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Retro ist auch 2010 total in Mode, es funktioniert halt, was sich verkauft. Neuestes XBLA Retro-Objekt ist Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt. Hier wird aber mit Liebe an Nostalgiker appelliert, anstatt einfach nur alte Trends aufzukochen. Wir haben uns an die guten Zeiten erinnert und für euch eine Zusammenfassung geschrieben.

Mit viel Liebe zum Detail hat man hier die Zeit der 8 und 16 Bit Generation als Vorbild genommen. Pixelpracht auf HD-Niveau steht bei Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt an der Tagesordnung und das kommt richtig gut rüber. Wie es bei jedem Brawler dieser Art ist, verprügelt ihr haufenweise Clone, was einfallslos ist, jedoch gibt es Passanten und Hintergründe, die dafür euer Augenmerk auf sich lenken. Besonders positiv fällt auf, wie alle Videospiel- und Nerdberühmtheiten hier untergebracht werden. Alleine ein Blick auf den Style der Weltkarte mit den unverkennbaren grünen Abflussrohren in den Ecken sollte jeden daran erinnern, wo wir Konsoleros eigentlich herkommen.

Hier finden wir einen Soundtrack, den man so genial nur auf den Chips der alten Cartridges vermutet hätte. Wer mit den alten Modulen aufgewachsen ist, wird sich hier sofort wohlfühlen. Die Studioeigene Band hat wunderbare Chip-Tracks abgeliefert, hier ist Sound technisch wirklich alles rund. Das Gefühl, ein Old-School Produkt in der Hand zu halten, wird durch den Klang aus den Boxen optimal unterstrichen. Auch 5.1 Sound funktioniert in der Galaxie von 8-Bit Klängen wunderbar, rechts-links-vorne-hinten, egal wo ihr den Gegnern was auf die Mütze gebt, ihr hört es auch.

Die Story ist simpel, aber gerade deswegen kann jeder männliche Zocker diese irgendwie nachvollziehen und sei es auch nur, weil er damals auf dem Schulhof ähnliches gesehen hat.

Scott ist nicht der beliebteste aber er kann kämpfen, das wird er auch bald müssen; Er verliebt sich in Kim und das Beste ist, Kim verliebt sich auch in Scott. Problem an der Sache: Kim scheint es nicht so eng mit der Freundeswahl zu nehmen, ganze 7 (!!!) Ex-Freunde hat das junge Mädel und diese wollen Scott nun ans Leder.

Hier werden Subkulturen witzig auf die Schippe genommen, Scott muss sich gegen verflossene Film-Nerds, Emos und andere behaupten, um die Liebe seiner Kim zu genießen. Wie viele Komödien, die aktuell laufen, heisst es: Nicht sonderlich tiefgründig, aber dafür witzig!

Das Spiel bietet mit den 7 Evil-Ex'es schon viel Futter, zumal die Stages auch alle recht lang sind. Wenn ihr nun auch noch alle Charaktere aufleveln wollt, so sitzt ihr eine Weile an dem XBLA Game. Jedoch ist Quantität nicht immer auch Qualität, so wäre ein wenig mehr Abwechslung doch nett gewesen, trotzdem lohnt sich der Kauf von der Spielzeit her und dem eigentlichen Erlebnis für Fans des Comics und Fans von Brawlern sehr.

Der Spielspaß ist schwierig zu bewerten, denn der Spaß ist durch die Präsentation und den Humor sofort gegeben, aber wie eine Kugel Eis im Sommer zerfließt der süße Spaß schnell in der Hand. Der Schwierigkeitsgrad ist einfach viel zu hoch. Selbst auf dem untersten von 3 Difficulties habe ich mir fast die Haare rausgerissen. Spielt ihr alleine, so machen euch die Gegner schnell fertig. Zwar gibt es unbegrenzte Continues, jedoch fangt ihr dabei immer wieder am Anfang einer Stage an. Das Einzige was hilft ist grinden, doch wer hat Lust, 12 mal Stage 1 zu spielen?

Es ist schade, dass ein derart gutes Gerüst durch das Gewicht des Schwierigkeitsgrades so wackelig wird.

Auch hier ist der Name des Kochs wieder Herr Simpel. Mit Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt erwartet uns ein Bilderbuch Brawler beispielhafter Qualität. Wellen von Gegner kommen von den Bildschirmränder auf euch zu und warten nur auf Backenfutter. Mit Flaschen, Messern und Mülltonnen geht es ihnen dabei an die Nieren. Ähnlich wie Bud Spencer sind wir dabei nicht auf Gespräche aus, sondern verteilen lieber Faustschläge. Es gibt dabei nur Tritte, Schläge, den Block und gelegentlich einen Special Move, aber genau so muss das ja auch sein.

Ein wenig Moderne fließt trotzdem mit ein, für die erledigten Gegner bekommt ihr EXP, levelt also auf und kauft für Geld Upgrades wie einen bionischen Arm.

Scott Pilgrim bietet euch einen 4 Spieler Coop-Modus, was unglaublich dabei hilft, den Schwierigkeitsgrad zu überwinden, aber auch hier gibt es einen Haken: Mit Freunden könnt ihr nur offline spielen. Das heisst, wenn ihr Hilfe braucht, müsst ihr euch direkt die Freunde ins Wohnzimmer holen, Online via Xbox Live bietet das Game keinen Multiplayer. Hinzu kommt das Problem, dass andere Spieler sich nur vor Beginn einer Runde einloggen können. Früher war es immer möglich, sich direkt ins Spiel zu schalten, leider geht das heute nicht mehr, hier wäre ein kleines Stück mehr Retro doch besser gewesen.

Wenn ihr aber mit Freunden spielt, macht das Spiel richtig Laune, was auch durch kleine Mini-Games getragen wird.

Fazit

Schon die Einblendung zu Beginn des Spieles ,,Winners don't eat Meat" zeigt, dass den Entwicklern etwas am Herzen liegt und hier nicht nur ein Produkt abgeliefert werden solle. Dieses Gefühl zieht sich durch das ganze Spiel.

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt ist detailverliebt und macht Brawler-Fans und Nostalgikern gleichermaßen Spaß.

Einzig der recht hohe Schwierigkeitsgrad und der fehlende Online-Multiplayer ziehen die Wertung etwas nach unten.


Bewertung


Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
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