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Nach „The Bunker“ kommt das nächste Spiel von Wales Interactive, welches ein interaktiver Film ist. Die Realverfilmung in der das Gameplay einzig und allein auf Entscheidungen kommt verspricht einen spannenden Action-Plot mit reichlich schweren moralischen Dilemmata. Wir haben das Spiel für euch unter die Lupe genommen und sagen euch in unserem Review, warum das Ganze nicht so recht klappt.

Und es begann mit einer Spätschicht in der Tiefgarage…

Mathematikstudent Matt hat die Spätschicht in einem Autohaus, das scheinbar nur Luxuskarosserien beherbergt. Der Krimi fängt an, als er beim Inspizieren der Autos plötzlich dem Lauf einer Pistole entgegenblickt. Schneller als ihm recht ist, wird er in einen Raubüberfall der größeren Sorte verwickelt und ein spannender Plot bahnt sich an…

… doch leider bahnt er sich nur an. Das FMV-Spiel (full motion video) ist ein mehr oder weniger interaktiver Film, der mit echten Schauspielern gedreht wurde. Das einzige Gameplay, das sich bietet, sind ab und an Entscheidungen (ähnlich wie die Telltale-Spiele) die oft aus nur zwei oder drei Alternativen bestehen und ungefähr so aussehen: Helfe ich der jungen Dame, lüge ich sie an oder beharre ich darauf, dass ich ihr aufgrund meines Jobs nicht helfen darf? Wer weiß, was das später für Konsequenzen hat? Die vermeintlich spannende Story mit den schwierigen Entscheidungen entpuppt sich jedoch schnell als nicht besonders interessant, voll mit Logikfehlern, sehr viel offenen Fragen und selbst die insgesamt sieben verschiedenen, potentiellen Enden des Filmes sind allesamt recht unbefriedigend und hinterlassen die eine große Frage: Warum das Ganze?

Warum die Entscheidungen für ein inkonsequentes Drehbuch sorgen

Wir wollen vom Plot des Filmes nicht zu viel spoilern, deshalb geben wir nur dezente Beispiele. Das Problem von Late Shift ist, dass das Konzept des Krimis mit einem potentiell identifizierbaren Hauptprotagonisten (junger Student Anfang 20, unschuldig, nicht reich, leicht frustriert, allein) halt nicht mit dem Konzept der völligen Entscheidungsfreiheit der Handlungen funktioniert. Denn Spieler können unlogisch handeln und sind dennoch auf stets maximal ein-zwei Entscheidungsmöglichkeiten begrenzt. So kann ich in der einer Szene entscheiden, den ruhigen, friedlichen Weg zu wählen und direkt in der nächsten dann aber mich auf einen Kampf einlassen und rachsüchtig handeln. Das macht den Hauptprotagonisten zu einem komplett unlogischen Charakter und funktioniert meist zu schwarz/weiß.

Und dabei will uns Late Shift ständig den Moralapostel spielen lassen: Tue ich das Gute und gefährde mich selbst oder reagiere ich vollkommen eigennützig? Das Spiel versteht es einerseits dem Spieler dabei (ähnlich wie bei Telltale) stets ein schlechtes Gewissen zu machen und man hat immer, unabhängig von der tatsächlichen Entscheidung, das Gefühl, die falsche Option gewählt zu haben.

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Fazit

Es sieht von außen sehr spannend aus und bietet hochkarätige und überzeugende Bildgewalt. Doch letzlich kann Late Shift nicht wirklich überzeugen. Das unglaublich schwache und langweilige Drehbuch schafft es zu keinem Zeitpunkt, dass man mit den Charakteren des interaktiven Filmes wirklich mitfühlen kann. Gameplay-Entscheidungen wirken minimal, jeder der sieben Schlussszenen wirkt unabgeschlossen.

Hinzu kommen leichte Ruckler, nicht überspringbare Filmsequenzen in erneuten Durchgängen und eine katastrophale Übersetzung. Obwohl Late Shift zwischenzeitlich spannend ist und mich persönlich mit seinem Stil, dem Spieler bei jeder getroffenen Entscheidung ein schlechtes Gewissen zu machen, unglaublich wurmt (im positiven Sinne), so kann es schlussendlich einfach nicht überzeugen. Zu viele Ungereimtheiten, zu viele Inkonsequenzen und eine insgesamt einfach nicht wirklich dramatische Geschichte hinterlassen einen faden Nachgeschmack. Zumindest ist das Spiel nicht sonderlich teuer!


Bewertung

Pro

  • Zweites Mal Durchspielen ist recht spannend
  • Allgemein gutes Action-Kino (gute Schauspieler usw.)
  • Entscheidungen hinterlassen stets ein schlechtes Gewissen
  • Insgesamt 180 mögliche Entscheidungen und 7 verschiedene Enden

Contra

  • Uninteressantes, unlogisches Drehbuch
  • Leichte Ruckler in einigen Szenen
  • Katastrophale Übersetzung
  • Entscheidungen haben keine großen Auswirkungen
  • Inkonsequente und uninteressante Protagonisten
  • Beim erneuten Spielen keine Kapitelauswahl, kein Überspringen von Szenen und kein Zurückspulen möglich

Visuelle Effekte / Akkustik 7 von 10
7/10
Schauspieler 8 von 10
8/10
Drehbuch 3 von 10
3/10
Gameplay (Einfluss der Entscheidungen) 5 von 10
5/10
Spannung 6 von 10
6/10
Übersetzung 2 von 10
2/10
Wiederspielwert 6 von 10
6/10
6

1 Kommentar

XBU MrHyde Fr, 28.04.2017, 10:35 Uhr

Ich hatte mir deutlich mehr Spaß beim Anschauen / Handeln erhofft. Klingt ja doch nicht so prickelnd.