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Anfangs wurde nicht viel über das Spiel geredet, dann gab es einen plötzlichen Hype. Nicht, dass Atom Heart etwas konzeptuell Neues versprechen würde: Eine alternative Sci-Fi-Geschichte erzählt in Form eines Ego-Shooters mit viel Adventure – mit Skilltree und allem Drum und Dran. Wir haben uns das Spiel, was frisch im Game Pass ist, etwas genauer angeschaut und sagen euch, warum wir es für eher mittelmäßig halten, auch wenn es gute Spielelemente miteinander verbindet.

Ein Land über den Wolken… Bioshock: Atomic Heart

Achso, nein, das Spiel ist kein Untertitel zu Bioshock. Doch die Parallelen sind unverkennbar und auch nicht groß verheimlicht. Von der Story bis hin zur Ästhetik und dem Gameplay fühlt sich Atomic Heart wie ein Bioshock Infinite Klon an, der versucht die Story auf Russisch zu erzählen. Ein kurzer Überblick:

In der alternativen Geschichte von Atomic Heart setzt ein Wissenschaftler in den 1930er Jahren einen Roboterboom in Russland in Gang. In den 1950er Jahren wurde die Arbeiterklasse in der Sowjetunion abgeschafft und vollständig durch Roboter ersetzt, die durch ein Hive-Mind-Netzwerk namens Kollectiv 1.0 gesteuert werden. Das Spiel beginnt ein paar Jahre später, kurz vor der öffentlichen Enthüllung von Kollectiv 2.0, das allen Menschen den gleichen Zugang zum Hive-Mind ermöglicht, um Roboter über ein direkt mit dem Gehirn verbundenes Gedankengerät fernzusteuern und über große Entfernungen miteinander in Verbindung zu treten und Informationen auszutauschen. Im Grunde ist es das Internet, das in euer Gehirn eingesteckt wird und 24/7 zur Verfügung steht – soweit, so dystopisch.

 

Unser Hauptprotagonist, Major Sergei Nechaev wird beauftragt, eine Störung in einem wissenschaftlichen Forschungszentrum der Sowjetunion zu untersuchen. Dabei wird er von Charles unterstützt, einem intelligenten Handschuh, der dem Agenten eine Reihe von mit Polymeren gespeisten technologischen Fähigkeiten wie Elektroschock, Telekinese und Kryokinese verleiht und gleichzeitig den Erzähler für die Story übernimmt und ununterbrochen labert…

Die Story ist mehr als dystopisch und nimmt seinen Lauf, als die schnurrbärtigen Roboter sich plötzlich alle gegen die Menschen wenden und für Chaos und Tod sorgen. Alles – ja wirklich alles, erinnert an Bioshock Infinite, ist aber mit etwas weniger Finesse umgesetzt worden. Alles wirkt bekannt, etwas zu offensichtlich und gerade weil Bioshock so erfolgreich und bekannt war, wie eine simple Kopie. Selbst der große Plot Twist aus dem ersten Bioshock-Teil wurde ähnlich umgesetzt.

Nicht schlecht, aber unfokussiert und langatmig

Das Spiel beinhaltet etwas zu viele Aufgaben zum Holen von Gegenständen und diese basieren auf unverschämt verworrenen Schlüsselsystemen, die der Geschichte und den Räumen eine gewisse Künstlichkeit verleihen. Cool ist aber, dass neue Gegnertypen als Ergebnis einer Symbiose zwischen biotechnisch veränderten Pflanzen und menschlichen Leichen auftauchen. Die Toten beginnen zu sprechen... Audiotagebücher gibt es zuhauf zu entdecken. Witzig sind die Waffenlieferanten, die etwas unangenehm hörbar geil auf Ressourcen sind...

Doch fühlt sich alles irgendwie langatmig und ohne speziellen Fokus an. Vor allem der Anfang des Spiels erinnert vom Spielgefühl etwas an Bioshock, da es sehr Melee-lastig ist. Doch gerade dieser Melee-Kampf macht in Atomic Heart wenig Spaß, da man nur ausweichen, nicht blocken kann. Schnell werden Kämpfe gegen Roboter zu einem Tanz aus Schlag-Schlag-Ausweichen, Abwarten, und erneut das Ganze. Die Übersicht über seine Gegner zu behalten (in meist recht kleinen Räumen) ist ebenfalls nicht so leicht.

Leider wirkt alles sehr unfokussiert, zu viele abgekupferte Ideen treffen auf einen mehr als gewöhnungsbedürftigen, uninteressierten Hauptprotagonisten, Waffenkämpfe machen erst im späteren Spielverlauf Spaß, wenn die Munition weniger wichtig wird, ständig muss man irgendwelche Schlösser knacken, die Hauptmissionen sind schlauchartige, lineare Level die mit einer Art Open-World verbunden sind, bei der es aber nichts Großartiges zu entdecken gibt.

Natürlich macht das Ganze noch Spaß. Das Lootsystem ist innovativ – hier hält man einfach LB gedrückt und saugt aus der Umgebung und dem Mobiliar alles Mögliche an Metallteilen, Munition, usw. auf. Gegnertypen wechseln sich ab und die Kombi aus Schießen und Spezialfähigkeiten ist immer irgendwie unterhaltsam. Doch so richtig spannend ist das Ganze nie, bei der Story fehlt es an Überraschungen und NPCs, die etwas Tiefe besitzen. Die hübschen Roboterzwillinge spielen eine unwichtige Nebenrolle und bekommen nur wenig Bildschirmzeit…

Fazit

Machen wir es kurz: Aufgrund von atemberaubender Trailer sah Atomic Heart definitiv besser aus, als es ist. Das Spiel kopiert unverhohlen Story und Gameplay-Elemente von Bioshock, setzt aber diesmal Russen in eine alternative Geschichte der Unterdrückung durch Roboter. Hier schlagt ihr euch als Hauptprotagonist anfangs etwas zu gemächlich mit der Axt durch bis einem nach und nach mehr Munition gegen die fiese Roboterrevolution zur Verfügung habt.

Das Spiel macht zeitweise Spaß und hat sicherlich sowohl eine schöne Optik, ein ganz nettes Kampfsystem und witzige Ideen – verbindet das Ganze aber nur sehr inkohärent mit einem teilweise langatmigen Kampfsystem und einer eigentlich simplen, aber als komplex inszenierten Story. Wer den Game Pass sein Eigen nennt, sollte aber definitiv mal reinschauen und über die ersten zwei Stunden Langeweile hinwegschauen. Richtig actionlastig wird das Spiel nämlich erst im späteren Spielverlauf. Ob einem dann der Mix zwischen Schießen, Ausweichen und Plasmakräften gefällt, bleibt abzuwarten, denn das ist nur ein Teil des Gameplays… Als Schlusswort können wir sagen: Atomic Heart hat einige sehr gute Spielelemente, hat sich aber als ein gesamtes Game nicht richtig gefunden, sodass man immer wieder an bestimmten Spielmechaniken hängen bleibt und sich fragt, warum das Ganze eigentlich so unrund, gleichzeitig bekannt und langweilig und doch manchmal voller Action erscheint. Ein paradoxes Gefühl.


Bewertung

Pro

  • Nette Story im Bioshock-Gewand
  • Verschiedene Gameplay-Elemente
  • Teils spannende Action-Kämpfe
  • Hübsch detaillierte Welt
  • Musik und Synchro okay

Contra

  • Zu viel Bioshock-Kopie
  • Nicht wirklich innovativ
  • Teilweise Action = Teilweise langweilig
  • Inkohärentes Spieldesign
  • Story langatmig

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 8 von 10
8/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Story 6 von 10
6/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
7

1 Kommentar

c0rtez Sa, 04.03.2023, 09:32 Uhr

Ich werde wohl über den Gamepass mal rein schnuppern