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Heute haben wir den dritten und letzten Teil der exklusiven Interviewserie mit den drei Mitarbeitern vom Fernsehsender ZDFkultur für euch. Diesmal geht es unter anderem um die häufigen Fortsetzungen von bekannten Spieleserien und Kinect. Lest jetzt hier bei uns, was Andreas Garbe und Valentina Hirsch dazu zu sagen haben. Zu Beginn noch einmal alle bisherigen Teile im Überblick.

Die weiteren Artikel der Interviewreihe gibt es hier bei uns:

Exklusive Interviewserie mit ZDFkultur-Akteuren - Vorstellung & Fotos
Exklusive Interviewserie mit ZDFkultur-Akteuren - Teil I
Exklusive Interviewserie mit ZDFkultur-Akteuren - Teil II

XBoxUser.de:
Wie beurteilt ihr, dass bei Spielefortsetzungen die Kritik vieler Gamer immer lauter wird, dass erfolgreiche Serien keinen Mut zu Weiterentwicklungen und neuen Ideen im Multiplayerbereich zeigen? 
Andreas Garbe: Zu dem Mangel an Innovation generell: Ich sehe es mit großer Kritik, dass vor allem Electronic Arts und Activision erfolgreiche Serien wie FIFA oder Call of Duty mit jährlichen Neuerscheinungen melken.  Wo das hinführt zeigen Musikspiele wie Guitar Hero und Rock Band. Insgesamt, scheint es mir, möchten die großen Publisher weniger die Gamer zufriedenstellen, als ihre Aktionäre. Die Zyklen, in denen viele Blockbuster-Spiele erscheinen, orientieren sich immer mehr an Finanzquartalen und weiteren Bilanzterminen.
Valentina Hirsch: Die Kritik daran ist absolut angemessen. Natürlich ist es legitim, erfolgreiche Spiele fortzusetzen. Man sollte sich als Publisher aber auch trauen, neue Wege zu gehen und auch mal etwas in abseitigere Ideen umzusetzen. Schließlich gibt's im Kino auch nicht nur Twilight und Transformers. Die Klage, dass es nichts neues gebe, gibt's es zwar immer. Zur Zeit ist es aber deutlicher spürbar - wohl weil der Lebenszyklus der aktuellen Konsolen sich dem Ende zuneigt. Man könnte allerdings daran wiederum kritisieren, dass man aus den Konsolen noch einiges rausholen kann, was über bloße technische Features hinausgeht. Was ist mit Storytelling? Oder den angesprochenen neuen Ideen im Multiplayer-Bereich? Und das stört Spieler natürlich auch: Man kann nicht die ganze, inzwischen ja sehr heterogene Masse an Spielern mit dem immer gleichen Konzept überzeugen. Alleine, dass ein Spiel wie Watch Dogs auf der E3 von allen als eines der wenigen wirklich interessanten Neuheiten gefeiert wird, zeigt: Es gibt derzeit schon sehr viel mehr Masse als Klasse.

XBoxUser.de: Trotz dieser Kritik, die überall immer wieder zu hören ist, schafft es aber allen voran die Call of Duty-Serie, jedes Jahr neue Vorbestell- und Verkaufsrekorde zu brechen, warum ist das eurer Meinung nach so?
Andreas Garbe: Die Taktik, mehr Spiele mit nur inkrementellen Veränderungen auf den Markt zu werfen, funktioniert meiner Meinung nach nur kurzfristig. Innerhalb der nächsten Jahre dürfte auch bei der milliardenschweren Call of Duty Lizenz eine Übersättigung einsetzen und der Markt implodieren, siehe Guitar Hero und Rock Band.
Valentina Hirsch: Ich denke auch, dass diese Strategie nicht auf ewig funktionieren wird. Aber Guitar Hero oder Rock Band sind Spiele, die doch etwas spezieller sind. Shooter haben vielleicht doch noch mehr Interessenten.

XBoxUser.de: Mit Kinect geht Microsoft einen ganz neuen Weg und hat die eher als ,,Hardcore-Gamer"-geltende Konsole familientauglich gemacht. Habt ihr Kinect selbst schon getestet und wenn ja, was gefällt euch daran oder was muss noch verbessert werden?
Andreas Garbe: Ich halte Kinect für keinen großen Wurf. Die ausgelieferten Stückzahlen haben sich nicht in ein originelles Softwareangebot verwandelt. Die wichtigste Kinect-Funktion, auf die Entwickler heutzutage setzen, scheint mir die Spracherkennung und nicht die Bewegungssteuerung zu sein. Für mich unverständlich ist, dass Kinect mindestens drei Meter Abstand zwischen der Hardware und dem Spieler benötigt. Ich bin sicher, dass Microsoft mit der Nachfolgekonsole auf neue Technologien setzen wird.
Valentina Hirsch: Ich finde Kinect nicht schlecht, auch wenn man da sicher ideenseitig noch mehr rausholen kann. Der Abstand zwischen Spieler und Fernseher ist zwar nichts für kleine Dachbuden, aber für diese Art von Spielen wäre ein direktes Stehen vor der Glotze ja unsinnig. Zu zweit 50 cm vor dem Fernseher rumzuhampeln würde eher wenig Spaß bringen. Man muss einen gewissen Bewegungsradius haben, wenn man nicht das Wohnzimmer auseinandernehmen will, vor allem zu zweit. Alleine braucht es weniger Abstand. Im Übrigens darf ich an dieser Stelle mal anmerken, dass ich die Trennung zwischen sogenannten ,,Hardcore-,,Gamern und ,,Casual"-Gamern für überholt halte. Damit sollten sowohl die Publisher (die ihre Spiele oft mit diesen Begriffen bewerben) als auch die Spieler selbst mal Schluss machen. Wenn man das Medium als Kulturgut ernstnehmen soll, dann reicht die Aufteilung in Genres völlig aus. Film-Liebhaber teilen sich ja auch nicht freiwillig in ,,Hardcore"-Cineasten oder ,,Casual"-Filmgucker auf. Zurück zum Spaß an Kinect: Das Spielen damit ist natürlich aufwendiger: Nicht immer will ich die Couch zurückschieben und herumhüpfen. Oder ständig mit den Händen wedeln. Manchmal ist ein ,,klassisches" Spiel mit dem Controller mir lieber. Aber eine Runde Kinect Adventures macht richtig viel Spaß, vor allem mit mehreren Spielern. Oder eine Runde mit Rabbids Alive And Kicking. Spiele, die witzige Ideen für Kinect entwerfen, kann man sicher noch mehr brauchen.

XBoxUser.de: In eurer Freizeit, was spielt ihr da selber an Videogames am liebsten? Natürlich sind auch Xbox-fremde Games und Plattformen als Antwort erlaubt.
Andreas Garbe: Auf der 360 habe ich zuletzt viel Call of Duty gespielt. Ich spiele aber vor allem sehr häufig mit Handhelds, weil ich jeden Werktag knapp drei Stunden in der Bahn sitze. Resident Evil Revelations und Kid Icarus haben mich also in den letzten Monaten intensiv begleitet. Zu meinen Lieblingsspielen aller Zeiten gehören Half-Life, Shenmue, Eternal Darkness, Wing Commander, WipeOut, The Legend of Zelda, Impossible Mission, Grand Theft Auto, Jet Set Radio, alle Sierra On-Line Adventures, die meisten von LucasArts und fast alle Spiele der Bitmap Brothers.
Valentina Hirsch: Ich wechsle gerne ab: Ich mag Action Adventures wie Fable 3 oder solche humorvollen, schrägen Sachen wie Tim Schafers ,,Stacking". Ich gucke immer wieder rein, was es XBLA-seitig an Download-Titeln gibt. Das ist eine echte Fundgrube. Zuletzt habe ich Max Payne 3 ausprobiert, allerdings an der PS3, weil ich das grade für diese Konsole auf den Tisch bekam. Davon war ich allerdings nicht so begeistert. Ich mochte die ersten beiden Teile lieber. Jetzt hat Rockstar da einen soliden bis guten Action-Titel draus gemacht. Leider aber nicht mehr. Das alte Flair ist irgendwie dahin. SSX ist auch eines meiner Lieblingsspiele und derzeit spiele ich noch den Teil, der Anfang des Jahres erschien, an den man sich schon auch ein bisschen die Zähne ausbeißen kann. Das spiele ich wiederum auf der PS3, weil die Serie damals auf der PS2 erschien. Mir liegt daher der Controller ein bisschen näher. Grundsätzlich bin ich aber eher auf der der Xbox 360 zu Hause, weil ich das Online-Konzept für das ausgereiftere und zugänglichere halte. XBLA ist ein Vorreiter gewesen, ich mag die Idee mit den Achievements.

Wir möchten uns zum Abschluß der exklusiven Interviewserie noch einmal herzlich bei den drei Protagonisten von ZDFkultur - Valentina Hirsch, Andreas Garbe und Daniel Fiedler - sowie bei Frank Schönewerk von PURE Online bedanken.

Quelle: XBoxUser.de

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