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Wie versprochen haben wir heute den ersten von drei Teilen unserer exklusiven Interviewserie mit Akteuren vom Fernsehsender ZDFkultur für euch. Im ersten Teil haben wir Valentina Hirsch, Daniel Fiedler und Andreas Garbe zum Thema Gaming im Fernsehen und speziell bei ZDFkultur befragt. Weitere Informationen und Bilder zu unseren Interviewgästen findet ihr hier bei uns. In der kommenden Woche gibt es den zweiten von drei Teilen mit dem Thema Gewalt in Videogames.

Update: Den zweiten Teil des Interviews zum Thema Gewalt in Videospielen findet ihr hier und hier geht es zum dritten Teil des Interviews.

XBoxUser.de: Wer schaut eine Gaming-Sendung bei ZDF.kultur, wer ist eure Zielgruppe? Würdet ihr sagen, es gibt verschiedene ,,Gamertypen", vor allem in Bezug auf das Interesse an kulturellen, soziologischen und künstlerischen Aspekten im Bereich Gaming? 
Andreas Garbe: Der Begriff Gamer ist inzwischen sehr vielfältig interpretierbar. Erst einmal gibt es die klassischen Gamer, die ja meist in PC- und Konsolenspieler eingeteilt werden. Dann gibt es aber auch schon seit jeher die Gelegenheitsspieler, die früher Solitaire, Minesweeper oder Moorhuhn gespielt und nun auf den neuen mobilen Plattformen (Android, iOS) ein zuhause gefunden haben. Zuvor hatte schon Nintendo mit dem DS und der Wii ganz neue Zielgruppen angesprochen. Auch Nischen wie die der Serious Games begeistern Menschen für das Medium, die sich teilweise gar nicht selbst als Gamer verstehen, obwohl sie es längst sind. "FTW - For the Win" spricht hier sicherlich eher die klassischen Gamer an. Wir versuchen aber auch, interessierten Neulingen die Bandbreite des Competitive Gaming näherzubringen.
Valentina Hirsch: Pixelmacher richtet sich an die Menschen, die sich für Videospielkultur in ihren verschiedenen Ausprägungen interessieren. Das heißt, die mehr als nur Reviews der neuesten Mainstream-/Blockbuster-Titel sehen wollen. Wir haben im ersten Jahr von Pixelmacher viel über unsere Zuschauer und deren Interessen gelernt. Da kam klar der Wunsch, originelle Themen zu bieten, Hintergründe, Meinung und Besonderes. Zum zweiten teil der Frage: Ich würde sagen, die Spielerschaft ist weiter gewachsen und es haben sich sehr viel mehr verschiedene Gamertypen entwickelt. Spieler werden ja auch älter, das heißt aber nicht, dass sie aufhören würden, zu spielen. Genauso wie Cineasten oder passionierte Bücherleser ihrem Medium weitgehend treu bleiben würden. Aber natürlich gibt es unterschiedliche Vorlieben, der Geschmack ändert sich über die Jahre oder es setzen sich bestimmte Vorlieben fest. Das gilt natürlich auch für Spieler. Jüngeren Spielern geht womöglich eine gewisse Retro-Nostalgie völlig ab, dafür sind ältere Spieler froh, wenn es mal Spiele gibt, die auch mit 10 Stunden Spielzeit machbar sind und eine gute Dramaturgie haben. Andreas verwies ja schon auf die mobilen Plattformen. Ich würde sagen, dass inzwischen mehr Menschen spielen, einfach weil diese Plattformen wie Smartphones verfügbar sind und es originelle und günstige Spiele dort gibt. Gleichzeitig entwickeln namhafte Entwickler-Teams und gute Indiegame-Entwickler auch für diese jüngeren Plattformen. Da gibt es wachsende Qualität und mit ihr auch weitere Spieler-Typen, die sich dafür interessieren.

XBoxUser.de: Wie verbindet man das Thema Videospiele (welches an ein jüngeres Zielpublikum gerichtet ist) mit den öffentlich-rechtlichen Sendern, ohne zu trivial zu werden, aber dennoch interessant zu bleiben? Oder anders gefragt, wie muss man sich zu privaten Sendern unterscheiden?
Andreas Garbe: Es gibt ja im deutschen Fernsehen kaum Sendungen, die sich mit Games beschäftigen. Und da das Medium in Deutschland leider oft noch missverstanden und gar angefeindet wird, glaube ich nicht, dass sich die wenigen Sendungen, die es gibt, in ihrer Zielsetzung und ihrem Anspruch stark voneinander unterscheiden. Im Gegenteil: Die verschiedenen Redaktionen ziehen doch alle am gleichen Strang. Unser aller Auftrag ist ja, das Medium vorurteilsfrei darzustellen. Ich freue mich über eine Sendung wie "Reload" genauso wie über "Game One", auch wenn beide auf Konkurrenzsendern laufen. 
Valentina Hirsch: Letztlich geht es momentan eher darum, für das eigene Format und den jeweiligen Sender zu definieren, was wichtig ist. ZDFkultur will kein Feuilleton sein, auf Augenhöhe kommunizieren, nicht abgehobene Hochkultur zelebrieren. Dahinein passen Pixelmacher und FTW gleichmaßen. ZDFkultur hat den Anspruch moderne Popkultur abzubilden, also nicht nur klassische Konzerte oder Theater als einzig wahre Kulturgüter anzuerkennen. Das darf alles ein, zum Beispiel auch das Medium Videospiel, aber keinesfalls trivial.

XBoxUser.de: Was sind die Vorteile oder auch Nachteile von einem TV-Format gegenüber dem Internet als Plattform?
Andreas Garbe: Im Internet gibt es unzählige Angebote, die sich mit Games beschäftigen. Selbst in Deutschland gibt es bereits viele Webseiten, die regelmäßig Videomaterial produzieren. Ich glaube aber, dass das Fernsehen als ein vergleichsweise altes Medium bei vielen Gamern noch einen Sonderstatus genießt. Immer wieder bekamen wir auf unsere Produktionen von "FTW - For the Win" die Rückmeldung, wie unglaublich es doch erscheine, dass das ZDF zum Beispiel CounterStrike-Finalrunden ausstrahlt. Den Zuschauern ist also sehr wohl bewusst, welche Hürden es notwendigerweise gibt, bevor eine Fernsehsendung über den Äther gehen kann und schätzen Fernsehinhalte zu dem Thema umso mehr. Weil im Internet wenigstens theoretisch jeder alles verbreiten kann und auch das Angebot deshalb entsprechend größer ist, wird der Content im Netz sicherlich sehr viel kritischer beäugt.
Valentina Hirsch: Das Internet ist sehr schnell und kann viele Moment-Aufnahmen abbilden, ohne das sich sofort jemand von seinem Schreibtisch weg bewegen müsste. Zudem gibt es nahezu unendlichen Raum für Reviews und Tests. Ich glaube, der Vorteil von traditionellem Fernsehen ist, dass es ein etabliertes Netzwerk von Korrespondenten und Teams rund um die Welt besitzt, die wir einsetzen können. Auch wenn wir natürlich nicht jede Woche Spiele-Themen rund um den Globus präsentieren können, so profitieren wir doch davon. Wir können stärker auf Hintergrund-Berichte setzen, die eben auch mehr Zeit in der Produktion und der Recherche kosten. Das können sind die vielen sehr guten, aber in dieser Hinsicht nicht so professionell aufgestellten Web-Portale oder Blogs nicht unbedingt.

XBoxUser.de: Wieso ist eurer Meinung nach Gaming trotz der hohen wirtschaftlichen Kraft im TV-Bereich noch weit von der Prime Time entfernt?
Daniel Fiedler: Anders als in Asien steckt die Berichterstattung über E-Sports hier in Europa noch in den Kinderschuhen. Das hat sicherlich kulturelle Gründe.  Aber in den letzten Jahren ist aus E-Sports zunehmend ein Breitensport geworden. Wenn diese Entwicklung weiter anhält, kann ich mir auch vorstellen, dass auch mal im aktuellen sportstudio oder in der sportschau über Wettkämpfe berichtet wird. Ich hoffe jedenfalls, dass wir als ZDFkultur hier Trendsetter sind und unsere Themen irgendwann auch einmal in die Hauptprogramme wechseln.

Quelle: XBoxUser.de

3 Kommentare

XBU MrHyde Di, 07.08.2012, 17:35 Uhr

Der zweite Teil folgt noch in dieser Woche zu dem Interview.

Hanniball Di, 07.08.2012, 11:26 Uhr

Interessant, bin mal gespannt, wie es weitergeht, zumal dann auch die Gewaltthematik dran ist.

XBU Philippe Fr, 03.08.2012, 20:05 Uhr

Gute Antworten - so wie ich es mir erwartet/erhofft hatte. Ich habe mir "Pixelmacher" einmal angeschaut und fand das Programm sehr anregend. Es steckt viel Recherche dahinter und es ist seriös beleuchtet. Das hat mich fasziniert und auch begeistert.
Der Ton der Sendung allerdings war mir etwas zu erzieherisch, aber vielleicht muss das so sein.

Insgesamt bin ich sehr positiv überrascht.

P.S. Frau Hirsch ist in diesem Interview manchmal etwas schwer zu verstehen (komische Schreibfehler...)