles Setting
  • Unterhaltsamer Co-Op

Contra

  • Story rückt stark in den Hintergrund
  • Karte ohne Legende
  • Alleine recht Grind-intensiv
  • Im Genre nichts "Neues"

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 7 von 10
7/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Umfang 6 von 10
6/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
7

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