
Die deutschen Entwickler MooneyeStudios bringen ein ruhiges, story-getriebenes Adventure, das einen besonderen Maya-Flair besitzt. Wir haben das Indie-Game getestet und sagen euch in unserem Review, was uns gefallen und was uns etwas gestört hat.
Atmosphärische Inszenierung
Das Spiel fängt unglaublich gut an. Es gibt eine kleine Story, viel wird aber nicht erklärt. Ein Wolf läuft einer sprechenden Lichtkugel hinterher und beide sind irgendwie Gefangene, ehemals Menschen, die sich aber nicht mehr an ihr früheres Leben erinnern. Zusammen wollen sie herausfinden, was passiert ist. Sofort läuft man mit dem Wolf auf einer großen, freien Wiese, erkundet bunt drauf los.
Alles spielt sich natürlich komplett ohne Gefahr. Lost Ember ist ein ruhiges, Story-basiertes Game, das am ehesten an ABZU erinnert. Das Spielziel ist meist relativ klar: Erinnerungen in Form von rotem Feuer oder Rauch finden und die Story auf sich einwirken lassen.
Das Ganze klappt ganz gut. Die Musik ist wunderbar komponiert, untermalt das Geschehen perfekt. Man fühlt sich sofort in die Welt hineinversetzt. Die Storyinszenierung (also, die Erinnerungen, die man sich ansieht) ist allerdings optisch nicht so ansprechend, da man nicht so viele Emotionen mitbekommt: Die Charaktere haben allesamt keine Gesichter, da in den Erinnerungen die Personen lebendige Steinstatuen sind. Das ist ein wenig schade. Bzgl. des Settings bewegen wir uns in einer Art südamerikanischen Maya-Umgebung, eine alte Zivilisation, die einst existierte. Die Story ist soweit auch sehr gut erzählt und wird gerade gegen Ende hin immer spannender, in welcher man plötzlich vor moralischen Zweideutigkeiten steht und versteht, wie die Beziehung Wolf und Lichtkugel zusammenhängt.
Wombats. VIELE Wombats. Und Glitches.
Die Erkundung geht aber nicht immer nur mit Wolf. Eins der Hauptfeatures ist die Möglichkeit, andere Tiere zu übernehmen. So übernimmt man sofort am Anfang ein Wombat, mit diesem kann man dann durch kleine Löcher und den Berg hinunterrollen. Hierzu gesellen sich aber über das gesamte Spiel nur circa ein dutzend weitere. Dabei wiederholen sich die Tiere sehr häufig und bringen auch nicht sonderlich viel zur Erkundung dazu. So können die maulwurfgroßen Gürteltiere lediglich graben, mit den Enten gleitet man ein wenig und die Wombats (von denen es einfach zu viele gibt) können halt durch kleine Löcher durch.
Bis in die Hälfte des Spiels fehlt es aber insgesamt ein wenig an Abwechslung. Man ist immer auf den großen Wiesenflächen unterwegs und es gibt immer nur Enten, Wombats und vielleicht mal ein Kolibri. Erst später kann Lost Ember punkten und wechselt das Setting mit Wüsten, Oasen, Büffeln, Elefanten, Papageien, Eislandschaften und Ziegen ab. Das funktioniert dann auch super, auch wenn das Gameplay trotzdem meist relativ einseitig ist. Das spiegelt sich auch in den hunderten, scheinbar beliebig versteckten Sammelobjekten wider: Pilze! Sie erfüllen überhaupt keinen Zweck, sind nicht mal in die Story verwickelt und sind in jeder kleinsten Ecke versteckt. Symptomatisch für ein Spiel, welches ein etwas zu großes Maß beansprucht, aber nicht den Content für den gewünschten Umfang hat.
Und leider, das muss man einfach erwähnen, ruckelt das Spiel sehr viel. Bei jeder neuen Passagen, in der eine neue Umgebung geladen werden muss, ruckelt es heftig, teils setzt auch die Musik aus. Zusätzlich hatten wir einige Glitches, in denen wir plötzlich über oder unter der Welt schwebten, uns nicht mehr bewegen konnten usw. In einem Spiel, in dem es um das reine „Erleben“ geht und die zu genießende, ruhige Atmosphäre das Hauptfeature ist, stören diese technischen Probleme sehr, das ist schade.
Fazit
Lost Ember ist ein wunderschönes Adventure mit tollem Setting und sehr ruhigem Erkundungsgameplay. Als Wolf die Welt erkunden und dann in die Haut von anderen Tieren springen, um Hindernisse zu überwinden, macht unglaublich Spaß. Schade ist, dass es ein wenig an Abwechslung fehlt, es zu wenig Tiere gibt, die Story mit gesichtslosen Steinstatuen manchmal an Emotionen vermissen lässt und die technischen Probleme wie Ruckler und Glitches für Brüche in der Atmosphäre sorgen.
Aber all dies sorgt nicht für einen Garaus und alle Fans von ruhigen Story-Adventures können weiterhin beruhigt zugreifen. Es bleibt eine schön erzählte Story.
Bewertung
Pro
- Fantastische Atmosphäre
- Ruhiges, angenehmes Gameplay
- Tolle Musikuntermalung
- Spannende Story
Contra
- Insgesamt wenig Abwechslung
- Story anfangs langatmig
- Viele Ruckler und Glitches
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