Review zu Mega Man 11

Spielerisch kleine Neuigkeiten

Für die meisten Jahre war es positiv gemeint, wenn Kritiker schrieben, bei Mega Man ändert sich nichts, genau das wollten die Fans der Reihe. Da ist es klar, dass große Veränderungen auch die Gefahr mit sich bringen, die Community zu vergraulen. Da erscheint es schlüssig, dass es nur kleinere Änderungen in Mega Man 11 gibt. Als Fan der Reihe vergisst man diese sogar schnell und nutzt sie wenig, dabei sollte man dies tun, denn sie sind nützlich, machen das Spiel leichter und sind einfach eine gute Erweiterung.

Mega Man hat nun die Fähigkeit, entweder die Zeit um sich herum langsamer laufen zu lassen oder seinem Blaster mehr Durchschlag zu verleihen. Beide Fähigkeiten lassen eure Ausrüstung erhitzen, daher können sie nur vorsichtig eingesetzt werden, einmal heiß gelaufen, dauert der Cool-Down wesentlich länger, als wenn die Skills vorsichtig eingesetzt werden. 

Ist Mega Mans Energie fast verbraucht, können beide Fähigkeiten simultan aktiviert werden. Der Nachteil ist, sie können nicht wieder deaktiviert werden und führen in jedem Fall zum Überhitzen. Dies ist also eine Möglichkeit, zum Beispiel einen Endboss doch noch zu besiegen, wenn es auf den letzten Metern eng wird. Die Fähigkeiten bringen eine nette, strategische Erweiterung zum bekannten Gameplay. Gerade die Passagen, in denen ihr zum Beispiel von Feuer verfolgt werden, gehören zu den kniffeligsten in allen Teilen der Reihe. Hier kommt man nur mit einem perfekten Lauf durch, doch nutzt ihr die Zeitlupe, so dürft ihr auch einmal danebentreten.

Die Skills können auch bei allen erworbenen Blastern eingesetzt werden, wodurch sich der taktische Spielraum erweitert, wirklich spannend wird es dann aber mit den Mods. Durch gesammelte Schrauben kann der Spieler bei Dr. Light im Shop Items kaufen. Dies sind zum Beispiel Energietanks, um während eines Levels wieder Kraft zu tanken, doch es gibt auch permanente Items. Mega Man hat Slots, für diese können Mods gekauft werden. So kann Mega Man mehr Halt auf eisigen Untergründen haben oder der Rückstoß durch Gegner wird verringert. Beides Probleme, die man als Fan der Reihe nur zu gut kennt. Es gibt also reichlich nützlichen Stuff im Shop.

Die Änderungen sind in der Anzahl gering, doch sorgen für so viel frischen Wind, dass wir diesen einen ganzen Absatz widmen. Das eigentliche Spielkonzept wird nicht zu stark verändert, doch schafft einen kleinen Schritt in ein moderneres Spielgefühl. Einen solchen Schritt geht Mega Man dieses Jahr auch im Punkto Grafik.

Endlich kein 8 Bit mehr

Mit der Öffnung des Xbox Live Stores für die Independent Entwickler kamen wirklich viele interessante und neuartige Spiele auf den Markt. Leider kamen viele Titel, welche optisch den 8-Bit Look setzten. Mehr und mehr größere Entwickler entscheiden sich auch, diesem Trend zu folgen und so kam es wie es kommen musste: Jeder Gamer, welcher genug Zeit mit seinem Hobby verbrachte, konnte die 8-Bit Spiele nicht mehr sehen. Sicher sind dabei einige Titel, die spielerisch gut waren wegen ihres Looks untergegangen.

Mega Man hätte auch ein solches Schicksaal ereilen können, dieser Titel spielt sich gut, auch wenn er nicht für jeden etwas ist. Doch ein 8 Bit Look hätte selbst uns als Fans überlegen lassen, ob der Titel einen Versuch wert ist. Genau hier haben die Entwickler eine längst überfällige Entscheidung getroffen. Wir können 2018 endlich Mega Man in einem anderen Look erleben. Es gab bereits auf der Playstation die Versuche, einen neuen Stil zu etablieren, hier wirkte alles aber nur lieblos auf modern getrimmt. In Mega Man 11 haben wir es mit einem liebevollen Look zu tun, der sich eindeutig an seinen Wurzeln orientiert. Dies macht auch der Soundtrack immer wieder klar. Doch der starke Cartoon-Einschlag in HD macht das Spiel viel zeitloser und so kann man als Gamer Mega Man nun auch auf einem großen Screen bewundern.

Die Stages sind entsprechend ihren Robotern gebaut worden, hier gibt es kaum etwas, was die Serie noch nicht hatte. Neben Feuer und Eis gibt es zum Beispiel auch Säure als Element. Die Level spiegeln das immer wieder. Meist machen sie das auch sehr gut, insgesamt hätte hier aber mehr Abwechslung geboten werden können, gerade weil der Stil wirklich schön ist. 

Sind alle Level geschafft, dann seid ihr es auch, aber vor allem warten dann noch Herausforderungen und Leaderboards. Wirklich motivierend sind diese aber auch nicht. Wer nicht gerade auf Speedruns steht, der spielt Mega Man 11 einmal durch und ist danach fertig mit dem Titel. Zwar macht dieser Run Spaß aber bereits in zwei oder drei Abenden kann das Game beendet sein und dafür ist -trotz allem Retro Charme- der Preis von 30 Euro doch etwas zu viel.