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Das 3D Jump’n Run nach 90er-Jahre-Vorbild scheint ein kleines Revival zu erleben. Nach dem Neueintrag Yooka-Laylee wagt sich auch Microsoft mit einem Remaster von Voodoo Vince wieder in ein vergessen geglaubtes Videospielgenre. Wir haben die Voodoo-Puppe gespielt und sagen euch, wie das fast 15 Jahre alte Spiel sich heute schlägt.

Rüstiges Alter?

Voodoo Vince erschien erstmals 2003 für die „Original Xbox“ und war damals, genauso wie Blinx The Time Sweeper (2002), ein Exklusivspiel, das die Marke Xbox festigen sollten. Auch wenn Halo bereits 2001 erschien, war die Identität Xbox noch nicht dadurch geformt und unserer Puppe Vince war ebenso wie der Master Chief oder eben Blinx ein mögliches Maskottchen (Sega hatte Sonic, Nintendo hatte Mario, Playstation hatte Crash Bandicoot).

Das Remaster, das es jetzt für die Xbox One gibt, ist seines Namens würdig. Das Spiel wurde komplett beim Original-Gameplay belassen und für die heutigen Standards so gut wie möglich aufpoliert. Das heißt 16:9 (ja… damals war es noch 4:3), 1080p und tatsächlich 60 fps. Zwar gibt es keine besseren oder schöneren Texturen in Voodoo Vince, aber die Animationen und unser Hauptcharakter wirken unglaublich zeitgemäß. Hier merkt man dem Spiel sein Alter nicht an.

Wohingegen man schon ein wenig merkt, dass es sich um kein aktuelles Spiel handelt, sind Leveldesign, Aufgabenstellung und Gameplay allgemein. Denn hier wurde nichts verändert. So erscheint es für heutige Spiele seltsam, dass man (meistens) kein konkretes Spielziel genannt bekommt, das Leveldesign kann unter Umständen etwas leer wirken und das recht reduzierte Basisgameplay wirkt teilweise auch etwas angestaubt.

Klassisches Jump’n Run im Voodoo-Style

Voodoo Vince ist ein Standard-Plattformer aus der goldenen Ära des 3D Jump’n Runs. Hier erwarten euch keine Überraschungen. Es gibt Sammelobjekte, die euer Gesundheit erhöhen, es gibt Extra-Leben in Form von Herzen zu ergattern, es gibt viele knifflige Sprungpassagen, es gibt ein ganz banales Kampfsystem und es gibt hier und da ein paar Extra-Gameplayelemente, welche das Ganze auflockern. Alles in allem überrascht Voodoo Vince nirgends, glänzt nirgends, ist aber ein absolut rundes Spiel.

Was Voodoo Vince etwas von der Konkurrenz herausstechen lässt, ist das Setting. Alles spielt sich in New Orleans ab und hat diesen leichten Bohème-Charakter. Es gibt Jazz-Musik, Burlesque-Theater, französische Schildernamen und natürlich sehr viel Voodoo-Zauber. Das Setting und die Komik des Hauptcharakters zeigen: Es ist an und für sich kein Spiel für Kinder. Die Thematik wirkt erwachsen.

Doch so schön das Setting auch sein mag, so kann es auch von Nachteil für Voodoo Vince sein. Ich persönlich finde die Dominanz der Farbe Lila nach einiger Zeit etwas anstrengend. Auch fehlt es den Leveln und dem ganzen Spieldesign etwas an Abwechslung. Alles ist düster, dunkel und irgendwie ähnlich. Im Gegensatz zu einem Banjo-Kazooie oder einem Yooka-Laylee gibt es kein Eislevel, es gibt keinen bunten, hellen Dschungel usw.. Es gibt immer nur die düster, gruselige lila Atmosphäre eines New Orleans (mit Abwechslungen hier und da, aber nicht der Rede wert).

Genial bleibt aber der Soundtrack. Die jazzige Hintergrundmusik ist etwas, das man nicht oft in Videospielen hört und man wird es nicht müde. Uns gefällt der Sound sehr!

Das Genre mit seinen Tücken

Voodoo Vince macht Spaß – mir zumindest. Es ist lustig, nicht zu leicht und bietet neben klassischen Jump’n Run Elementen auch genügend Minispiele um das Ganze abwechslungsreich zu halten. Doch merkt man dem Spiel sein Alter leider auch oft an. Es gibt mehrere Gameplayelemente, die ich mir in einem Spiel aus 2017 anders oder besser gewünscht hätte. Das wären:

Zu allererst die Kamera. In 3D Jump’n Run Spielen ist die Kamera fast wichtiger als so manches andere Gameplaygimmick. Und während die automatische Kamera und das Drehen der Kamera in Voodoo Vince zu 90 % der Zeit sehr gut funktioniert, nervt mich die generelle Einstellung beim Spielen. Denn um unseren Hauptprotagonisten kleiner erscheinen zu lassen (es ist ja schließlich nur eine Puppe), ist die Kamera stets in einem Winkel von oben nach unten gerichtet. Doch stört mich das im Gameplay enorm, da mir so die Weitsicht fehlt. Was will ich vom Boden sehen? Ich will sehen, wie weit der Level sich erstreckt! Die ständige Perspektive von oben ist etwas, das man in heutigen Spielen wirklich nicht mehr braucht. Schade, dass man die Standardkamera nicht selbst einstellen kann (oder, dass man aus verschiedenen Perspektiven hätte wählen können).

Ein anderes Gameplayelement, das 2017 einfach nur unnötig wirkt (und ich in meinem Let’s Play auch anmerke), ist das „Leben“-Prinzip. D.h. ihr habt eine gewisse Anzahl an „Leben“ (die ihr mithilfe von schwer versteckten Herzen aufstocken könnt). Geht eure Gesundheit gen Null oder fallt ihr in eine tödliche Schlucht, verliert ihr ein Leben. Was passiert, wenn ihr keine Leben mehr habt? Ihr gelangt zurück ins Hauptmenü und dürft trotzdem wieder am letzten Checkpoint weiterfahren. Dieses Gameplayelement stammt aus einer Zeit von Arcadeautomaten, bei denen man bei Null Leben wieder Geld einwerfen musste. Aus heutiger Sicht wirkt es total hirnrissig und unnötig, da es keine Konsequenzen beinhaltet und lediglich mit (sehr kurzen) Ladezeiten verbunden ist…

Zu guter Letzt merkt man dem Spiel einfach insgesamt am Spielaufbau und Leveldesign etwas zu sehr sein Alter an. Ich persönlich habe immer noch Spaß damit und aufgrund der guten optischen Aufbesserung wirkt das Spiel auf den ersten Blick gar nicht mal alt. Dennoch wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, ein richtiges, neues Spiel zu entwickeln, anstatt mit recht viel Aufwand das alte wieder aufleben zu lassen.

Fazit

Auch nach so vielen Jahren macht das Jump’n Run noch Spaß! Voodoo Vince ist ein richtig gutes Remaster eines Xbox Originals, das einen ganz eigenen Charme versprüht. Vom Gameplay her ist es ein ganz klassischer 3D-Plattformer, das Setting in New Orleans ist aber einzigartig. Das Gameplay bleibt aber dennoch Retro, denn es wurde überhaupt nicht verändert und ist genauso wie damals. Das heißt natürlich auch, dass einige nervige Dinge mit dabei sind und die Kamera auch nicht verbessert wurde. Die Fähigkeiten unseres Hauptprotagonisten sind außerdem stark begrenzt und kleine Abwechslungen gibt es nur mithilfe einiger Minispiele.

Dennoch: Wer auf Nostalgie-Action steht, der wird sicherlich viel Spaß mit Voodoo Vince haben. Es kann für mindestens acht Stunden fesseln und trotz des Retrofaktors wirkt das Spiel dank dem Remaster doch irgendwie aktuell. Vor allem der Sound gefällt. Wir freuen uns, dass aktuell die 3D Jump’n Runs ein kleines Revival erleben und hoffen auf weitere Spiele in dem Genre!


Bewertung

Pro

  • Solides 3D-Jump'n-Run-Gameplay
  • Lustiger Hauptcharakter
  • Interessantes Setting
  • Sehr guter Soundtrack
  • Ordentlicher Umfang (mind. 8 Stunden)

Contra

  • Leveldesign und Spielmechanik stark Retro
  • Gameplay nicht sehr abwechslungsreich
  • Standardkamera von oben nervt ein wenig
  • Wirkt oft doch etwas alt

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 9 von 10
9/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Nostalgie 7 von 10
7/10
7

1 Kommentar

XC ShadowClaw Do, 04.05.2017, 14:35 Uhr

Deine Lets Plays haben mir gefallen und das Genre Jump n Run find Ich auch Klasse. Ich denke wenn Ich ein paar der aktuellen von mir gespielten Spiele durch habe werde Ich dieses ausprobieren.