
Auch für den ersten militärischen Shooter für Kinect war die Werbung gut. In die Haut des größten privaten Militärunternehmen der Vereinigten Staaten, Blackwater (heute: Xe Services), steigen und in Kinect ein furioses Shooter-Erlebnis genießen? So zumindest propagiert sich das Spiel. Wir haben uns den, mittlerweile nur optional Kinect-unterstützten, Titel angeschaut und verraten euch in unserem Review, wie die Kinect- und wie die Controllersteuerung klappt.
Kinect (eigentlich) erfordert
Zwar steht mittlerweile auf dem Cover nur noch ,,Kinect-Sensor empfohlen", allerdings macht das Spiel ohne Kinect nicht viel Sinn. Warum man sich schlussendlich dazu entschlossen hat, doch eine Controller-Unterstützung einzubringen, scheint uns nicht klar - dazu aber später mehr.
Erst einmal den Kinect-Sensor eingestellt und wild rumgefuchtelt! Das Spiel beginnt schnell und ohne Blick in das Handbuch seid ihr ein wenig aufgeschmissen, denn ein Tutorial oder Erklärungen gibt es keine (unserem Testmuster lag keins anbei - wir haben uns die Steuerung selbst erschließen müssen...). Nunja - schwer ist es auch nicht. Blackwater spielt sich wie ein alter Arcade-Shooter. Bewegungen gibt es nicht; ihr bewegt euch automatisch von einem stationären Checkpoint zum nächsten. Eure Figur (First-Person) könnt ihr lediglich hinter Deckung bewegen. Neigt euch nach rechts: Figur neigt sich nach rechts. Das gleiche Spiel nach links. Außerdem könnt ihr euch noch ducken. Von der Bewegung her war's das auch schon. (In manchen Spielabschnitten müsst ihr noch über Hindernisse springen oder Türen eintreten - das ist aber nur zwischen den wirklichen Shooter-Checkpoints.)
Geschossen wir mit dem rechten oder linken Arm. Wie? Einfach auf Gegner zielen - das reicht schon. Erfasst ihr beim (zugeben erstaunlich gut funktionierenden) Zielen einen Gegner, füllt sich, wie bei Kinect üblich, ein Kreis. Ist dieser voll (dauert circa 1-2 Sekunden) schießt ihr automatisch. Bleibt ihr nicht konstant auf dem Ziel, schießt ihr verständlicherweise daneben. Ihr ladet nicht automatisch nach: Um wieder frische Munition in euer Gewehr zu bringen, einmal die Hand nach unten bewegen. Eine Granate werft ihr mit der anderen Hand (zielen und die Hand nach vorne halten). Mehr gibt es eigentlich nicht zu beachten.
Wer hat Angst vorm arabischen Mann?
Die Story ist so profan wie durchgekaut. Ihr spielt in einem fiktiven, modernen Setting im Nahen Osten. Leider kann das Spiel nicht mit seiner Blackwater-Lizenz punkten und bietet sehr flache Dialoge, schlechte Untertitel und sehr wenig Atmosphäre. Besonders die fehlende Musik, die schwache Synchronisation und das fehlende Klangbild wirken teilweise befremdlich. Euer Trupp wird mit einer Explosion wachgerüttelt und muss sich erst einmal in Deckung begeben. Die Reaktionen euer Kameraden sind so komplett unauthentisch, dass man sich fragt, wer das Drehbuch geschrieben und wer die Stimmen synchronisiert hat (,,Oh, eine Explosion." ,,Schnell. In Deckung." - Stille...).
Aber auch grafisch ist das Spiel einfach nicht auf einem aktuellen Stand. Alles wirkt, wie vor 5-6 Jahren. Pixelige Häuser, kantige Figuren, matschige Texturen und relativ leere Umgebungen. Von interaktiver Umgebung ganz zu schweigen. Es gibt explodierende Fässer, bei denen ich mich immer frage: Warum stehen die eigentlich in Shooter immer neben Gegnern? Und warum stellen die sich eigentlich immer so dumm daneben - wohl wissend, dass dies das erste ist, auf was ich schieße? Gibt es darüberhinaus eine sich verändernde Umgebung? Fehlanzeige.
Fazit
Tut mir leid, aber da hat eigentlich nichts richtig geklappt. Die Idee ist natürlich gut: Ein Militärshooter für Kinect bringt den Bewegungssensor auch dem erwachsenerem Publikum näher. Doch die Umsetzung mit einseitigem, veraltetem Arcade-Gameplay, gepaart mit einer fürchterlich flachen Story und einer rückständigen Technik, sorgen in Blackwater mehr für Frustmomente, als für Spaßmomente.
Das Zielen mit Kinect funktioniert gut und ist im Ansatz auch okay - doch das Gameplay ist insgesamt einfach zu banal gestrickt. Das merkt man, sobald man einen Controller anschließt und damit spielt. Auch der ,,Multiplayer" (nacheinander einen Abschnitt spielen) rettet da nichts.
Blackwater wirkt wie ein unfertiges Spiel, das sicherlich davon profitiert hätte, wenn man noch ein Jahr daran entwickelt und mehr Möglichkeiten im Gameplay einprogrammiert hätte.
Bewertung
Pro
- Gutes Zielen möglich
- Erinnert an Arcade-Shooter von früher
- Erster Militärshooter für Kinect
Contra
- Kinect-Funktionen nicht ausgereizt
- Uninteressante Story, kurzer Spielumfang
- Technisch von gestern
- Multiplayer wenig unterhaltsam
1 Kommentar
Killergollum89 Mi, 16.11.2011, 22:02 Uhr
Interessanter Test zu einem interessanten Titel. Allerdings ist die Steuerung für einen Shooter über Kinect einfach noch zu rudimentär...