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EA bringt ein neues, hübsch aussehendes Adventure mit starkem „Alice“ und „Tim Burton“ Hang zur Atmosphäre. Wir haben den Würfel gerollt und erzählen euch in unserem Review, warum wir dann doch etwas enttäuscht von der Umsetzung sind und warum da deutlich mehr drin gewesen wäre.

Irgendwie ein bekanntes Setting

Lost in Random bietet eine typische Fantasy-Store mit düsterem Touch. Unweigerlich fühlt man sich sofort in Tim Burtons „Nightmare before Christmas“ hinein-versetzt, von dem das Spiel leider auch etwas zu stark inspiriert scheint. Denn ja, es gibt in einer gewissen Stelle im Spiel auch einen Bürgermeister mit gespaltener Persönlichkeit…

Ansonsten schwingen starke „Alice“-Vibes mit und ich fühlte mich ebenfalls stark an Alice: Madness Returns erinnert. Die zauberhafte Welt mit Karten, fabelhaften Wesen, einem gruseligen Setting und einer düsteren Story wirken doch allzu bekannt. Dabei ist es schade, dass die Geschichte rund um die Hauptprotagonistin Even und ihre Schwester Uneven (Gerade und Ungerade) dann doch teilweise belanglos wirkt. Das ist sehr schade, denn es gibt zahlreiche Zwischensequenzen, die versuchen, uns in den Bann zu ziehen. Insgesamt gibt es wohl auch zu viele dieser Sequenzen, da man über eine Stunde spielen muss, um einmal richtig im Gameplay einzusteigen.

Dabei bietet die Story um verschwundene Eltern, eine abgehauene Schwester und eine Stadt mit einer unbarmherzigen Königin, die einen jeden, den sie gerade möchte, einfach mal für ihre Dienste verschleppt, eigentlich recht viel. Auch die (englischen) Synchronsprecher sind erstaunlich gut und sorgen für gute Stimmung. Seltsam fand ich, dass man im englischen von einem Würfel in der Einzahl immer von „dice“ anstatt von „die“ sprach. Aber auf Deutsch ist das Spiel teilweise auch ein Krampf, da ja nur die Untertitel übersetzt wurden. In einer recht frühen Passage in Zwei-Stadt muss man reimen. Das ist mehr als seltsam, da man ja das Englische hört, aber das Deutsche auswählen muss. So ganz klappt das nicht.

Weniger gut für die Stimmung ist dann auch die Tatsache, dass die Animationen der Charaktere schwach sind und die gleichen NPCs immer wieder recycelt werden. Anfangs denkt man, dass die so einzigartig designt worden sind und schnell merkt man: Ach nee, die kommen in jedem Level zwanzig Mal vor. Mehr als schade ist ebenfalls, dass unsere Heldin Even in den meisten Dialogen so stumm wie ein J-RPG-Protagonist ist. Man wählt sogar Dialogoptionen aus, aber synchronisiert sind nur die anderen…

Umso trauriger ist die Story übrigens, wenn man am Schluss angelangt ist. Abgesehen von ein paar einfachen Bossfights ist es nach dem letzten Bosskampf schlagartig zu Ende ohne Epilog. Man steht dann verdattert da und denkt sich: War’s das jetzt echt schon? Achja: Vergesst übrigens einen offenen Spielmodus mit auswählbaren Kapiteln, solltet ihr noch mal die nicht abgeschlossenen Nebenquests erfüllen wollen: Ihr dürft das Spiel nun noch einmal ganz von vorne beginnen.

Alea jacta est

Oder, wie en jeder Asterix-Fan weiß: Der Würfel ist gefallen. Und zwar dreht sich im Spiel alles um die Würfel und den Zufall, wie der Name es schon verrät. Ohne in die Details der Story zu gehen, hier zwei kleine Hinweise: Die Welt ist eingeteilt in sechs hierarchische Wohngebiete (wie es auch Würfelseiten gibt), in die man durch den „Zufall“ des Würfels (welcher von der Königin manipuliert wird) hineinkommt. Die Story führt Even durch diese sechs Welten, aus… Gründen. Die Story ist, wie bereits gesagt, eher schwach erzählt und wirr, sodass vieles einfach belanglos oder willkürlich erscheint.

Das andere, was natürlich vom Würfel dominiert ist, ist das Gameplay. Bzw. ein kleiner Teil des Gameplays, der sich aufs Kämpfen konzentriert. Der Großteil der Auseinandersetzungen mit Feinden funktioniert nach Folgendem Prinzip: Erst einmal Energie in Form von Kristallen sammeln (vorher kann man nicht wirklich angreifen, sondern nur ausweichen), dann unseren Würfelkumpanen werfen (der, wie auch immer, uns plötzlich wie ein kleines Schoßhündchen begleitet). Das Gameplay ist schon interessant, weil es recht einzigartig ist. Abhängig von der Augenzahl kann man nun in einem zeitgestoppten Modus verschiedene Karten ausspielen, die einen kämpfen lassen.

Es gibt Waffen wie ein Schwert oder einen Bogen, aber auch kurze Schadenseffekte wie eine Bombe oder Fallen und auch Heilitems. Welche Karten es gibt, hängt davon ab, welche ihr in euer Deck aufnehmt und welche ihr erworben habt. Die Karten-Action ist ganz nett und wird durch ein paar andere Rätsel-Momente (die aber sehr simpel sind) abgewechselt. Neben den klassischen Kämpfen, die so abrupt aufhören, wie sie beginnen, gibt es auch noch den „Brettspiel“-Modus, was aber im Prinzip exakt das Gleiche wie normales Kämpfen ist, nur dass eine Spielfigur jedes Mal vorrückt, wenn ihr würfelt. Es gilt einfach ans Ziel zu kommen – mit Hindernissen in Form von Gegnern dazwischen. Die Idee ist gut, aber die Umsetzung so banal, dass man sich fragt, warum man eine solche Mechanik überhaupt einbaut, wenn es eh auf das gleiche Kämpfen wie immer heraus läuft (die Bosskämpfe sind übrigens ebenfalls ganz normale Standardkost).

Leider war es das auch schon. Mitten im Spiel tauchen keine neuen Karten mehr auf, das Gameplay wiederholt sich sehr schnell. Auch ist das Ganze irgendwie nicht nahtlos ins Spiel integriert. Die Level haben ganz klare Aufteilungen: Erkundungsmöglichkeit des Dorfs, kleine Rätselpassagen, Kampfarenen. Diese Bereiche sind klar voneinander abgetrennt. Schnell fehlte mir auch ein Sprungbutton. Denn die Rätselpassagen hätten mit ein paar Jump’n-Run-Elementen auch noch ein wenig Abwechslung gebracht – so läuft man sich einen Wolf von einer Passage zur nächsten und schießt mit seiner Schleuder nur die paar wenigen „versteckten“ Vasen als Sammelobjekte kaputt und das war es auch schon.

Fazit

Wer sich einen Trailer oder kurze Gameplay-Momente anschaut, wird bei Lost in Random wohl denken: Hey, das sieht doch ganz cool aus! Stimmt. Ist es auch. Zumindest zeitweise… Die Story und das Setting sind sehr stark an Tim Burton angelehnt und soweit auch spannend, aber schlussendlich ist die Umsetzung eher mäßig und nach einer Stunde spielen denkt man sich: „Warum laufe ich jetzt eigentlich von Welt zu Welt und wozu die Kämpfe und was hat es eigentlich mit diesem Würfel auf sich?!“

Ja, so ist nämlich auch das Gameplay: Zwischen sehr, sehr simplen Erkunden und viel zu einfachen Rätseln gibt es Kämpfe mit Würfeln und Karten, die anfangs interessant, aber später sehr wiederholend und langweilig werden.

Insgesamt erfüllt Lost in Random einfach nicht die Erwartungen, die es weckt. Denn hinter der coolen Atmosphäre und der prinzipiell interessanten Story verbirgt sich ein relatives simples Gameplay mit 0815-Spielkonzept. Das absolut lineare Spiel bietet zwar Unterhaltung, wirkt aber einfach wie zu viel verschenktes Potential und enttäuscht dadurch eher, als dass es begeistert. Schade!


Bewertung

Pro

  • Coole "Tim Burton"-Atmosphäre
  • Nette Story
  • Cooles Karten-Kampf-Gameplay
  • Gute Synchronisation

Contra

  • Umgebung fast ohne Interaktionen
  • Gameplay insgesamt 0815
  • Story etwas wirr und schwierig zum Mitfühlen
  • Umfang nicht sonderlich groß

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 6 von 10
6/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Umfang 6 von 10
6/10
7

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